Auch Waldbrände wie hier in Griechenland werden durch die Klimakrise begünstigt.
Auch Waldbrände wie hier in Griechenland werden durch die Klimakrise begünstigt. dpa/Thodoris Nikolaou

Eigentlich ist es längst Konsens: Wenn wir das 1,5-Grad-Ziel, zu dem sich alle Länder dieser Erde verpflichtet haben, erreichen wollen, dann braucht es schnelle und vor allem wirksame Maßnahmen im Kampf gegen die Klimakrise. Doch trotz zahlreicher Berichte und Studien haben sich die führenden Industrienationen bislang nur zu Minimalmaßnahmen durchringen können. Eine neue Studie des Club of Rome zeigt nun aber noch einmal den Handlungsbedarf auf.

Das ist der Club of Rome

Der Club of Rome ist ein Zusammenschluss von Experten aus verschiedenen Disziplinen, der 1968 gegründet wurde. Durch den Bericht „Die Grenzen des Wachstums“, einer Studie zur Zukunft in der Weltwirtschaft, kam er 1972 in den weltweiten Diskurs. Die Kernaussage des Berichts, der mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, war grob gesagt: Wenn das Wachstum von Bevölkerung, Wirtschaft und Konsum ungehindert weitergehe, drohe Mitte des 21. Jahrhunderts die Katastrophe, Nahrungsmittel und Ressourcen würden schwinden. Eine Prognose, die immer wahrscheinlicher wird.

Der neue Bericht trägt den Titel „Ein Survivalguide für unseren Planeten“. Bei der Vorstellung erklärte der emeritierte norwegische Professor für Klimastrategie Jorgen Randers, dass die Menschheit nun endgültig am Scheideweg stehe und derzeit die Saat für den Zusammenbruch ganzer Weltregionen lege. Ein Beibehalten des bestehenden Wirtschaftssystems werde „Spannungen verstärken und den Wohlstand verringern“. 

Neben Randers, der auch schon an der Studie „Die Grenzen des Wachstums“ beteiligt war, arbeiteten auch Forscher des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, des Stockholm Resilience Centre und der Wirtschaftshochschule Norwegian Business School an dem Bericht beteiligt. Und der fordert nicht weniger als eine Kehrtwende. 

Club of Rome: Die Reichsten müssen den Weg aus der Krise bezahlen

Es seien dramatische Schritte auf Kosten der Reichsten nötig, um die Menschheit vor der Klimakatastrophe zu retten, heißt es. Ohne außergewöhnliche Maßnahmen zur Umverteilung in den nächsten 50 Jahren würden Gesellschaften so dysfunktional, dass sie kaum in der Lage seien, existenzielle Bedrohungen wie den Klimawandel anzugehen. Dann drohe eine Kombination aus politischer Destabilisierung und Stagnation. „Wir werden die Welt nicht retten, wenn nicht die reichsten zehn Prozent die Rechnung bezahlen“, erklärte Randers.

Der Club of Rome, vertreten durch Jorgen Randers (v. l.), Co-Autor „Grenzen des Wachstums“, Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Sandrine Dixson-Declève, Co-Präsidentin des Club of Rome, und Per Espen Stoknes, Norwegian Business School, bei der Vorstellung des neuen Buchs.
Der Club of Rome, vertreten durch Jorgen Randers (v. l.), Co-Autor „Grenzen des Wachstums“, Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Sandrine Dixson-Declève, Co-Präsidentin des Club of Rome, und Per Espen Stoknes, Norwegian Business School, bei der Vorstellung des neuen Buchs. dpa/Wolfgang Kumm

Fünf Kehrtwenden werden in dem Bericht skizziert. Diese betreffen die Bereiche Armut, Ungleichheit, Ernährung, Energie und die Ermächtigung von Frauen. Zusammen sollen diese Eckpfeiler nicht nur die Erderwärmung unter der 2-Grad-Marke halten, sondern auch die Armut beenden.

Dazu müssten Lebensmittel stärker lokal produziert und Verschwendung minimiert werden. Erneuerbare Energien müssen ausgebaut, fossile Träger wie Öl, Kohle und Gas schleunigst abgeschaltet werden – und zwar so schnell, dass der Treibhausgasausstoß alle zehn Jahre halbiert werde. Reiche Länder müssten ärmeren Staaten ihre Schulden erlassen und die vermögendsten Menschen müssen weltweit stärker besteuert werden.

Club of Rome: Die Welt braucht eine Kehrtwende

Dazu müssten Weltbank, Internationaler Währungsfonds und Welthandelsorganisation so umgestaltet werden, dass sie ökologische Wende sowie Investitionen in Klima, Nachhaltigkeit und Wohlergehen unterstützen. Es bräuchte Vermögenssteuern sowie die Schließung von Steueroasen. Würden alle diese Maßnahmen umgesetzt, habe die Menschheit eine gute Chance.

Komme es aber anders, also wenn die Entwicklung in etwa so bleibt wie in den vergangenen 40 Jahren, werde auch die Ungleichheit weiter wachsen, heißt es in dem Bericht. Diese werde zum Aufstieg von Populismus und Autoritarismus führen. Die Schere zwischen armen und reichen Regionen würde weiter aufgehen, Wohlstand gebe es dann nur noch im Privaten, während Staaten einer strikten Sparpolitik folgen müssten. Das 2-Grad-Ziel würde bereits 2050 gerissen, Klimamigration würde zunehmen, Pandemien würden sich häufen.

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Es ist ein Schreckensszenario, das aber nicht aus der Feder von Science-Fiction-Autoren kommt, sondern die jahrelange Arbeit zahlreicher renommierter Wissenschaftler ist. Die Politik ist am Zug, denn noch – auch das geht aus dem Bericht hervor – ist es nicht zu spät zum Handeln.