Preiserhöhung durch Mogelpackung: Wie uns die Lebensmittelindustrie in der Inflation übers Ohr hauen will!
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat viele Meldungen über Marken bekommen, die ihre Preise durch kleinere Portionen erhöhen.

Angetrieben von immer weiter steigenden Energiepreisen, die teilweise nicht mit normalen Marktmechanismen zu erklären sind, werden auch die Lebenserhaltungskosten immer teurer. Das dürfte jedem, der im vergangenen halben Jahr einen Supermarkt betreten hat, aufgefallen sein. Doch während manche Lebensmittelhersteller halbwegs transparent die Preise erhöhen, versuchen andere, die Verbraucher mit kleineren Packungen zu täuschen. Das geht auch auf Kosten der Nachhaltigkeit.
Verbraucherzentrale: So viele Mogelpackungen wie nie zuvor
Laut der Verbraucherzentrale Hamburg, die regelmäßig die Mogelpackung des Monats an Unternehmen vergibt, die versuchen, Preissteigerungen mit kleineren Packungsgrößen zu kaschieren, seien so viele Beschwerden zum Thema Mogelpackung eingegangen wie noch nie zuvor.
Auf der Mogelpackungsliste der Verbraucherschützer finden sich beispielsweise die „Ofen-Chips“ der Marke Funny Frisch, die beim gleichen Preis nun 125 Gramm statt 150 Gramm beinhalten. Ähnlich sieht es bei der „Bouillon mit Rind“ der Marke Knorr oder der beliebten Süßigkeit „Tropifrutti“ von Haribo aus.
Auffällig ist: Viele der Mogelpackungen im Monat August sind Margarine. Sowohl bei den Marken Becel, Sanella, Lätta und Rama wurden die Füllmengen bei gleichbleibendem Preis verkleinert. Alle Marken kommen übrigens vom Hersteller Upfield. Und so ist es nicht überraschend, dass die Verbraucherzentrale Hamburg eine dieser Marken – nämlich Rama – zur Mogelpackung des Monats ernennt.
Verbraucherzentrale: Rama verkleinert Portion, aber nicht die Packung
Denn statt 500 Gramm Rama-Margarine gibt es für 2,19 nun nur noch 400 Gramm. Das Perfide: Die Packungsgröße bleibt dabei sogar gleich. Laut der Verbraucherzentrale täusche das Unternehmen damit mehr Inhalt vor. Und auch in Sachen Nachhaltigkeit sei das kein guter Schritt. Denn nun brauche das Unternehmen für die gleiche Menge Margarine mehr Becher.
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Die Verbraucherschützer rechnen vor: „1000 Tonnen Rama müssen nun in einer halben Million mehr Plastikdosen abgefüllt werden“, heißt es auf der Homepage. „Eine gigantische und gleichzeitig sinnlose Ressourcenverschwendung.“ Dabei wirbt die Marke Rama auf ihrer Homepage mit Nachhaltigkeit sowie einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Auch das scheint eine Mogelpackung zu sein.
Mogelpackung: So begründet Rama den verdeckten Preisanstieg
Begründet hat das Unternehmen die versteckte Preiserhöhung gegenüber der Verbraucherzentrale übrigens mit „dramatischen Kostensteigerungen in unserer gesamten Lieferkette, einschließlich unserer Rohstoffe“. Man legt im Unternehmen aber Wert darauf, die neue Füllmenge gut sichtbar auf dem Produkt angebracht zu haben. Warum die Packungsgröße nicht reduziert wurde, verriet das Unternehmen nicht.
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Verbraucherschützer nennen dieses Phänomen, das zuletzt verstärkt und bei verschiedenen Unternehmen auftrat, Shrinkflation – ein Kofferwort aus Inflation und dem Wort „shrink“ für schrumpfen. In Zukunft wird das wohl öfter passieren, wie Marketing-Experte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf gegenüber der „Tagesschau“ erklärte. Der Grund dafür sei, dass viele Unternehmen sich scheuen, bestimmte Preisschwellen zu überschreiten, weil sie befürchten, dass dadurch die Absatzmenge sinkt. Da werden dann lieber Füllmengen verkleinert.