Deutliche Worte

Bundeswehr-General warnt: Müssen uns auf Verteidigungskrieg einstellen!

Russlands Aufrüstung sei enorm und könnte nicht in der Ukraine haltmachen. Auch ein Angriff auf NATO-Staaten hält Carsten Breuer für möglich.

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Schützenpanzer des Typs Marder werden auf einen Zug verladen. Der Generalinspekteur der Bundeswehr warnt vor einer russischen Aggression.
Schützenpanzer des Typs Marder werden auf einen Zug verladen. Der Generalinspekteur der Bundeswehr warnt vor einer russischen Aggression.Archivbild/Armin Weigel/dpa

Es sind bedrohliche Töne vom obersten Chef der Bundeswehr! Generalinspekteur Carsten Breuer sieht Mängel bei der Ertüchtigung der deutschen Streitkräfte für die Landes- und Bündnisverteidigung. „Wir sehen jetzt eine Bundeswehr, die hierfür noch nicht ausreichend aufgestellt ist“, sagte Breuer der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Es gebe „Strukturen, die schnelle und zielgerichtete Entscheidungen fast unmöglich machen“.

Die Bundeswehr sei über Jahre auf das internationale Krisenmanagement ausgerichtet worden. Das räche sich jetzt, wo Bündnis- und Landesverteidigung wieder im Mittelpunkt stehen, fuhr Breuer fort. Die Maßnahmen, mit welchen die Bundeswehr jetzt Abhilfe schaffen wolle, könnten sich nicht sofort auswirken, „obwohl wir die Abläufe enorm beschleunigt haben“. Panzer stünden eben nicht im Regal, „und man produziert sie nicht in einer Woche“.

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, warnt vor einer möglichen russischen Aggression gegen NATO-Staaten.
Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, warnt vor einer möglichen russischen Aggression gegen NATO-Staaten.Archivbild/Daniel Karmann/dpa

Russland rüstet massiv auf – „müssen vielleicht Verteidigungskrieg führen“

Besonders ein Land macht dem Generalinspekteur dabei Sorgen. Wie das Land „im Moment aufrüstet“, und wie Präsident Wladimir Putin sich positioniere, sei besonders besorgniserregend. Russland schickt immer neue Männer an die Front im überfallenen Nachbarland. Schätzungen zufolge könnten die Russen bereits jetzt über 200.000 Soldaten verloren haben. Dabei ist kein Ende in Sicht.

Doch der Bundeswehr-Generalinspekteur sieht kein Zurück in die Zeit vor der russischen Großinvasion in der Ukraine. Deutschland müsse sich an den Gedanken gewöhnen, „dass wir vielleicht einmal einen Verteidigungskrieg führen müssen“. Der Krieg in der Ukraine zeige dabei unter anderem die weiter wachsende Bedeutung von Drohnen in allen Bereichen, „von Aufklärung bis Wirkung“.

Unklare Zukunft der deutschen Landesverteidigung

Auf die Frage, ob die Bundeswehr einem eventuellen russischen Angriff auf die NATO nach einem möglichen Ende des Krieges in der Ukraine gewachsen sei, antwortete Breuer: „Ja. Punkt. Wir haben keine Alternative. Wir können uns verteidigen, und wir werden uns verteidigen.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte aus den sich ändernden Notwendigkeiten der Bundeswehr und dem aggressivem Verhalten Russlands heraus eine Zeitenwende und ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Ertüchtigung der Bundeswehr angekündigt. Damit sollen Deutschlands Streitkräfte ertüchtigt werden. Ob die Summe so umgesetzt wird und se überhaupt ausreicht, ist derzeit unklar.