Ermittler verhinderten den Anschlag

Mit Kleinlaster und Benzin: Was planten die Weihnachtsmarkt-Angreifer?

Vor Tagen wurden zwei 15 und 16 Jahre alte Jugendliche festgenommen – sie planten offenbar einen Angriff auf einen Weihnachtsmarkt in Leverkusen.

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Die beiden 15 und 16 Jahre alten Jugendlichen planten offenbar einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Leverkusen.
Die beiden 15 und 16 Jahre alten Jugendlichen planten offenbar einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Leverkusen.Roberto Pfeil/dpa

Für einige Zeit schien die Gefahr gebannt – doch nun ist die Angst vor dem Terror zurück in Deutschland. Der Grund ist die Festnahme zweier Jugendlicher, die unter Verdacht stehen, einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Leverkusen geplant zu haben. Bereits am Dienst klickten in Nordrhein-Westfalen und in Brandenburg die Handschellen. Aber: Was planten die beiden Jugendlichen konkret – und wie wollten Sie den Markt in Leverkusen angreifen? Das sind die bisherigen Erkenntnisse.

Zwei Terror-Verdächtige festgenommen: Was planten sie auf dem Weihnachtsmarkt?

Am Dienstag wurden die beiden unter Terrorverdacht stehenden Jugendlichen (15 und 16 Jahre alt) festgenommen – sie sollen mit dem sogenannten Islamischen Staat sympathisiert, einen schweren Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Leverkusen geplant haben. Konkret ging es ihnen es laut Generalstaatsanwaltschaft darum, „mittels einer durch Brennstoffe erzeugten Explosion eines Kleinlasters Anfang Dezember Besucher eines Weihnachtsmarktes in Leverkusen zu töten“, heißt es.

Offenbar hatten die beiden jungen Männer das Gebiet um den Opladener Platz in Leverkusen in den Blick genommen. Laut einem Bericht der Bild glaubt der Staatsschutz, dass die beiden Jugendlichen zunächst mit einem Fahrzeug in die Menschenmenge rasen, anschließend hätten sie Benzin verschütten und anzünden wollen, um möglichst viele „Ungläubige“ zu töten.

2016 raste Attentäter Anis Amri mit einem Lkw in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz.
2016 raste Attentäter Anis Amri mit einem Lkw in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz.Bernd von Jutrczenka/dpa

Wie weit die Planungen allerdings vorangeschritten waren: unklar. In ersten Berichten hieß es, einer der beiden Jugendlichen habe sich bereits einen Benzinkanister besorgt. Inzwischen erklärte Oberstaatsanwalt Holger Heming in Düsseldorf, man habe noch keine Brennstoffe gefunden. Auch gebe es keine Erkenntnisse, dass sich die beiden Jugendlichen schon einen Kleinlaster beschafft hatten. Allerdings habe es ein „sehr konkretes Gedankenmodell“ für die Planung der Tat gegeben, hieß es weiter. Sicherheitskreise bestätigten, dass sie die 15 und 16 Jahre alten Jugendlichen konkret für ihre Tat verabredeten.

Das Umfeld bekam von den Planungen offenbar nichts mit. In einem Bericht der „Bild“ hieß es, die Zeitung habe mit der Mutter des 15-Jährigen an ihrer Wohnungstür sprechen können. „Wir haben nichts geahnt, plötzlich kam die Polizei“, wird sie im Bericht zitiert. „Die haben sein Zimmer durchsucht, alles mitgenommen. Aber nichts Schlimmes gefunden. Wir haben noch nicht mit ihm reden können, ein Anwalt kümmert sich jetzt.“

Die beiden jungen Männer wollten nach dem Anschlag schnell ausreisen

Nach dem Anschlag planten die beiden jungen Männer wohl die schnelle Ausreise, heißt es. Sie wollten sich offenbar der terroristischen IS-Vereinigung „Provinz Khorasan“ anschließen, einem Ableger des IS, der schon seit einigen Jahren einen bewaffneten Konflikt mit den militant-islamistischen Taliban aus. Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) zeigte sich erleichtert, dass ein Anschlagsplan rechtzeitig vereitelt worden sei. Der Kommunale Ordnungsdienst werde die Weihnachtsmärkte im Blick behalten, auch wenn es derzeit keine akuten Hinweise auf eine weitere Gefahr gebe.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) warnte angesichts der Festnahmen und des Gaza-Kriegs vor Anschlägen. „Islamistische Terrororganisationen, aber auch islamistische Einzeltäter sind eine jederzeit bestehende, erhebliche Gefahr“, sagte sie in einem Interview. Der Gaza-Krieg habe unmittelbare Auswirkungen auf die Sicherheitslage. Schon vor Bekanntwerden der Festnahmen hatte auch der Verfassungsschutz gewarnt, dass die Gefahr für mögliche Terroranschläge gegen jüdische und israelische Personen und Einrichtungen sowie gegen „den Westen“ deutlich zugenommen habe.

Polizeigewerkschaft warnt vor Überlastung der Sicherheitskräfte

Angesichts der Bedrohungslage und unter Verweis auf die notwendige Absicherung von Weihnachtsmärkten forderte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) von Bund und Bundesländern bessere Arbeitsbedingungen für Beschäftigte der Sicherheitsbehörden. „Abwarten bis zu einem Terroranschlag darf es nicht geben, jetzt ist die Zeit zu handeln“, erklärte der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke. Die Arbeit der Behörden sei geprägt von „Dauerbelastung“, „Überstunden“ und einem „großen Verletzungsrisiko“, fügte Kopelke hinzu. Es brauche dringend „mehr Geld“ und „eine Priorisierung aller politischen Vorgänge zur Inneren Sicherheit“. ■