WDR berichtet

AfD an Remigrationstreffen in Potsdam stärker beteiligt als bekannt

Bei dem Geheimtreffen, an dem Rechtsradikale, Vertreter der Werteunion und der AfD teilnahmen, war laut WDR noch ein weiterer, wichtiger AfD-Vertreter dabei.

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Gästehaus in Potsdam: Hier haben AfD-Politiker und Rechtsradikale an einem geheimen Treffen teilgenommen.
Gästehaus in Potsdam: Hier haben AfD-Politiker und Rechtsradikale an einem geheimen Treffen teilgenommen.Jens Kalaene/dpa

Bisher spielt die AfD das „Potsdamer Treffen“ des rechtsextremen Gründers Gernot Mörig als „Privatveranstaltung“ herunter. Doch Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung belegen weitere Verbindungen in die AfD als bislang bekannt. Der Skandal um das von Correctiv enthüllte Geheimtreffen mehrerer Politiker der AfD und der Werteunion Ende November rückt damit immer näher an die AfD-Spitze um Alice Weidel heran.

Bislang war bekannt, dass neben einem AfD-Landtags- und einer AfD-Bundestagsabgeordneten auch Weidels persönlicher Mitarbeiter Roland Hartwig an dem Treffen im Landhaus Adlon teilgenommen hatten. Nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung gibt es jedoch offenbar einen weiteren Teilnehmer aus Weidels Umfeld: Arne Friedrich Mörig, der Sohn des Veranstalters dieses Treffens, Gernot Mörig.

Mörig junior wurde den Recherchen zufolge direkt aus Mitteln des AfD-Bundesvorstands bezahlt – und zwar aus dem persönlichen Budget, über das Alice Weidel als Parteichefin selbst verfügen kann. Mörig hatte bei dem Treffen in Potsdam auch einen Vortrag über die Gründung einer neurechten Social-Media-Agentur gehalten. Seit Ende 2022 soll er nach den Recherchen einen Vertrag von der AfD erhalten haben. Und für den AfD-Bundesvorstand soll er für Social Media zuständig gewesen sein. Der Vertrag soll inzwischen gekündigt worden sein.

Auch bei den Finanzen von Mörigs „Düsseldorfer Runde“ war offenbar ein AfD-Mitglied involviert

Gearbeitet haben soll der Mann allerdings nicht in der Bundesgeschäftsstelle. Ende 2023, nach dem Treffen in Potsdam und vor der Berichterstattung von Correctiv, soll Mörig die Pläne zur Gründung einer rechten Influencer-Agentur dann dem Vernehmen nach auch dem Bundesvorstand der AfD präsentiert haben. Weidel, Mörig, Hartwig und die AfD ließen Anfragen dazu unbeantwortet.

Auch bei den Finanzen von Mörigs „Düsseldorfer Runde“ war offenbar ein AfD-Mitglied involviert. In der Vergangenheit soll Organisator Gernot Mörig bei ähnlichen Treffen darauf hingewiesen haben, dass Spendengelder über das private Konto seines Schwagers laufen sollen. Bei diesem Schwager handelt es sich nach Recherchen von WDR, NDR und SZ um Thomas Grebien, der im Kreis Plön (Schleswig-Holstein) dem AfD-Kreisvorstand angehört.

Grebien, Schwager des Organisators Gernot Mörig, war Gründer der „Heimattreuen Deutschen Jugend“

Diese Recherche geht auf Ausgangsrecherchen und einen Hinweis der Investigativ-Abteilung von Greenpeace zurück. Grebien, der Schwager des Organisators Gernot Mörig, war einst Gründer und Ex-Vorstandsmitglied der 2009 verbotenen rechtsradikalen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ).

Auf Anfrage teilt der Kreisvorsitzende der AfD in Plön mit, die frühere Rolle seines Beisitzers bei der HDJ sowie im Hintergrund der „Düsseldorfer Runde“ sei ihm nicht bekannt gewesen. Zu Konsequenzen äußerte er sich nicht. Auch die Bundes-AfD wollte sich ebenso wie Thomas Grebien nicht zu den Recherchen äußern.

AfD und „Werteunion“: Entlassungen nach Teilnahme an dem Treffen

Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag, soll laut einem Bericht von WDR, NDR und der Süddeutsche Zeitung Arne Friedrich Mörig inzwischen entlassen haben. Sie hatte sich bereits nach dem Bericht von Correctiv von ihrem persönlichen Referenten Roland Hartwig getrennt. Zur Entlassung von Arne Friedrich Mörig hat sich Weidel laut „Berliner Zeitung“ noch nicht geäußert.

Die Stadt Köln hat einer Mitarbeiterin gekündigt, die ebenfalls an dem Treffen radikaler Rechter in Potsdam teilgenommen haben soll. Ein Sprecher der Stadt bestätigte, es sei im Zusammenhang mit besagtem Treffen zu der Kündigung einer Beschäftigten der Stadt Köln gekommen. Weitere Details nannte er nicht. Nach dpa-Informationen handelt es sich dabei um die NRW-Vorsitzende der konservativen „Werteunion“. Die Fraktion der Grünen im Rat von Köln erklärte, es gehe um eine fristlose Kündigung. Rechtsextremismus werde in Köln nicht geduldet, auch nicht bei der Stadt, hieß es.■