Hunderttausende, auch in Berlin, gehen bundesweit auf die Straßen, um gegen Rechtsextremismus und die AfD zu protestieren. Auslöser war ein Geheimtreffen in Potsdam, bei dem Rechtsextreme Pläne einer massenhaften Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland diskutierten. Mit dabei AfD-Politiker. Und das macht die Partei anscheinend für Extrem-Rechte attraktiver. Seit dem Bekanntwerden des Treffens verzeichnet die AfD stark steigende Mitgliederzahlen.
Seit dem 10. Januar: 63 Neuanträge auf Mitgliedschaft in der AfD
Am 10. Januar hatte das Recherchenetzwerk Correctiv über das Geheimtreffen in der Potsdamer Villa Adlon und die perfiden Pläne einer sogenannten Remigration berichtet. Laut einer Recherche von RBB24 sind bei der Berliner AfD seit dem 10. Januar innerhalb von drei Wochen 63 Anträge auf eine Mitgliedschaft und drei Austrittsgesuche eingegangen.
Das entspricht bei der AfD fast einem Viertel des gesamten Zuwachses im Jahr 2023. Zum Vergleich: Die Gesamtzahl an Berliner AfD-Neumitgliedern im Jahr 2023 betrug 289 Mitglieder.
Ähnlich sieht es bundesweit aus. Den größten Zuwachs verzeichnet seit dem 10. Januar die AfD in Nordrhein-Westfalen, die 250 Neuanträge auf Parteimitgliedschaft vermeldet. In Hessen sind es 99, in Sachsen-Anhalt 51. Nur in der Höcke-Heimat Thüringen brauchte es das Geheimtreffen nicht mehr, um die Extrem-Rechten zu mobilisieren. Hier gab es nur zwei Neuanträge auf Mitgliedschaft.
Der Berliner AfD-Parteisprecher Ronald Gläser erklärt, dass viele der potenziellen Neumitglieder ihre Anträge damit begründen, dass sie nun erst recht einer „Hetzkampagne gegen die AfD“ entgegentreten wollten.

Die SPD verzeichnet in Berlin viele Parteiaustritte
Wolfgang Schroeder, Politologe und Parteienforscher an der Universität Kassel, ist nicht überrascht, dass Menschen trotz der vielen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in die AfD eintreten wollen, wie er RBB24 erklärt: „Das ist so eine Strategie der Innen-Schließung. Da wird der Eindruck erweckt: Wir müssen uns wehren. Das ist ein Moment der Selbstbehauptung.“
Die AfD hat als einzige der im Berliner Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien im vergangenen Jahr bei den Mitgliederzahlen stark zugelegt – von 1047 auf 1336 (plus 28 Prozent). Auch wenn sie damit immer noch die mit Abstand kleinste Partei bleibt. SPD verliert stark und rutscht durch den Verlust von 878 Mitgliedern unter die 18.000er-Grenze. Die CDU gewann 86 neue Mitglieder, die Linke 85 und die Grünen 18. ■