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Störtebeker-Festspiele: Wie die Piraten mich auf Rügen kaperten

Eigentlich ist unser Autor kein Fan riesiger Shows. Doch bei einem Besuch auf Rügen zogen ihn die Störtebeker-Festspiele und die Naturbühne Ralswiek in den Bann.

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Bei den Störtebeker-Festspielen verliert dieses Jahr der Namensgeber seinen Kopf. Das Stück ist ein großes Spektakel und hat auch unseren Autor in den Bann gezogen.
Bei den Störtebeker-Festspielen verliert dieses Jahr der Namensgeber seinen Kopf. Das Stück ist ein großes Spektakel und hat auch unseren Autor in den Bann gezogen.Jens Koehler/Imago

Das Biepen an den Zugängen zu den Störtebeker-Festspielen ist unaufhörlich. Schon auf dem Parkplatz Kennzeichen aus dem gesamten Bundesgebiet. Immer, wenn das Ticket eines Zuschauers gescannt wird, erklingt der Ton. Biep. Biep. Biep. Und an diesem lauen Sommerabend Ende Juli erklingt der Ton häufig. Mehr als 8000 Zuschauer fasst die Naturbühne Ralswiek auf Rügen und an diesem Abend sind die Zuschauerränge proppenvoll. 

Der Zauber der Störtebeker-Festspiele ist ungebrochen. Auch ich bin hier, um mir dieses Spektakel einmal anzuschauen. Bisher hat es mich noch nie hierhergezogen. Doch für eine Reportage zu einem Blick hinter die Kulissen der Störtebeker Festspiele schaue ich mir natürlich auch die Show davor an. 

Störtebeker-Festspiele bieten Plot für jedermann

Zum Beginn der Show um 20 Uhr haben sich fast alle Zuschauer eingefunden, halten ein Bier oder etwas zum Snacken mitgebracht. Ein Sprecher führt in die Geschichte ein. Es ist das Ende einer kleinen Ära. Denn mit „Hamburg 1401“geht bei den Störtebeker-Festspielen wieder einmal ein Zyklus zu Ende. In sechs Shows wird das Leben des Ostsee-Piraten Klaus Störtebeker erzählt. Die Show dieses Jahr ist die letzte aus dem Zyklus.

Im Plot kann man sich durchaus wiederfinden: Denn die Piraten werden aus der heißgeliebten Ostsee in die Westsee vertrieben – doch für die Ossis wird die zu einem echten Haifischbecken. Denn die Mächte des Nordens wollen dem Treiben der Seeräuber ein Ende bereiten. Intrigen werden gesponnen, das reiche Hamburg setzt sich durch. Am Ende landet der tapfere Seeräuber, der so etwas wie die Piratenversion von Robin Hood ist, aber auf dem Schafott. 

Die Naturbühne Ralswiek mit der spektakulären Kulisse ist schon sehenswert.
Die Naturbühne Ralswiek mit der spektakulären Kulisse ist schon sehenswert.Jens Koehler/Imago

Riesige Naturbühne Ralswiek beeindruckt jeden Besucher

Doch allein schon die riesige Naturbühne ist einen Besuch wert. Auf dem Großen Jasmunder Bodden fahren sogar Boote, die Teil der Show sind. Oder wie es Schauspieler Charles Lemming später in einem Interview über die Kulisse sagt: „Da muss man sich nicht viel imaginieren.“ Auch für die Schauspieler gibt es auf der Bühne immer wieder Gänsehauptmomente: „Besonders wenn Vollmond zu sehen ist und man auf dem Pferd sitzt“, so Lemming.

Immer wieder gibt es spektakuläre Effekte mit Pyrotechnik. Die Beleuchtung der beeindruckenden Kulisse ist perfekt und sehr detailverliebt. Die Schauspieler wirken alle sehr involviert. In die Stücke hat man wohl auch absichtlich Charaktere eingebaut, mit denen die Menschen sympathisieren können, die sie hassen oder über die sie lachen können. „Gödeke Michels ist sehr facettenreich. Der hat zum Beispiel auch eine Weiche Seite“, erzählt mir Alexander Hanfland, der bei den Störtebeker-Festspielen den zweiten Piratenchef spielt, später über seinen Charakter. Andererseits sei er auch ein Haudrauf und stürme manchmal einfach los. „Aber das Wilde hat ja jeder. Für den Gödeke ist alles eine große Party.“

Wolfgang Lippert darf bei den Störtebeker-Festspielen mit seinen Osthits nicht fehlen.
Wolfgang Lippert darf bei den Störtebeker-Festspielen mit seinen Osthits nicht fehlen.Peter Althaus

„Lippi“ darf natürlich nicht fehlen

Besonders gefällt mir auch Charles Lemming in seiner Rolle als Siggi. Über seinen Charakter sagt er: „Siggi ist gewitzt, komisch, weiß, wozu er gehört. Mitunter fährt er zwar auch Dinge gegen die Wand, aber er weiß, wozu er gehört.“ Auch der ein oder andere Witz wird gerissen und bringt das Publikum zum Lachen. 

Und dann ist da auch noch der Balladensänger. Jedes Mal, wenn Wolfgang Lippert auf der Bühne steht und einen Ost-Hit singt, rufen einige laut „Lippi“. Der Entertainer genießt bei den Störtebeker Festspielen Kultstatus. Nach seinen Einsätzen rennt der 72-Jährige von der Bühne - da erblassen manch Jüngere vor Neid.

Die Pause der Festspiele kommt gelegen. Die Schlangen vor den Essensständen und den Toiletten sind endlos. Besonders beliebt: Popcorn! Hunderte tragen die Tüten zurück an ihre Plätze. Es fühlt sich tatsächlich an wie im Kino. Und auch ich ertappe mich dabei, wie ich vom Stück mittlerweile recht gefesselt bin. Nach der Pause besonders toll: Die Dunkelheit hat übernommen und nun sieht man die tolle Kulisse nochmal besser beleuchtet. 

Riesiges Feuerwerk zum Abschluss

Besonders Respekt verlangen mir auch die vielen Szenen mit Pferden ab. Die Schauspieler reiten häufig auf Pferde, müssen die Tiere kontrollieren, dabei Text sprechen.

Als das Stück nach insgesamt knapp drei Stunden zu Ende ist, erleuchtet ein spektakuläres Höhenfeuerwerk den Nachthimmel. Es ist ein krönender Abschluss für den Abend bei den Störtebeker-Festspielen. Für die Schauspieler und alle Beteiligten gibt es riesigen Applaus. Im kommenden Jahr beginnt der Störtebeker-Zyklus wieder von vorne – wenn er auch jedes Mal etwas anders ist. Und ich muss sagen, dass ich Lust bekommen habe, mir auch die anderen Teile anzuschauen. Vielleicht sehen sie mich also dort im kommenden Jahr.

Die Störtebeker-Festspiele mit dem Stück „Hamburg 1401“ laufen noch bis zum 31. August bei jedem Wetter von Montag bis Samstag jeweils um 20 Uhr auf der Naturbühne Ralswiek. Karten sind gibt es ab 20 Euro für Erwachsene und 10 Euro für Kinder auf der Website stoertebeker.de.