Neben der Bühne

Störtebeker-Festspiele ganz intim: Die Geheimnisse der Piraten-Show

Abseits der großen Bühne arbeiten viele daran, den Besuchern der Störtebeker-Festspiele eine tolle Show zu bieten. KURIER stellt einige der wichtigen Menschen im Hintergrund vor.

Teilen
Hinter den Kulissen der Störtebeker-Festspiele arbeiten viele an einem Mega-Spektakel für die Zuschauer.
Hinter den Kulissen der Störtebeker-Festspiele arbeiten viele an einem Mega-Spektakel für die Zuschauer.Jens Koehler/Imago

Wenn auf der Naturbühne Ralswiek, mit dem wunderschönen Blick über den Jasmunder Bodden die Show beginnt, dann fokussieren sich alle Blicke auf die Schauspieler, die Kulisse und die Tiere auf der Bühne. Doch vor und während der Show passiert viel, von dem die Zuschauer gar nichts mitbekommen. Der KURIER hat sich deshalb mal hinter den Kulissen der Störtebeker Festspiele umgesehen und gibt einen exklusiven Einblick.

Chefmaskenbildnerin Carola XXX kümmert sich um die Haare von Schauspieler Alexander Hanfland.
Chefmaskenbildnerin Carola XXX kümmert sich um die Haare von Schauspieler Alexander Hanfland.Peter Althaus

Schmerzfreie Frisuren für die Schauspieler

Kurz vor Beginn der Show sitzt Schauspieler Alexander Hanfland bei Carola Wetzel in der Maske. Eigentlich lässt sich die Chefmaskenbildnerin nicht gern stören aber für den KURIER macht sie eine Ausnahme. „Ich liebe die Frickelei“, sagt sie während sie Hanfland einen Zopf für dessen Rolle als Gödeke Michels flechtet. „Das muss passen, die Frisur darf auch nicht schmerzen“, erklärt sie ihr Handwerk. Doch nun muss sie sich beeilen, gleich beginne die Vorstellung. Zwischendurch gebe es auch noch mehrere Kostümwechsel, sie sei immer auf Abruf, schiebt sie noch ein.

Die Schauspieler wüssten vor allem anhand von Stichwörtern, die jemand auf der Bühne sage, wann sie dran seien. „Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, muss man blitzschnell reagieren, so wie Torwart“, so Hanfland, der den Gödeke im Stück spielt.

Störtebeker verliert dieses Jahr seine Rübe. Damit bei Schauspieler Moritz Stephan der echte Kopf dranbleibt, muss die Requisite kreativ werden.
Störtebeker verliert dieses Jahr seine Rübe. Damit bei Schauspieler Moritz Stephan der echte Kopf dranbleibt, muss die Requisite kreativ werden.Peter Althaus
Sven Geist leitet die Requisite.
Sven Geist leitet die Requisite.Peter Althaus

Requisite präpariert alles, damit der Kopf nicht wirklich ab ist

Etwas ruhiger als in der Maske geht es beim Chef der Requisite zu. Sven Geist (55) kümmert sich unter anderem um die Waffen. „Wichtig ist, dass wir einen schönen Schaukampf haben“, sagt er. Vor der Saison baue man unter anderem die Kutschen. Schief gehen dürfe bei seiner Arbeit nichts, denn häufig seien die Requisiten in brenzligem Einsatz. „Wir sind auch für die Enthauptung zuständig“, sagt Sven Geist. In diesem Jahr verliert Klaus Störtebeker vor allen Gästen seinen Kopf.

Bei den Schauspielern hingegen kommt es durchaus mal zu Pannen. „Letztens war Sand auf dem Steigbügel meines Pferdes“, berichtet Alexander Hanfland. „Da bin ich abgerutscht.“ Nur einmal sei er auf der nassen Bühne ausgerutscht. Aber da hätten die Kollegen eben improvisiert und es sei kaum aufgefallen. „Wichtig ist, dass man nicht liegen bleibt.“

Schauspieler Charles Lemming ist bei einer Show schon mal direkt in die Pferdeäpfel gefallen.
Schauspieler Charles Lemming ist bei einer Show schon mal direkt in die Pferdeäpfel gefallen.Peter Althaus

Beim Reiten in die Pferdeäpfel gefallen

Charles Lemming, der dieses Jahr den Siggi spielt, kann die Geschichte noch toppen. „Bei einer Vorstellung fiel ich mal in einen Pferdehaufen. Das haben aber nur die Kollegen mitbekommen und sich sehr amüsiert.“

Auch mit Regen müsse man eben klar kommen. Die Störtebeker Festspiele finden bei jedem Wetter statt. Den Schauspielern scheint es nicht so viel auszumachen. „Ich kann dem durchaus was abgewinnen, auch wenn ich es den Kollegen nicht wünsche“, berichtet Charles Lemming. Einmal habe man auch während eines einsetzenden Gewitters gespielt. „Gerade als ich auf die Bühne ritt und mein Schwert emporstreckte, donnerte und blitzte es plötzlich. Da zog ich das ganz schnell wieder runter“, berichtet der Schauspieler und lacht dabei herzlich.

Horst Zimmermann (75) Ist einer der mehr als 100 Kleindarsteller bei den Festspielen.
Horst Zimmermann (75) Ist einer der mehr als 100 Kleindarsteller bei den Festspielen.Peter Althaus

Harmonisches Verhältnis zwischen den Mitarbeitern

Zwischen den Mitarbeitern hingegen krache es bei den den Störtebeker Festspielen hinter den Kulissen aber eigentlich nie. „Es gibt hier keine Fehden. Ganz im Gegenteil. Es herrscht ganz viel Respekt und Verständnis für die anderen Gewerke“, so Alexander Hanfland. „Hier kann keiner ohne den anderen.“

Auch vermeintlich kleine Rädchen sind dabei wichtige Bestandteile der großen Show – wie die Kleindarsteller. „Ich mache das schon seit zehn Jahren“, sagt Horst Zimmermann (75) der aus Gustow auf Rügen extra für die Vorstellungen nach Ralswiek kommt. „Ich mache das aus Spaß an der Freude“, sagt er. „Man lernt hier aber auch viele Leute kennen.“ Stress sei es aber durchaus. „Ich habe fünf Rollen. Da muss man sich schon ganz schön oft umziehen.“

Mit einem Knall wird die brennende Mühle gelöscht. Auf die Idee für den Spezialeffekt dafür kam Schauspieler Charles Lemming.
Mit einem Knall wird die brennende Mühle gelöscht. Auf die Idee für den Spezialeffekt dafür kam Schauspieler Charles Lemming.Peter Althaus

Mit der Beleuchtung die Leute verzaubern

Auch die Schauspieler helfen mitunter bei ganz anderen Dingen mit. „Ich mag die Spezialeffekte. Der ‚Kleine Drecksack‘, der die Mühle beim Feuer während des Stücks löscht, war meine Idee“, ist Charles Lemming stolz. In der Szene explodiert Pyrotechnik im Wasser und schleudert genug kühles Nass auf die brennende Mühle, um sie zu löschen. „Da applaudieren dann 6000 Leute, da freut man sich schon.“ Überhaupt loben viele Beteiligte immer wieder die Pyrotechniker um Fred „Feuerstein“ und Tim „TNT“ Braeutigam. Das Feuerwerk am Ende der Show gehört zu den Highlights des Abends.

Eric Schaubs kümmert sich darum, dass die Kulisse perfekt ausgeleuchtet ist.
Eric Schaubs kümmert sich darum, dass die Kulisse perfekt ausgeleuchtet ist.Peter Althaus

Doch es muss nicht nur knallen. Am Rand der Bühne sitzt Lichtmeister Eric Schaubs und steuert mit seiner Technik die optimale Beleuchtung der kompletten Kulisse und aller Schauspieler. „Ich kann mich selbst nicht dran sattsehen“, so Schaubs. Der kleine Raum neben der Bühne sei sein Reich, das er sich selbst geschaffen habe und das er auch ständig weiterentwickle. Für ihn sei seine Tätigkeit nicht nur ein Job. „Das ist meine Leidenschaft. Ich liebe es die Leute zu verzaubern.“

Training für die Stars mit Flügeln

Ein Gefühl, das ein Mann auch kennt, der für einige andere Publikumslieblinge zuständig ist. Bei den Störtebeker-Festspielen sind auch immer wieder Vögel im Einsatz. Dafür arbeiten die Festspiele eng mit der Falknerei von Lisa und Volker Walter zusammen. Ganz wie die Menschen, so hätten auch die Tiere eine Art Lampenfieber. „Die kennen sogar die Musik wenn sie dran sind und werden dann schon ganz hektisch und wollen raus auf die Bühne“, so Volker Walter, der Adler, Bussarde, Eulen und Falken über Jahre trainiert. 

Volker Walter betreibt eine Falknerei und trainiert die Vögel für die Stücke.
Volker Walter betreibt eine Falknerei und trainiert die Vögel für die Stücke.Peter Althaus

Doch wenn man über viele Wochen sechs Tage die Woche die gleichen Arbeiten verrichtet, dann stellt sich wohl auch ein Gewöhnungseffekt ein. Zwischen den Szenen erledigen die Schauspieler oft Dinge, um die Fans zu erfreuen. „Da schreiben wir zum Beispiel Autogrammkarten vor“, so Schauspieler Alexander Hanfland.

Für den korrekten Ablauf helfe eine eiserne Regel. „Wir werden nicht krank“, wiederholten gleich mehrere Beteiligte gegenüber dem Reporter das Mantra in Ralswiek.

Und nicht selten habe man sogar Deja-vus. „Da treffe ich zum Beispiel an verschiedenen Abenden genau zur selben Zeit die selbe Person auf der gleichen Toilette wieder. Da muss man dann schon schmunzeln“, berichtet Alexander Hanfland. So ist das eben in einem gut laufenden Uhrwerk. 

Die Störtebeker-Festspiele mit dem Stück „Hamburg 1401“ laufen noch bis zum 31. August bei jedem Wetter von Montag bis Samstag jeweils um 20 Uhr auf der Naturbühne Ralswiek. Karten sind gibt es ab 20 Euro für Erwachsene und 10 Euro für Kinder auf der Website stoertebeker.de.