Deutschland ächzt unter der Sommer-Hitze – schon in den vergangenen Tagen wurden die bisherigen Temperaturrekorde gebrochen … und der Sommer ist noch lange nicht vorbei. Da gönnen sich viele gern ein erfrischendes Eis. Es gibt nur ein Problem: Wer das will, muss teilweise tief in die Tasche greifen. In den vergangenen Jahren wurde das Eis immer teurer – wer sich mit der Familie eine Kugel gönnen will, muss sich auf eine ordentliche Rechnung einstellen. Jetzt gibt es deshalb sogar die erste Eisdiele, in der nach Gramm-Preis abgerechnet wird!
Na, wie wäre es an einem heißen Tag mal mit einer leckeren Kugel Eis? Das sommerliche Vergnügen gönnt man sich gern – doch viele überlegen vor dem Kauf lieber zweimal. Denn: Der Preis steigt! Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche kostet die Kugel in der Saison 2024 im Durchschnitt 1,70 Euro – damit habe sich der Preis seit den 1980er-Jahren verfünffacht, schreibt das Blatt. Die Gründe für den Anstieg sind vielseitig: Personalkosten, Energiekosten, Miete, Preise für Rohrstoffe. All das ist in den vergangenen Jahren nach oben geklettert, naturgemäß muss das Eis teurer werden.

Das sorgt allerdings gerade im Sommer für ordentlich Wut an der Eistheke! „Damals 1997 oder so in der Fußgängerzone in Harburg bei uns … Kugel Eis 50 Pfennig“, schreibt etwa eine Frau unter einem Beitrag auf Facebook, in dem die hohen Eis-Preise diskutiert werden. „Langsam versteh ich die alten Leute die immer über früher schwadronieren …“ Ein anderer Nutzer kommentiert: „In Kiel ne Kugel Eis 1,90 das nicht mehr normal.“ Auf Facebook machte in den vergangenen Tagen auch eine ironische Grafik die Runde – sie deutete an, dass man für den Preis, für den es heute nur eine leere Waffel gibt, früher eine große Eiswaffel mit drei Kugeln Eis bekam.

In Baden-Württemberg gibt es aufgrund der hohen Preise jetzt eine Neuheit – die erste Eisdiele, die das Eis grammgenau wie an der Wursttheke abrechnet! Kein Scherz: In einem Café in Gaggenau bei Baden-Baden wird der Preis für die Kugel individuell mit der Waage bestimmt. Klingt erst einmal fies, soll aber besonders fair sein. Denn: So müssen auch Kundinnen und Kunden mit kleinem Geldbeutel nicht auf das Eis verzichten. „Das ist eine Chance, mit meinen Mitmenschen solidarisch zu sein“, sagt der Inhaber des Cafés Brezels, Michael Böhmer.
Erstes Eiscafé in Baden-Württemberg rechnet die Eiscreme nach Gramm ab!
Die Kundschaft könne die Bestellung an ihr Portemonnaie anpassen. Und zahle dann genau für das, was sie bekomme. „Das ist eine gerechte Geschichte.“ Teilweise unterschied sich das Gewicht der Kugeln, die seine Mitarbeiterinnen aus der gekühlten Theke holten, um bis zu 30 Gramm, hat Böhmer festgestellt. Alle kosteten aber dasselbe. Seit dieser Saison rechnet er das Eis deshalb in Gramm ab: 100 Gramm kosten zwei Euro. Als Orientierung gibt er an: Eine Kugel Eis wiegt im Schnitt 80 Gramm, was 1,60 Euro entspricht. Beim Eisverkauf erwische das viele Leute buchstäblich kalt. „Ich merke an den Reaktionen: Die sind alle überrascht, aber auch positiv überrascht“, sagt der Chef des Cafés.
Übrigens: In Deutschland bezahlt man für eine Kugel Eis weniger als anderswo in Europa. In Spanien, Italien oder Frankreich liege der Preis zwischen 3 Euro und 4,50 Euro. Da können sich die Naschkatzen hierzulande also noch glücklich schätzen. Laut Union der italienischen Speiseeishersteller hängt der Preis auch stark von der Lage ab – in München in der Fußgängerzone ist der Preis pro Kugel sicher teurer als am Kiosk im brandenburgischen Hinterland. Ob in Zukunft mehr Eisverkäufer auf die Abrechnung per Waage ausweichen, wird sich zeigen. Café-Chef Michael Böhmer sagt jedenfalls: „Für mich gibt es kein Zurück mehr.“ ■
Wie stehen Sie zu den aktuellen Eis-Preisen? Finden Sie die Preise an den Eisdielen in Ordnung – oder überlegen Sie zweimal, ob Sie sich eine Kugel gönnen? Schicken Sie uns Ihre Meinung an leser-bk@berlinerverlag.com – wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!