Menschen, die unter Schlafapnoe leiden, das heißt, deren Atmung im Schlaf immer wieder kurzzeitig aussetzt, müssen zur Behandlung bisher eine lästige Atemmaske tragen. Denn gab es keine Tabletten gegen die gefährliche Krankheit. Nun hat die US-Arzneimittelbehörde erstmals ein Medikament zugelassen. Übergewichtige Menschen nutzen es bereits zum Abnehmen.
Wenn Menschen im Schlaf nicht nur schnarchen, sondern auch flach atmen und bei denen immer wieder für einige Sekunden die Atmung aussetzt, leiden sie an einer sogenannten obstruktiven Schlafapnoe. Laut der Krankenkasse AOK sind in Deutschland drei Prozent der Frauen und fünf Prozent der Männer betroffen – weltweit wird die Zahl der Betroffenen auf über 900 Millionen geschätzt. Nun hat die US-amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde, die Food and Drug Administration (FDA), ein Medikament zur Behandlung dieser Erkrankung zugelassen.
„Die heutige Zulassung stellt die erste medikamentöse Behandlungsoption für bestimmte Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe dar“, sagt Sally Seymour, die Leiterin der zuständigen Abteilung der FDA. Das sei ein „großer Fortschritt“ für diese Patienten.
Obwohl obstruktive Schlafapnoe jeden betreffen kann, tritt sie laut der FDA häufiger bei übergewichtigen und fettleibigen Personen auf. Das neu zugelassene Medikament Zepbound, das den Wirkstoff Tirzepatid enthält, verringert den Appetit und die Nahrungsaufnahme. In den USA ist dieses Abnehmmedikament des Pharmakonzerns Eli Lilly seit 2023 erhältlich.
Laut Studien der FDA hilft Zepbound, indem es das Körpergewicht reduziert, auch bei obstruktiver Schlafapnoe. Die US-Behörde hat das Medikament zur Behandlung von Erwachsenen mit Adipositas zugelassen. Zudem wird empfohlen, dass die Patienten sich kalorienbewusst ernähren und mehr körperliche Aktivität in ihren Alltag integrieren.

Medikament ist in Deutschland nicht erhältlich
Bisher wird Schlafapnoe hauptsächlich mit einer CPAP-Therapie behandelt, bei der Patienten nachts eine spezielle Nasenmaske tragen, um die Atmung zu verbessern. Diese Maske kann jedoch gewöhnungsbedürftig sein und viele empfinden sie als störend. Eine alternative Behandlungsmethode ist die Unterkieferprotrusionsschiene: Diese Kunststoffschienen drücken den Unterkiefer sanft nach vorne und halten die Atemwege offen.
Die FDA stützt ihre Zulassung auf zwei Studien mit insgesamt 469 Erwachsenen ohne Typ-2-Diabetes. In einer der Studien wurden die Teilnehmer mit einer CPAP-Therapie behandelt, während in der anderen Studie die Teilnehmer entweder nicht in der Lage waren oder diese Therapie nicht anwenden wollten.
In beiden Studien wurden die Teilnehmer zufällig in zwei Gruppen eingeteilt, wobei eine Gruppe Zepbound und die andere ein Placebo erhielt. Diese Behandlung dauerte 52 Wochen und fand einmal wöchentlich statt. Anschließend wurde untersucht, wie häufig die Personen während des Schlafs flach atmeten oder ob ihre Atmung ganz aussetzte. Nach der Behandlungsphase zeigte sich, dass sich die Schlafapnoe bei den Teilnehmern, die Zepbound erhalten hatten, im Vergleich zur Placebo-Gruppe sowohl statistisch signifikant als auch klinisch relevant verbessert hatte.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat das Eli-Lilly-Medikament Mounjaro, das denselben Wirkstoff enthält, kürzlich nicht für die Behandlung von obstruktiver Schlafapnoe zugelassen. In der EU ist es jedoch bereits zur Behandlung von Typ-2-Diabetes sowie Fettleibigkeit und Übergewicht zugelassen.
In ihrer Mitteilung erkannte die EMA an, dass Mounjaro übergewichtigen Patienten auch bei obstruktiver Schlafapnoe helfen kann. Da diese Patienten bereits mit der bestehenden Zulassung behandelt werden können, sei eine zusätzliche Zulassung für die spezifische Behandlung von Schlafapnoe nicht erforderlich. ■