Bluttat in Bayern

Psychiatrie-Arzt (64) erstochen: Unter Verdacht steht ein ehemaliger Patient

Über das Motiv rätseln die Ermittler. Der mutmaßliche Täter (40) war aus Norddeutschland nach Oberbayern gereist 

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Auf dem Gelände des Inn-Salzach-Klinikums Gabersee in Wasserburg am Inn ist ein Arzt getötet worden. Unter Tatverdacht wurde ein ehemaliger Patient festgenommen. 
Auf dem Gelände des Inn-Salzach-Klinikums Gabersee in Wasserburg am Inn ist ein Arzt getötet worden. Unter Tatverdacht wurde ein ehemaliger Patient festgenommen. Uwe Lein/dpa

Ein Arzt (64) arbeitet mit Straftätern in einem psychiatrischen Krankenhaus. Nach Dienstschluss wird er plötzlich vor der Klinik angegriffen und stirbt. Ein Tatverdächtiger lässt sich widerstandslos festnehmen.  Er kam aus Norddeutschland angereist, war ein ehemaliger Patient. 

Ein Mediziner, der mit psychisch kranken und suchtkranken Straftätern arbeitete, ist in Oberbayern mit einem Küchenmesser angegriffen und getötet worden. Der Tatverdächtige ist laut Informationen der dpa nach ersten Ermittlungen ein ehemaliger Patient des Opfers. Polizei und Staatsanwaltschaft teilten am Dienstag dazu nur mit, es gebe Hinweise darauf, „dass zwischen dem Opfer und dem mutmaßlichen Täter vor einigen Jahren ein berufsbedingter Kontakt bestand“. Bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen Deutschen (40) aus Norddeutschland, wie der Bayerische Rundfunk (BR) berichtet. Er wurde aktuell nicht in der Klinik behandelt, kam angereist. 

Zeuge fand den verletzten Arzt

Ein Zeuge hatte am Montagabend kurz nach 18.00 Uhr Polizisten auf das Opfer aufmerksam gemacht. Die Beamten waren eigentlich wegen eines anderen Einsatzes auf dem Gelände der Klinik. Ersthelfer kümmerten sich um den Verletzten, der aber kurz darauf starb. In der Nähe des Tatorts fanden die Polizisten einen blutverschmierten Mann - der sich widerstandslos festnehmen ließ, wie der BR weiter schreibt.

Laut einem Polizeisprecher ordnete ein Ermittlungsrichter am Dienstag eine Unterbringung des Mannes in einer niederbayerischen Fachklinik an. Zuvor war er in einer forensischen Fachklinik untersucht worden, in der geklärt wird, ob Personen womöglich psychisch beeinträchtigt sind.

Die Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei ermitteln nun wegen Mordes gegen den Deutschen, der kurz nach der Tat am Montagabend festgenommen worden war. Hinweise zu einem möglichen Motiv wurden zunächst nicht öffentlich bekannt. Nach Polizeiangaben wurde die mutmaßliche Tatwaffe, das Küchenmesser, sichergestellt.

Der getötete Arzt hatte im Maßregelvollzug gearbeitet

Der Regierungsbezirk Oberbayern ist Träger der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie, psychosomatische Medizin, Geriatrie und Neurologie in Wasserburg am Inn, an der sich die Tat ereignete. Laut einer  Bezirkssprecherin war der Arzt seit vielen Jahren in der Klinik beschäftigt. „Er hat nur mit Rechtsbrechern gearbeitet, im Maßregelvollzug“, sagte die Sprecherin. Der Angriff sei nach dem Dienstende des Mannes erfolgt.

Beim Maßregelvollzug geht es um die Unterbringung von psychisch- oder suchtkranken Straftätern zum Schutz der Bevölkerung und zur Therapie der Betroffenen. Eine Möglichkeit ist die Unterbringung von Straftätern in einem psychiatrischen Krankenhaus. Voraussetzung ist, dass jemand bei der Tat nur vermindert oder gar nicht schuldfähig war und für die Allgemeinheit weiterhin gefährlich ist.

Tat ereignete sich auf offenem Klinikgelände

Das Klinikgelände ist nach Bezirksangaben ein offenes Areal. „Der überwiegende Teil der psychisch kranken Menschen bei uns ist kein Rechtsbrecher“, so die Sprecherin. Vielfach gehe es bei diesen Menschen um Selbstgefährdung statt um Fremdgefährdung. ■