Spritze in den Fuß

UPDATE! Mit Quecksilber aus Thermometer: Vater wollte Tochter (1) töten

Das Motiv: Rache an der Mutter. Der Mordversuch: besonders grausam. Was treibt einen Vater zu solch einer Wahnsinnstat?

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Wegen Mordversuchs mit Quecksilber aus Thermometer stehen ein Vater und seine damalige Lebensgefährtin vor Gericht. (Symbolbild)
Wegen Mordversuchs mit Quecksilber aus Thermometer stehen ein Vater und seine damalige Lebensgefährtin vor Gericht. (Symbolbild)IMAGO/Panthermedia

Es klingt wie in einem Gruselfilm – und tatsächlich stammt die Vorlage für diese Wahnsinnstat vermutlich aus dem Fernseher. In Springe nahe Hannover soll ein 30-jähriger Vater gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin versucht haben, seine Tochter (1) zu töten. Das Kind überlebte. Doch dem Vater drohen zwölf Jahre Haft.

Rückblick: 2022 kommt die Tochter des Mannes, der jetzt vor dem Richter sitzt, auf die Welt. Doch schon kurz darauf trennt sich die Kindsmutter vom Vater. Laut Anklage will sich der Mann an der Mutter des Kindes rächen – und plant Schreckliches.

Mordversuch mit Quecksilber aus Rache?

Im Internet schaut der Vater Anfang 2023 nach Erwerbsmöglichkeiten von Quecksilber. Im Januar 2023 schaut er gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin (34) die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“, in der ein Fall mit Quecksilber als Mordwaffe thematisiert wird. Im Juni 2023 kauft eben diese Lebensgefährtin über eine Internet-Plattform privat ein mit Quecksilber gefülltes Wandthermometer.

Aus dem unfassbaren Plan wird traurige Realität. Im Prozess räumen die beiden Angeklagten später ein, dem kleinen Mädchen am 24. Juli 2023 gemeinsam Quecksilber in den linken Fuß und rechten Knöchel gespritzt zu haben.

Der Angeklagte beim Prozessauftakt im Landgericht Hannover: Der Vater soll versucht haben, seine Tochter (1) mit Quecksilber zu töten.
Der Angeklagte beim Prozessauftakt im Landgericht Hannover: Der Vater soll versucht haben, seine Tochter (1) mit Quecksilber zu töten.Julian Stratenschulte/dpa

Das Mädchen erleidet nach der Quecksilber-Injektion laut Anklage eine eitrige Infektion im Fuß und Hautausschlag am ganzen Körper. Erst bei einem dritten operativen Eingriff sei das Quecksilber zufällig gefunden worden. Als Spätfolgen kommen dem Rechtsanwalt des Kindes zufolge Lähmungen, Sprachstörungen sowie kognitive Einschränkungen infrage.

Vater und Lebensgefährtin wird vor dem Landgericht Hannover der Prozess gemacht. Die Anklage lautet auf Mordversuch. Bei ihm mit dem Mordmerkmal „niedrige Beweggründe“, bei beiden mit dem Mordmerkmal „Grausamkeit“. Sie hätten gewusst, dass das Gift nicht unmittelbar zum Tod führt und der Einjährigen besonders starke Schmerzen zufügen wollen, so das Gericht.

Urteil wegen versuchten Mordes mit Quecksilber: 13 Jahre Haft

Vor Gericht beteuert der 30-Jährige, er habe seine Tochter aber nicht töten wollen. Aus Sicht der Verteidigung handelte es sich bei der Tat nicht um ein versuchtes Tötungsdelikt, sondern um Körperverletzung. Die Anwälte beider Angeklagten forderten kein konkretes Strafmaß. Der 30-Jährige und die 34-Jährige hatten in ihrem letzten Wort um Entschuldigung gebeten.

Der Nebenklage-Anwalt bezeichnet in seinem Plädoyer die späten Teil-Geständnisse als „taktisch“, weil ohnehin Chat-Verläufe den gemeinsamen Vergiftungsplan bewiesen hätten. Die Staatsanwaltschaft fordert für den Mann eine zwölfjährige Gefängnisstrafe und für die 34-jährige Deutsche elf Jahre Haft. Das Gericht ging sogar noch höher. 

Weil er versucht haben soll, seine anderthalbjährige Tochter mit Quecksilber zu vergiften, wurde ein 30-Jähriger zu 13 Jahren Haft verurteilt.
Weil er versucht haben soll, seine anderthalbjährige Tochter mit Quecksilber zu vergiften, wurde ein 30-Jähriger zu 13 Jahren Haft verurteilt.Julian Stratenschulte/dpa

Der Vater wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt. Das Landgericht in Hannover sprach den 30-Jährigen des versuchten Mordes schuldig. Ebenfalls wegen versuchten Mordes wurde die 34-Jährige zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. ■