Es geht um Mord – aber von der Leiche fehlt jede Spur. In Nürnberg hat am Dienstag ein Prozess begonnen, der grusliger kaum sein könnte. Im Mittelpunkt: eine 39-Jährige, die zum Zeitpunkt ihres Verschwindens im achten Monat schwanger war. Und zwei Männer, ihr Ex-Lebensgefährte (50) sowie ein Komplize (48), die verdächtigt werden, die Frau entführt und getötet zu haben. Danach sollen sie eine falsche Spur gelegt haben. Aber der Reihe nach.
Rückblick: Dezember 2022 – nachdem die 39-jährige Schwangere ihr Pflegekind in die Kita gebracht hat, verschwindet sie spurlos. Sie, die sich zehn Monate zuvor von ihrem Ex getrennt hatte, einem Mann aus Bosnien-Herzegowina. Sie, die so sehr Angst vor diesem Mann hatte, dass sie sich in ein Frauenhaus geflüchtet hatte, ein Kontaktverbot erwirkt hatte.
Was ist mit der Schwangeren passiert?
Eine Anzeige gegen die beiden Angeklagten sollte wenige Tage später verhandelt werden. Ein Prozess wegen Betrugs. Denn seit der Trennung hatten die beiden Männer immer wieder versucht, über eine Betrugsmasche an das Geld der leitenden Bankangestellten zu kommen. Zuvor habe der Ex der Frau immer wieder das Geld der Frau für Immobiliengeschäfte genutzt, die über den zweiten Angeklagten liefen.
Dann also verschwand die Frau plötzlich spurlos. Wenige Tage später ging bei den Behörden ein Brief ein, in dem sie die Anzeige zurücknahm. Vermutlich haben die beiden Männer diesen Brief von der Frau nach deren Geiselnahme erpresst. Davon geht die Staatsanwaltschaft aus.

Im Anschluss sollen die Männer die Frau dort oder in einem Waldstück an der Autobahn 8 in Oberbayern getötet haben – auf welche Weise und wo sie die Leiche versteckt haben könnten, ist bis heute unbekannt. Beide Männer schwiegen bislang zu den Vorwürfen.
Männer wegen Mordverdachts verhaftet
Nach der Tat sollen die Männer nach Ansicht der Anklage Abschiedsnachrichten vom Handy des Opfers verschickt und dieses nach Italien gebracht haben. Dadurch sollte der Eindruck entstehen, dass die 39-Jährige sich freiwillig ins Ausland abgesetzt habe. Die Ermittler blieben jedoch skeptisch.
Im September vergangenen Jahres ließen sie die Männer unter anderem wegen Mordverdachts verhaften. Eine umfangreiche Beweisaufnahme mit zahlreichen Spuren, 100 Zeugen und zehn Sachverständigen soll diesen untermauern.

Am ersten Prozesstag haben sich die beiden Angeklagten nicht zu den Vorwürfen geäußert. Ihre Mandanten machten vom Schweigerecht Gebrauch, erklärte die Verteidigung am Dienstag nach der Anklageverlesung. Bis Ende Juli sind insgesamt 37 Verhandlungstage angesetzt. ■