Wie lang halten die Deiche?

Oldenburg bereitet Evakuierungen vor – Landkreis: Katastrophenfall!

In Oldenburg (Niedersachsen) bereiten sich Einsatzkräfte auf Evakuierungen wegen extremen Hochwassers vor. Ein Landkreis in Sachsen-Anhalt ruft den Katastrophenfall aus.

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Land unter bei Winsen an der Aller: Eine Person läuft auf einer überfluteten Straße in der Siedlung Westohe im Landkreis Celle.
Land unter bei Winsen an der Aller: Eine Person läuft auf einer überfluteten Straße in der Siedlung Westohe im Landkreis Celle.Michael Matthey/dpa

Die Deiche seien unverändert einem hohen Druck ausgesetzt, teilte die Stadt am Samstag mit. Die Pegelstände würden höchstens marginal sinken. Bisher seien die Deiche noch trocken und stabil.

Besonders betroffen ist den Angaben nach der Bereich Achterdiek, wo der Küstenkanal in die Hunte mündet. „Es handelt sich hierbei um eine Vorsichtsmaßnahme – eine konkrete Evakuierung ist derzeit nicht vorgesehen“, hieß es in einer Mitteilung. Eine Notunterkunft stünde betroffenen Bürger zur Verfügung, hieß es. Unabhängig davon gelte weiter ein Betretungsverbot für die Deiche.

Die Bundespolizei unterstützt die Deichsicherung. Am Freitag habe ein Helikopter vom Typ Super Puma besonders große Sandsäcke zu Deichen in Hatten gebracht, um diese zu sichern, teilte die Bundespolizei am Samstag mit. Auch am Samstag sei der Hubschrauber im Einsatz. Oldenburg hatte 2019 rund 168.000 Einwohner.

Ein Hubschrauber vom Typ Super Puma der Bundespolizei ist am Barneführer Holz im Einsatz, um einen Deich mit großen Sandsäcken zu sichern.
Ein Hubschrauber vom Typ Super Puma der Bundespolizei ist am Barneführer Holz im Einsatz, um einen Deich mit großen Sandsäcken zu sichern.Hauke-Christian Dittrich/dpa

Landkreis in Sachsen-Anhalt ruft Katastrophenfall aus

Der Landkreis Mansfeld-Südharz hat wegen des Hochwassers den Katastrophenfall festgestellt. Die Entscheidung sei durch die lange Dauer der Abwehrmaßnahmen gegen die Hochwasserlage begründet, teilte Landrat André Schröder am Samstag mit. Die Talsperre Kelbra an der Landesgrenze zu Thüringen wird seit einigen Tagen kontrolliert abgelassen, weil sie droht überzulaufen. Dadurch ist der Wasserstand der Helme stark angestiegen.

Am Donnerstagabend öffneten die Behörden einen Deich des Flusses, sodass das Wasser auf freie Felder in Richtung Thüringen ablaufen kann. Der Bürgermeister der Gemeinde Südharz, Peter Kohl, bezeichnete die Situation als kritisch. Evakuierungen oder die Anforderung der Bundeswehr sind nach Angaben des Landkreises derzeit noch nicht geplant.

Boot kentert: vier Personen aus der Elbe gerettet

Bei einer Hilfsaktion während des Hochwassers ist an der Elbe in Sachsen-Anhalt ein Boot mit mehreren Personen an Bord gekentert. Ein Großvater stürzte mit zwei Enkelkindern im Alter von neun und zwölf Jahren und deren Mutter in die sieben Grad kalte Elbe, wie die Wasserschutzpolizei am Samstag mitteilte. Das Haus der Großeltern im Überflutungsgebiet in Dabrun (Kreis Wittenberg) war mit dem Auto nicht mehr erreichbar - daher habe die Familie versucht, mit dem Boot die Großeltern zu versorgen.

Aus bislang ungeklärter Ursache sei Wasser in das Boot gelangt, sodass das Boot umgekippt sei. Ein in der Nähe anwesender Feuerwehrmann habe den Unfall bemerkt und sei schnell mit einem weiteren Boot zu Hilfe geeilt. Alle vier Personen konnten gerettet werden und wurden stark unterkühlt in ein Krankenhaus gebracht. Der Zwischenfall ereignete sich bereits am Freitag.

Lage in den deutschen Hochwassergebieten bleibt kritisch

Die Lage in den Hochwassergebieten in Deutschland bleibt auch am Samstag weiter kritisch. Betroffen sind unter anderem Teile Niedersachsens und der Süden Sachsen-Anhalts an der Grenze zu Thüringen. Allerdings zeichnete sich in Niedersachsen, dem flächenmäßig zweitgrößten Bundesland, mancherorts eine leichte Entspannung ab. Etwa der Landkreis Celle sowie die Stadt Meppen sprachen am Samstag von leicht sinkenden Pegelständen. Weiterhin sei aber die höchste Meldestufe an den Pegeln überschritten, sodass unverändert größere Überschwemmungen drohen, hieß es vom Landkreis Celle.

Im Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen hat sich die kritische Hochwasserlage dagegen leicht entspannt. Pumpen auf dem Gelände haben es geschafft, große Wassermengen hinter den Deich Richtung Meiße zu drücken, sagte eine Sprecherin des Freizeitparks nördlich von Hannover. Auch im Tierhaus der Antilopen und Giraffen sei das Wasser merklich gesunken und wieder aus dem Gebäude herausgeflossen. Weite Teile des Geländes sind nach Parkangaben aber nach wie vor überflutet und teilweise gar nicht zu erreichen. In dem Park leben unter anderem Löwen, Nashörner, Tiger und Elefanten.

An mehreren Pegeln brachte das Hochwasser neue Höchstwerte

An der Weser etwa habe der Wasserstand am Samstagmorgen bei Drakenburg mit 835 Zentimetern den bisherigen Höchstwert aus 1981 um einen Zentimeter überschritten, wie der überregionale Hochwasserdienst am Samstag mitteilte.

Zahlreiche Pegelstände sind weiterhin über der höchsten Meldestufe, wie es in einem Lagebericht des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Samstagvormittag hieß. Der am Freitag im Harz gefallene Regen sorge dafür, dass die Wasserstände in den Oberläufen der Leine und Oker sowie in deren Zuflüssen wieder anstiegen. Mehrere Pegelstände haben jedoch bereits ihren Scheitel erreicht und würden wieder sinken.

In der Gemeinde Winsen/Aller seien evakuierte Bewohner mehrfach zu ihren Häusern zurückgekehrt, teilte der Landkreis Celle weiter mit. Die Feuerwehr habe die Menschen zurückgeholt. Auch in der Gemeinde Lilienthal in der Nähe von Bremen dauern die Evakuierungen an. Rund 500 Menschen seien in den betroffenen Gebieten gemeldet, sagte eine Gemeindesprecherin. Wann sie zurück in ihre Häuser könnten, sei noch nicht absehbar.