Dramatische Situation

Deich bei Bremen gerissen: „Drückt uns die Daumen, dass wir nicht absaufen“

Die Lage im Örtchen Lilienthal und anderen Orten in Niedersachsen wird immer dramatischer. Ein Deich ist gerissen, die ersten Anwohner müssen evakuiert werden.

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Das Hochwasser hält besonders Bremen und Niedersachsen in Atem.
Das Hochwasser hält besonders Bremen und Niedersachsen in Atem.Jörn Hüneke/XOYO Film/dpa

Die Hochwasserlage in Orten in Bremen und Niedersachsen wird immer dramatischer! In der Gemeinde Lilienthal bei Bremen ist nach Angaben der örtlichen Feuerwehr ein Deich gerissen. „Bitte drückt uns die Daumen, dass wir hier nicht absaufen“, schrieb die Historikerin Stephanie Seul aus Lilienthal am Abend auf der Kurznachrichtenplattform X.

Wie Seul weiter schreibt, sei man vor Ort sehr besorgt. „Die Lage ist wirklich ernst. So viel Wasser habe ich noch nie gesehen“, so die Uni-Dozentin. Das Land Niedersachsen erwartet an der Mittelweser im Verlauf der Nacht zum Donnerstag den höchsten jemals gemessenen Pegelstand. Er soll auf bis zu 8,30 Meter klettern.

Feuerwehr evakuiert Anwohner aus Lilienthal bei Bremen

Der betroffene Bereich des Deiches werde von den Einsatzkräften aktuell evakuiert, teilte die Feuerwehr Lilienthal am Mittwoch über Facebook mit. Die Anwohner würden mit einem Shuttleservice in eine Notunterkunft in einer Turnhalle gebracht.

Eine Straßenbahnlinie fährt wegen der Nähe zu dem Einsatzgebiet nicht mehr. Für sie gibt es einen Schienenersatzverkehr. Das gefährdete Gebiet darf nicht betreten werden.

Ein Wohnhaus am Deich auf der Weserinsel Hagen-Grinden.
Ein Wohnhaus am Deich auf der Weserinsel Hagen-Grinden.Christof Dathe/dpa

Treckerfahrer ignoriert Warnschild und muss gerettet werden

Dennoch hatten einige Personen die Warnungen ignoriert. Ein Treckerfahrer umfuhr eine Absperrung und blieb dann mit seinem Gefährt in den Fluten stecken. Er musste von Einsatzkräften gerettet werden, wie der NDR berichtet. Den Traktor musste er zurücklassen, eine Bergung war schon zu gefährlich geworden. Zuvor musste ein Radfahrer bereits gerettet werden. 

Wegen der angespannten Hochwassersituation in Lilienthal stellte der Landkreis Osterholz am Mittwochnachmittag das sogenannte „außergewöhnliche Ereignis“ fest. Dies ist eine Vorstufe des Katastrophenalarms. Auf diese Weise könnten jetzt überörtliche Einsatzkräfte angefragt und eingesetzt werden, teilte die Behörde mit. Die Zuständigkeit bleibe bei der Gemeinde Lilienthal, der Landkreis unterstütze.

Große Teile des Serengeti-Parks Hodenhagen sind überflutet.
Große Teile des Serengeti-Parks Hodenhagen sind überflutet.-/Serengeti-Park-Hodenhagen/dpa

Landkreis um Heidepark löst Katastrophen-Voralarm aus

Auch im Heidekreis um die Stadt Soltau wurde Katastrophen-Voralarm ausgelöst. Dort steigen die Wasserstände in den Unterläufen von Aller, Leine und Oker weiter an. Es wurden Einsatzleitungen eingerichtet, aus anderen Landkreisen wurden Feuerwehren zur Unterstützung angefordert. In dem Landkreis liegen sowohl der Vergnügungspark Heidepark, wie auch der Vogelpark Walsrode. Teile des Serengeti-Parks sind bei Hodenhagen sind bereits überschwemmt.

Nach Angaben der Gemeinde Lilienthal ist auch eine Straße derzeit ohne Gas- und Stromversorgung. Anwohnern wird geraten, möglichst einen Schlafplatz bei Freunden, Verwandten oder Bekannten zu finden. Die Notunterkünfte sollten als letzte Möglichkeit in Anspruch genommen werden. Lilienthal im Landkreis Osterholz grenzt direkt an das Bremer Stadtgebiet. In Bremen ist die Hochwasserlage im Stadtteil Borgfeld ähnlich angespannt. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) will sich dort am Donnerstag selbst ein Bild von der Lage machen.