Evelyn Palla

Neue Bahn-Chefin: Das alles will sie komplett umkrempeln

Mehr Macht für Mitarbeiter vor Ort, weniger für Top-Manager. „Wir drehen den Konzern auf links“, sagt Evelyn Palla. Und was ist mit den Verspätungen?

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Die neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, <a href="https://www.berliner-zeitung.de/news/jetzt-auch-ganz-offiziell-eyelyn-palla-als-neue-bahnchefin-bestaetigt-li.2358751">Evelyn Palla</a>, bei der Vorstellung des neuen ICE L im Ostbahnhof in Berlin.
Die neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, bei der Vorstellung des neuen ICE L im Ostbahnhof in Berlin.Tobias Schwarz/AFP

Die neue Chefin der Deutschen Bahn, Evelyn Palla (52), will den Konzern komplett umbauen und die Qualität des bundeseigenen Unternehmens so deutlich verbessern. „Wir drehen den Konzern auf links: Ich setze auf einen kompletten Neuanfang“, sagte Palla der Bild am Sonntag. „Dafür müssen wir alles anders machen als vorher.“ Bahnkunden bittet sie aber auch um Geduld.

Mit der gebürtigen Südtirolerin steht erstmals eine Frau an der Spitze des bundeseigenen Bahn-Konzerns. Von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) hat sie mit der neuen Bahn-Strategie des Bundes klare Vorgaben ins Aufgabenheft bekommen: Der Fokus liegt darin auf mehr Zuverlässigkeit, mehr Sicherheit und mehr Sauberkeit. Mit drei Sofortprogrammen soll zum Beispiel schon im kommenden Jahr der Komfort für Reisende im Fernverkehr verbessert werden.

Pünktliche Züge? Da bittet die Bahn-Chefin um Geduld

Viele unzufriedene Bahnkunden dürften sehnlichst auf Erfolge bei der Sanierung des Unternehmens hoffen. Im ersten Halbjahr war beispielsweise mehr als ein Drittel der Fernzüge der Bahn unpünktlich unterwegs. „Leider müssen wir unsere Kundinnen und Kunden um Geduld bitten“, sagte sie allerdings der Bild am Sonntag. „Die Modernisierung der Bahn ist ein Marathon, kein Sprint.“

Die Bahn-Chefin Evelyn Palla (52) steht in der 2. Klasse des neuen ICE L bei dessen Premiere in Berlin.
Die Bahn-Chefin Evelyn Palla (52) steht in der 2. Klasse des neuen ICE L bei dessen Premiere in Berlin.Christoph Soeder/ dpa

Schmutzige Züge, schmuddelige Bahnhöfe und geschlossene, defekte Bordbistros soll es nach ihren Worten in Zukunft nicht mehr geben: „Unsere Züge und Bahnhöfe sind unsere Visitenkarte. Das Ziel ist ganz klar: Ich werde mich um mehr Sauberkeit und Komfort kümmern. Es soll in den Zügen einfach so angenehm wie möglich sein.“ Für Bahnkunden soll es einen digitalen „Baustellen-Melder“ geben, um die Reise besser planen zu können.

Mit umfangreichen Generalsanierungen sollen bis 2036 rund 40 besonders wichtige und hochbelastete Strecken grundlegend modernisiert werden. Die Bahn erhofft sich danach deutlich weniger Störungen auf den Strecken und damit einen zuverlässigeren Betrieb.

Entscheidungen nicht mehr nur bei den Top-Managern

Palla kündigte auch Veränderungen für die Chefetage und Top-Manager an: „Mein Anspruch ist, weniger Bürokratie bei der Bahn und deutlich mehr Raum für Macherinnen und Macher zu schaffen. Entscheidungen werden zukünftig dort getroffen, wo die Verantwortung liegt, und nicht drei Etagen höher.“ Sie werde „jeden Job auf den Mehrwert für unsere Kunden“ überprüfen. „Die Verwaltung muss dem Eisenbahner dienen.“ Die „Macher vor Ort“ sollen demnach künftig die Entscheider im Unternehmen sein. „Sie sind das Rückgrat unseres Unternehmens. Auch sie verdienen einen Neuanfang.“