Sie führte einst die BVG

Vernichtendes Gutachten: DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta vor dem Aus

Ein internes Gutachten reißt das Sanierungskonzept von DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta in Stücke. Ihre Tage im Bahnvorstand scheinen gezählt.

Author - Berliner KURIER
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Ex-BVG-Chefin Sigrid Nikutta, zurzeit Vorständin der DB Cargo, steht vor dem Aus.
Ex-BVG-Chefin Sigrid Nikutta, zurzeit Vorständin der DB Cargo, steht vor dem Aus.Klaus W. Schmidt/imago

Paukenschlag im Bahntower: Ein Gutachter hat das Sanierungskonzept der DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta in der Luft zerrissen – und damit ein politisches Erdbeben im Konzern ausgelöst. Die Bahn-Managerin, einst gefeierte Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), steht nun kurz vor der Entmachtung. Offiziell gibt sie sich unbeeindruckt, doch hinter den Kulissen brodelt es gewaltig.

Nur eine Woche ist es her, dass die Beratungsfirma Oliver Wyman ihr Urteil abgab. Der Auftrag: eine „kritische Würdigung“ von Nikuttas Sanierungsplan. Das Ergebnis: ein Totalschaden. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Auf sieben Seiten führen die Berater gnadenlos auf, warum das Konzept der Cargo-Chefin ungeeignet sei, den Güterverkehr der Bahn aus der Dauerkrise zu holen. Die Details klingen wie eine eiskalte Abrechnung – zu vage Ideen, zu wenig Substanz, zu viel Hoffnung.

Das Papier landete pünktlich zum Treffen des Bahn-Personalausschusses in den Medien – ein Zufall war das wohl kaum. Kurz darauf soll sich Aufsichtsratschef Werner Gatzer mit Ex-BVG-Chefin Nikutta getroffen haben. Freundlich dürfte die Runde nicht verlaufen sein. Denn die Zeit läuft: Bis Ende 2026 verlangt die EU schwarze Zahlen bei DB Cargo, sonst droht die Zerschlagung.

Und der Bericht von Oliver Wyman ist eine Klatsche für das gesamte Führungsteam. Selbst Finanzvorständin Martina Niemann, intern hoch angesehen, wird abgewatscht. Das Fazit der Berater: Die geplanten Gewinne seien nur durch Einmaleffekte erreichbar, eine nachhaltige Sanierung sei mit diesem Konzept ausgeschlossen.

Sigrid Nikutta mit ihrem Mann Christoph Mönnikes bei der Bertelsmann-Party 2025 in Berlin.
Sigrid Nikutta mit ihrem Mann Christoph Mönnikes bei der Bertelsmann-Party 2025 in Berlin.Frederic Kern/imago

Noch härter fällt das Urteil über die Annahmen der Cargo-Strategie aus – zu optimistisch, zu unrealistisch, zu wenig durchdacht. Besonders der defizitäre Einzelwagenverkehr bleibt das Sorgenkind. Die Gutachter sehen dort nur Ideen im Entwurfsstadium, keine tragfähigen Pläne, schreibt die Süddeutsche Zeitung.

Für Sigrid Nikutta hat das letzte Kapitel bei DB Cargo begonnen

Ihre Empfehlung ist eindeutig: Die Bahn sollte einen externen Sanierungsexperten einsetzen – einen sogenannten Chief Restructuring Officer, der allein die Aufgabe hat, den maroden Güterverkehr auf Kurs zu bringen.

Für Sigrid Nikutta dürfte damit das letzte Kapitel bei DB Cargo begonnen haben. Selbst im Aufsichtsrat gilt ihr Rückhalt inzwischen als erloschen. Mehrere Mitglieder rechnen intern mit ihrer baldigen Abberufung, und auch die Eisenbahngewerkschaft EVG fordert längst offen ihren Rücktritt.

Die neue Bahnchefin Evelyn Palla könnte diesen Schritt nutzen, um ihre Linie durchzusetzen. Sie hat angekündigt, den Konzern radikal umzubauen – alles anders machen als vorher, lautet ihr Motto. Nur bei DB Cargo ist noch nichts entschieden – offiziell. Doch intern gilt es als offenes Geheimnis, dass der Nachfolger oder die Nachfolgerin längst gesucht wird. (KM)