Lebensmittel einkaufen ist so teuer wie nie. Noch vor einigen Jahren verließ man für 20 Euro den Supermarkt mit einem prall gefüllten Einkaufsbeutel. Heute ist die Tasche deutlich leerer. Doch das liegt nicht nur daran, dass die Preise gestiegen sind. Verbraucherinnen und Verbraucher werden von den Lebensmittelherstellern immer öfter ordentlich verarscht. Mit der Verleihung der „Mogelpackung des Jahres“ hat die Verbraucherzentrale jetzt den größten Abzocker entlarvt.
Jedes Jahr wählt die Verbraucherzentrale Hamburg die „Mogelpackung des Jahres“. Und deren Liste der größten Abzocker zeigt, zu welchen Tricks die Lebensmittelhersteller greifen, um mehr Geld aus immer weniger Inhalt zu schlagen. Und deren Methoden sind vielfältig: Manchmal bleibt die Verpackung gleich groß, während der Inhalt reduziert wird. Oder man gibt dem Produkt ein neues Aussehen, um so den Inhalt unbemerkt zu verringern. Andere geben sich noch nicht mal „Mühe“, sondern machen einfach die Packung kleiner und verdoppeln den Preis.

Abzocker des Jahres: Orangensaft von Granini
Im Jahr 2023 wurde die Tuc Bake Rolls Meersalz von Mondelez den Preis „Mogelpackung des Jahres“. Der Snack wurde als „neu“ beworben, doch tatsächlich bestand die einzige Veränderung jedoch darin, dass der Inhalt von 250 auf 150 Gramm reduziert und der Preis von 1,39 Euro auf 1,89 Euro erhöht wurde. Dieses Jahr ist der „Sieger“ das Getränk Granini Trinkgenuss Orange.
In einer Online-Umfrage der Verbraucherzentrale Hamburg stimmte fast die Hälfte der mehr als 32.000 Verbraucherinnen und Verbraucher dafür, dem Produkt den Negativpreis zu verleihen. Der Hersteller Eckes-Granini hatte vorgegaukelt, dass nur etwas am Aussehen seiner Orangensaft-Flasche verändert wurde.
Doch dahinter verbarg sich eine ganz perfide Abzocke: Der Fruchtsaftgehalt des angeblichen „neuen“ Produkts betrug nämlich nur noch 50 Prozent, während er zuvor bei 100 Prozent lag. Den Käuferinnen und Käufern erhalten also zum gleichen Preis nur noch halb so viel Saft und stattdessen eine erhebliche Menge Zuckerwasser. Das entspreche einer Verdopplung des Preises, kritisierte die Verbraucherzentrale.

„Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben Eckes-Granini zu Recht einen Denkzettel verpasst. Der Anbieter hat seinen hundertprozentigen Orangensaft gestreckt und auch noch versucht, dies zu vertuschen“, erklärte Armin Valet von der Verbraucherzentrale. Das Etikett der Flasche von Granini Trinkgenuss Orange sei nahezu unverändert, ein Hinweis auf die neue Zusammensetzung der Zutaten fehle. Lediglich die Angabe „100 Prozent Fruchtsaft“ fehle auf der Banderole.
Der Hersteller ist sich selbstverständlich keiner Schuld bewusst und wiegelt ab: Die veränderte Rezeptur habe mit Ernteausfällen bei Orangen und infolgedessen gestiegenen Preisen für Orangensaft zu tun. „Qualität, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit haben ihren Preis und dieser wird in Zukunft weiter steigen“, teilte Eckes-Granini mit. Dem Vorwurf, dabei nicht transparent gewesen zu sein, widersprach der Hersteller: Zutaten, Inhaltsstoffe und Füllgröße seien auf dem „Produktetikett transparent aufgeführt und kenntlich gemacht“.
Doch der Granini Orangensaft ist nicht der einzige Lebensmittelhersteller, der seine Kunden ordentlich verarscht. Zur Auswahl standen fünf Produkte. Folgende Kandidaten nehmen die anderen Plätze auf der Liste der Mogelpackung des Jahres ein:
Platz 2: Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz

Das Bio-Gewürzsalz von Lebensbaum hat sich im Jahr 2024 nicht nur im Preis erhöht – es kostet jetzt 3,99 Euro anstelle von 2,99 Euro – sondern auch der Inhalt wurde angepasst: Statt der bisherigen 150 Gramm sind es nun nur noch 80 Gramm. Dies führt zu einer Preissteigerung von 150 Prozent! Die Verbraucherzentrale Hamburg weist zudem darauf hin, dass die neue Verpackung den Eindruck erweckt, mehr Inhalt zu bieten, obwohl tatsächlich das Gegenteil zutrifft.
Platz 3: Cremissimo Bourbon Vanille

Diese Preiserhöhung ist besonders gut kaschiert: Die Familienpackung des Cremissimo Bourbon Vanille-Eises sieht unverändert aus. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass der Hersteller Unilever im Jahr 2024 den Inhalt von 1.300 Millilitern auf 900 Milliliter verringert hat. Der Preis bleibt jedoch mit 3,99 Euro gleich, was einer versteckten Preiserhöhung von 44 Prozent entspricht.
Platz 4: Duschcreme von Dove

Im Jahr 2024 hat Dove das Design, die Inhaltsstoffe und die Bezeichnung seiner Pflegeduschen geändert: Aus den bisherigen Pflegeduschen sind nun Dove Duschcremes geworden. Doch hinter dieser Umbenennung verbirgt sich eine fragwürdige Strategie des Herstellers: weniger Inhalt zu einem höheren Preis. Der Preis ist von 1,95 Euro auf 3,45 Euro gestiegen, während der Inhalt von 250 Millilitern auf nur noch 225 Milliliter reduziert wurde. Diese Mogelpackung führt zu einer Preissteigerung von nahezu 100 Prozent.
Platz 5: Biscotto Waffelblättchen






