Land unter im Saarland! Katastrophenalarm! Innerhalb eines Tages fiel vielerorts im Saarland so viel Regen, wie sonst nicht einmal in einem ganzen Monat. Die Folgen: überschwemmte Orte, Straßen, Gleise. Häuser mussten evakuiert werden. Am Sonnabendmorgen hatte sich die Lage aus Sicht der Polizei dann etwas entspannt. Seit 1.00 Uhr stiegen die Pegelstände zumindest nicht mehr, sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Saarbrücken.
Enorme Regenmengen haben im Saarland Überflutungen, Erdrutsche und hohe Schäden verursacht. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob am frühen Sonnabendmorgen alle Unwetterwarnungen in Deutschland auf.
Bei einem Rettungseinsatz wegen des Hochwassers ist eine Frau in Saarbrücken verletzt worden und später an den Folgen gestorben. Die 67-Jährige starb am Sonntagabend, wie die Stadt mitteilte. Sie sei am Freitag von einem Einsatzfahrzeug erfasst worden. Die Frau erlag den Angaben nach in einem Klinikum ihren Verletzungen. Oberbürgermeister Uwe Conradt erklärte mit Blick auf ihren Tod: „Diese traurige Nachricht macht mich zutiefst betroffen.“ Der tragische Unfall sei eine schreckliche Tragödie.
Bei einer Evakuierungsaktion habe es auch einen Verletzten gegeben, sagte der Sprecher des Lagezentrums. Ein Mensch sei ins Wasser gefallen und anschließend in ein Krankenhaus gebracht worden. Sein Zustand ist zurzeit unbekannt, hieß es vom saarländischen Innenministerium.

In vielen Kommunen, unter anderem in der Landeshauptstadt Saarbrücken, mussten Häuser wegen ansteigender Wassermassen evakuiert werden. Die Bevölkerung wurde eindringlich aufgefordert, Keller, Gewässer und überflutete Gebiete zu meiden. „Flutwellen können plötzlich kommen, Ufer können einbrechen“, teilte die Stadt Saarbrücken. „Es sollte unbedingt vermieden werden, überflutete Straßen zu überqueren – sowohl zu Fuß als auch mit dem Auto.“
Hochwasserereignis, wie es alle 20 bis 50 Jahre stattfindet
Nach einer unruhigen Nacht beginnt in den betroffenen Regionen das Aufräumen. Das genaue Ausmaß der Schäden dürfte erst in den nächsten Tagen sichtbar werden. Weiterhin angespannt sei die Lage in Blieskastel, da der Pegelstand des Flusses Blies weiter leicht gestiegen sei. Gegen Sonnabendmittag werde dort der Höchststand erwartet. Zahlreiche Helfer versuchten, eine Überschwemmung der Altstadt von Blieskastel zu verhindern.
Es handele sich um ein Hochwasserereignis, wie es alle 20 bis 50 Jahre stattfinde, teilte das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz mit. Der DWD maß stellenweise mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter in nicht einmal 24 Stunden. Für diesen heftigen Regen seien Flüsse und Infrastruktur nicht ausgerichtet, sagte eine DWD-Meteorologin. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Monat April waren im Saarland rund 74 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen worden – und dies war ein Sechstel mehr Niederschlag als normalerweise in dem Monat.

Die Landeshauptstadt Saarbrücken rief ebenso wie mehrere Kreise eine Großschadenslage aus. Mehrere Gebäude im Stadtgebiet mussten evakuiert werden. Die Stadt richtete Ausweichquartiere in Schulen und ein Bürgertelefon ein. Im saarländischen Völklingen wurden wegen des anhaltenden Regens Straßenzüge vom Stromnetz genommen: „In Völklingen werden Schäden in Millionenhöhe erwartet, insbesondere im privaten Bereich“, hieß es.
220 Menschen mussten ihre Häuser verlassen
Wegen Überflutungsgefahr mussten in der Nacht rund 220 Menschen in Schoden an der Saar im Kreis Trier-Saarburg vorsorglich ihre Häuser verlassen. Wie die Kreisverwaltung am Freitagabend mitteilte, sollen die Anwohner zunächst in einer Turnhalle in Saarburg untergebracht werden. Der Wasserstand der Saar war zuvor wegen des Dauerregens so stark gestiegen, dass eine Überflutung des Uferdamms befürchtet wurde. Mit Sandsäcken wollten Helfer versuchen, den Damm zu stabilisieren.
„An fast allen Orten entlang der Saar sind Straßen und Gebäude überspült, in vielen Gemeinden treten kleinere Gewässer über die Ufer“, teilte die Kreisbehörde mit. „Feuerwehren und weitere Einsatzkräfte sind in allen Verbandsgemeinden im Einsatz, um Keller leerzupumpen und die Bevölkerung zu unterstützen.“ Mehr als 1000 Helfer seien alleine im Kreis Trier-Saarburg im Einsatz.

Dämme geben nach: Ottweilers Altstadt steht komplett unter Wasser
„Wir haben hier eine Großschadenslage“, sagte Landrat Sören Meng in einem Video auf Facebook. Die Einsatzkräfte seien ununterbrochen unterwegs. „Die Folgen für den Landkreis sind sehr groß. Es sind fast alle Städte und Gemeinden betroffen.“ Besonders hart habe es Ottweiler getroffen. „Glücklicherweise wurde keiner verletzt.“
In der Stadt Ottweiler im saarländischen Landkreis Neunkirchen haben die Dämme nachgegeben und Wasser ist in die Altstadt gelaufen. „Die Altstadt steht komplett unter Wasser. Da geht gar nichts mehr. Da ist auch gebeten worden, alles großzügig zu räumen“, sagte die Sprecherin des Landkreises. Mobile Deichsysteme und Sandsäcke hätten nachgegeben. Auch das Landratsamt im Ort sei evakuiert worden.
„Wir haben überall Evakuierungen“, sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Saarbrücken. „Es regnet überall, landesweit.“ Die Bevölkerung wurde aufgerufen, den Aufenthalt im Freien unbedingt zu vermeiden und überflutete oder gefährdete Abschnitte von Verkehrswegen zu meiden.

🌧️ Unwetter im Saarland! Unsere #THW Einsatzkräfte sind rund um die Uhr im Einsatz um zu helfen. Auch unser Amphibienfahrzeug 🚤 wird für die Menschenrettung in Rußhütte, Saarbrücken genutzt. Bleibt sicher! 💪 #SaarlandUnwetter #THWHilft pic.twitter.com/3sQWxplhpV
— THW Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland (@THWLVHERPSL) May 17, 2024
Zugverkehr eingeschränkt – Bahn warnt vor Reisen ins Saarland
Wegen des Unwetters kommt es in Rheinland-Pfalz und im Saarland zu massiven Beeinträchtigungen und Ausfällen im Zug- und Schienenersatzverkehr. Von nicht notwendigen Reisen ins Saarland sei abzusehen, teilte die Deutsche Bahn mit. Aufgrund der Witterungsbedingungen konnte die Bahn ihren Angaben zufolge keinen Ersatzverkehr einrichten. Betroffen seien mehrere Regionalbahn- und Regional-Express-Linien, die unter anderem über die Hauptbahnhöfe Pirmasens, Trier und Saarbrücken führen. Die Saarbahn kann nach Angaben des Unternehmens nur zwischen Güchenbach und Saargemünd fahren.
Teilweise wurden Gleise unterspült, auch in Oberleitungen gestürzte Bäume waren Ursache.
Auch der Busverkehr es wegen überfluteter Straßen stark betroffen.
Überflutungen auch in Rheinland-Pfalz
Dauerregen hatte am Freitag vor allem im Westen und Südwesten Deutschlands für steigende Wasserstände in Flüssen und zahlreiche Feuerwehreinsätze gesorgt. Auch auf der französischen Seite der Grenze liefen Keller voll und wurden Straßen gesperrt. Der Deutsche Wetterdienst hat bis in die Nacht zum Samstag vor allem in den Gebieten westlich des Rheins ergiebigen Dauerregen angekündigt. Danach soll der Regen langsam nachlassen.
In Rheinland-Pfalz meldete die Hochwasservorhersage-Zentrale am Freitag vor allem im südlichen Teil des Landes stark ansteigende Wasserstände. An einzelnen Pegeln seien dort Wasserstände möglich, wie sie statistisch alle 100 Jahre vorkommen, hieß es weiter. Am Rhein sollen derweil keine Meldehöhen überschritten werden. Ab Samstagnachmittag sollen die Wasserstände voraussichtlich wieder sinken, hieß es.
Auch in Baden-Württemberg gab es örtlich Dauerregen und teils kräftige Gewitter. Das befürchtete Wetterchaos blieb in der Nacht zum Freitag aber aus. Es wurden zwar etwas mehr Verkehrsunfälle gezählt, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Es sei aber niemand ernsthaft verletzt worden oder gar ums Leben gekommen.
Die Hochwasservorhersage-Zentrale Baden-Württemberg warnte vor deutlich steigenden Wasserständen in einigen Flüssen, vor allem den Oberrheinzuflüssen sowie Gewässern im Einzugsgebiet des Neckars. Es könnten sich kleinere Hochwasser ausbilden, hieß es. Im Einzelfall könne auch die Kanalisation überlastet sein. Straßen, Keller, Unterführungen und Tiefgaragen könnten unter Wasser gesetzt werden.

Wahlkampfauftritt abgesagt: Bundeskanzler Scholz besucht Saarland
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist am Sonnabendvormittag zu einem Besuch in den Hochwassergebieten im Saarland eingetroffen. Zunächst machte er sich gemeinsam mit der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) in dem Ort Kleinblittersdorf ein Bild von der Lage. Eine mit Scholz und Rehlinger geplante Wahlkampfveranstaltung der SPD in Saarbrücken wurde abgesagt.