Es klingt wie ein düsteres Drehbuch aus einem Psychothriller – doch die Geschichte ist Realität: In einer verwahrlosten Villa im spanischen Oviedo wurden drei deutsche Geschwister aus einem wahren Horror-Haus befreit. Die Brüder, acht Jahre alte Zwillinge und ihr zehnjähriger Bruder, hatten das Gebäude offenbar seit fast vier Jahren nicht verlassen – eingesperrt von den eigenen Eltern!
Die Polizei fand die Kinder unter dramatischen Umständen: Ein Nachbar hatte Alarm geschlagen, weil immer wieder riesige Mengen Lebensmittel an das vermeintlich von einer Einzelperson bewohnte Haus geliefert wurden. Als Beamte am Montag die Messie-Villa durchsuchten, entdeckten sie eine Szenerie, die selbst die erfahrenen Ermittler erschütterte. Zwischen Müllbergen, einem beißenden Gestank und Bergen an Medikamenten lebten die Kinder völlig abgeschottet von der Außenwelt.
Laut Medienberichten trugen die Kinder zum Zeitpunkt ihrer Befreiung drei Schutzmasken übereinander – offenbar eine absurde Vorsichtsmaßnahme der Eltern gegen das Coronavirus. Die Beamten berichten, dass die Fensterläden vollständig geschlossen gewesen seien und das Haus einem „bunkerartigen Versteck“ glich. Ein Ermittler schildert: „Als sie ins Freie kamen, berührten sie fasziniert das Gras – als ob sie noch nie draußen gewesen wären.“
Brüder nach Befreiung aus Horror-Haus in Kinderheim
Tatsächlich zeigten die Jungen Koordinationsprobleme und wirkten euphorisch – ein klares Zeichen dafür, wie lange sie keine frische Luft mehr erlebt hatten. Die drei Geschwister wurden medizinisch untersucht und zunächst in einer Kinderschutzeinrichtung untergebracht. Die Eltern – ein 53-jähriger Deutscher und seine 48-jährige deutsch-amerikanische Partnerin – wurden festgenommen. Beide sitzen inzwischen in Untersuchungshaft.
Der Verdacht: Die Familie hatte sich seit Oktober 2021 in der spanischen Stadt Oviedo verschanzt – aus Angst vor dem Corona-Virus. „Wir alle haben die Corona-Zeit und alles was darauf folgte miterlebt. Man kann nur spekulieren, was eine Familie dazu gebracht haben mag, sich so lange einzusperren“, sagt Polizeikommissar Francisco Javier Lozano García.

Tatsächlich scheint das Paar extreme Schutzmaßnahmen verfolgt zu haben. Spanischen Medien zufolge weigerten sich die Eltern offenbar, die Lockerungen der Corona-Regeln hinzunehmen – auch lange nachdem Spanien seine Pandemie-Maßnahmen im März 2022 aufgehoben hatte. Stattdessen ließen sie Lebensmittel liefern, gingen nicht mehr aus dem Haus – und hielten ihre Kinder in kompletter Isolation gefangen.
Horror-Haus in Spanien quoll mit Masken und Medikamenten über
„El Comercio“ berichtet von einem Haus, das nicht nur voller Unrat war, sondern auch mit Masken und Medikamenten überquoll. Selbst eine schwer kranke Katze lebte in dem Chaos – offenbar wurde auch sie aus Angst vor Ansteckung nicht zum Tierarzt gebracht. Eine Ermittlerin sagte: „Wir waren alle vom Covid-Syndrom betroffen, aber hier wurde jedes Maß verloren.“
In einer ersten Befragung hatte die Mutter eingeräumt, dass die Familie seit Ende 2021 in dem Haus lebte und sich bewusst dazu entschloss, die Kinder nicht mehr hinauszulassen – „zu ihrem Schutz“. Inzwischen haben die Eltern ihr Aussageverweigerungsrecht genutzt. Ob sie psychisch krank sind oder aus religiösen oder ideologischen Motiven handelten, ist noch unklar.
Eines steht jedoch fest: Die drei Brüder wurden aus einem Albtraum befreit. Ein Fall, der nicht nur Spanien erschüttert, sondern auch in Deutschland viele Fragen aufwirft – über Angst, Kontrolle und das dunkle Gesicht familiärer Isolation. ■