Dieser Film gehört für viele in die Weihnachtszeit – und ist damit auch heute noch ein zeitloser Klassiker: „Die Feuerzangenbowle“ von und mit Heinz Rühmann hat trotz des hohen Alters – der Film erschien im Jahr 1944 – und der Tatsache, dass es sich um einen Schwarz-Weiß-Film handelt, viele Fans. Auf den Theaterbühnen wird der Geschichte sogar neues Leben eingehaucht: Live und in Farbe gibt’s den Komödien-Knaller unter anderem in der „Comödie“ in Dresden. Doch viele Zuschauer, die vor dem Fernseher sitzen, wissen nicht, dass der Film schon aufgrund seiner Entstehungs-Geschichte mehrere dunkle Geheimnisse hat. Warum dauerte beispielsweise die Produktion so lange – und was hat Adolf Hitler mit dem Erfolg der „Feuerzangenbowle“ zu tun?
„Die Feuerzangenbowle“ kam 1944 in die Kinos – und zeitgleich fielen die Bomben auf Berlin
Noch heute ist der Film „Die Feuerzangenbowle“ vor allem mit der Schauspiel-Legende Heinz Rühmann verbunden. Der Film-Star stand aber für den Streifen nicht nur selbst vor der Kamera, sondern wirkte auch als Produzent – er schenkte der deutschen Filmgeschichte den Streifen also in zweierlei Hinsicht. Er selbst spielte die Hauptrolle des Dr. Johannes Pfeiffer. Pfeiffer ist ein junger Schriftsteller, der zu einer Runde älterer Herren stößt, die sich bei einer Feuerzangenbowle darüber unterhalten, wie viel Spaß sie in ihrer Schulzeit hatten. Pfeiffer kann das nur schwer nachvollziehen, schließlich wurde er von einem Hauslehrer unterrichtet.
Seine Bekannten schlagen ihm vor, es einfach nachzuholen – und sich noch einmal als Schüler zu probieren. Also geht er in der kleinen Stadt Babenberg auf das Gymnasium. Dort macht er sich sofort Freunde, spielt den Lehrern eine Menge Streiche. Außerdem erzählt der Film von seiner Liebe zu Eva, der Tochter von Schuldirektor Knauer. Viele berühmte Szenen hat der Film hervorgebracht.
Legendär etwa die Chemie-Stunde, in der den Schülern die alkoholische Gärung veranschaulicht werden soll. Alle dürfen vom Heidelbeerwein probieren, den der Lehrer mitgebracht hat, allerdings nur „einen wönzigen Schlock“. Als dann der Direktor die Klasse besucht, tun alle Schüler so, als seien sie betrunken, was den unterrichtenden Professor Crey in Bedrängnis bringt. Nur eine von vielen Szenen, die den Zuschauern im Gedächtnis geblieben ist.

Der Film „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann hat einige dunkle Geheimnisse
Doch so spaßig der Streifen ist – „Die Feuerzangenbowle“ hat auch einige dunkle Geheimnisse, von denen viele Zuschauerinnen und Zuschauer heute sicher nichts mehr ahnen. Wussten Sie etwa, dass Adolf Hitler selbst daran beteiligt war, dass der Film überhaupt erscheinen konnte? Der Grund: Als der Film 1944 veröffentlicht werden sollte, versuchte der damalige Reichserziehungsminister Bernhard Rust laut Berichten, die Freigabe zu verhindern. Der Grund: Er glaubte, der Streifen gefährde die Autorität von Schule und Lehrern. Rühmann soll daraufhin mit einer Kopie des Films in die Wolfsschanze gefahren sein, dem damaligen Führerhauptquartier in Ostpreußen.

Hier soll Hermann Göring die Freigabe eingeholt haben: Er wurde laut Überlieferung von Adolf Hitler gefragt, ob der Film zum Lachen sei. Göring soll geantwortet haben, er habe mehrfach lachen müssen, während er „Die Feuerzangenbowle“ schaute. Hitler soll daraufhin geantwortet haben: „Dann ist dieser Film sofort für das deutsche Volk freizugeben.“ Schon drei Tage später fand die Premiere statt – am 28. Januar 1944 wurde der Streifen erstmals in zwei Filmpalästen in Berlin gezeigt. Allerdings schon am Vormittag, weil man abends mit Fliegeralarm rechnete.
Einige der jungen Schauspieler erlebten die Premiere von „Die Feuerzangenbowle“ nicht mehr
Ein weiteres düsteres Geheimnis, das den Humor des Films in anderem Licht erscheinen lässt: Einige der Schauspieler, die die Klassenkameraden von Pfeiffer in der „Feuerzangenbowle“ spielten, erlebten die Premiere des Films in Berlin überhaupt nicht mehr. Denn der Zweite Weltkrieg tobte: In der Nacht vor der Premiere fielen allein in Berlin laut einem Bericht des „Spiegel“ 3715 Tonnen Bomben, abgeworfen von 1077 englischen Bombern. Die jungen Schauspieler wurden, als der Dreh abgeschlossen war, eingezogen und fielen im Krieg. Es heißt sogar, Heinz Rühmann habe aus diesem Grund die Produktion des Films in die Länge gezogen – und versuchte so, das Schicksal der jungen Männer zu beeinflussen.
Und die Schauspieler waren nicht die einzigen, die die Schreckensherrschaft der Nazis mit ihrem Leben bezahlten. Bekannt ist auch die Geschichte des Journalisten und Schriftstellers Erich Knauf. Er war am Film beteiligt, weil er den Kanon „Der Frühling liebt das Flötenspiel“ dichtete, der in der Schule im Musikunterricht gesungen wird. Nur für „Die Feuerzangenbowle“ komponierte und textete er das Lied. In einem Luftschutzkeller soll er sich später regimekritisch geäußert haben: Knauf wurde am 6. April 1944 in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. Am 2. Mai 1944 wurde er enthauptet. Noch heute erinnert eine Gedenktafel im Berliner Ortsteil Kaulsdorf an den Schriftsteller. ■