Mord verjährt nie, sagt man – kein Fall beweist das so eindrucksvoll wie dieser: Vor mehr als 23 Jahren wurde die Leiche eines jungen Mädchens aus dem Main gefischt. 13 bis 16 Jahre alt soll die Tote gewesen sein, der junge Körper war offenbar schwer misshandelt worden. Und auch die Umstände, unter denen das Mädchen gefunden wurde, sorgten deutschlandweit für Entsetzen. Nun kommt der Fall ein weiteres Mal ans Tageslicht: Laut Ankündigung soll er am Mittwoch bei „Aktenzeichen XY … ungelöst“ vorgestellt werden. Denn nicht nur nach dem Mörder der jungen Frau wird noch immer gefahndet – auch die Identität der Toten ist unklar.
Im Juli 2001 wurde die Leiche eines unbekannten Mädchens aus dem Main geborgen
Es war ein Fund, der ganz Deutschland fassungslos machte: Vor etwas mehr als 23 Jahren, im Juli 2001, wurde an der Wörthspitze die Leiche eines jungen Mädchens aus dem Wasser gefischt. Der tote Körper war eingeschnürt in ein Betttuch, beschwert mit einem Sonnenschirmständer. 13 oder 16 Jahre alt soll das Mädchen laut Berichten gewesen sein – sie kam vermutlich im Zeitraum von 1985 bis 1988 zur Welt. Untersuchungen ergaben, dass die Leiche vermutlich zwischen 12 und 24 Stunden im Wasser gelegen haben musste.
Unglaublich macht den Fall auch der Zustand der Leiche. Denn: Der Körper wies laut Ermittlern eine Vielzahl an Verletzungen auf. Laut Berichten könnte es sich sogar um Schäden von jahrelangen Misshandlungen gehandelt haben, die niemals ärztlich versorgt wurden. Die Rede war unter anderem von Narben an der Stirn, am Rumpf und an den Beinen, außerdem waren beide Oberarme mehrfach gebrochen und in Fehlstellung wieder zusammengewachsen. Außerdem hatte das Mädchen Brandnarben am ganzen Körper, weil offenbar Zigaretten auf ihrer Haut ausgedrückt wurden.

„Als Todesursache wurden zwei durch stumpfe Gewalt hervorgerufene Rippenbrüche festgestellt, die Lunge und Milz verletzt haben und das Mädchen in der Folge durch inneres Verbluten verstorben ist“, heißt es in einer Mitteilung des Bundeskriminalamtes. „Es ist davon auszugehen, dass das Mädchen wenige Tage vor dem Fund der Leiche noch gelebt hat.“ Das Mädchen wurde als etwa 1,57 Meter groß und zierlich beschrieben. Der Körper soll gerade einmal 38,5 Kilogramm gewogen haben.
Sind die Bänder, mit denen die Leiche verschnürt war, ein wichtiges Indiz?
Zur Herkunft des Opfers können die Ermittler nur wenig sagen – einen Hinweis geben die Bänder, mit denen die Leiche verschnürt wurde. „Die Beine des Mädchens waren angewinkelt und an die Brust gepresst, die Arme eng am Körper angelegt. In dieser Hockstellung wurde der Leichnam des Mädchens mit bis zu 10 Zentimeter breiten Textilbändern umwickelt und verknotet“, heißt es beim Bundeskriminalamt. „Der verpackte Leichnam war mit einem weißen Textilband zusammengeschnürt und mit einem violett gestreiften Band an einen Sonnenschirmständer gebunden.“
Bei diesen Textilbändern handele es sich um sogenannte Nalas. „Diese finden im pakistanischen, afghanischen sowie auch teilweise im indischen Kulturkreis als Gürtel zum Binden für Pluderhosen Verwendung.“ Der Sonnenschirmständer, mit dem die Leiche beschwert wurde, liefert jedoch nur wenig Hinweise. Der Grund: Es handelt sich um ein Objekt, das nicht gerade selten ist. Er werde „in einer Stückzahl von 10.000 jährlich unter anderem in Großmärkten und den Baumärkten Obi, Hornbach und Praktiker verkauft“, heißt es von den Ermittlern.

Mädchen im Main: Nach dem Leichen-Fund wurde die „SOKO Leopard“ ins Leben gerufen
Nach dem Fund wurde die „SOKO Leopard“ ins Leben gerufen – weil der Bettbezug, in den die Leiche eingewickelt war, ein Leopardenmuster trug. In den ersten Jahren liefen die Ermittlungen aber ins Leere. Im Rahmen der Kampagne „Identify Me“ kam der Fall des Mädchens nun noch einmal ans Licht – als einer von 46 ungelösten Kriminalfällen, die von Interpol und sechs europäischen Ländern neu aufgerollt wurden. In allen Fällen geht es um Frauen, die meist auf gewaltsame Weise ermordet wurden. Die Täter wurden nie gefasst.
Ob nun die TV-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ neuen Schwung in die Sache bringt? Als einer von mehreren Fällen soll die Geschichte des Mädchens aus dem Main laut Ankündigung dort am Mittwoch (11. Dezember 2024) um 20.15 Uhr behandelt werden. Laut Ankündigung soll es auch um ein bewaffnetes Duo gehen, das einen Mann an einem Geldautomaten überfiel – und um einen Mann, der ein Juwelier-Geschäft stürmte, hinter den Tresen rannte und zustach. Ob die Täter gefunden werden, wird sich nach der neuesten Ausgabe von „Aktenzeichen XY“ zeigen. Vielleicht wird auch der Mörder des Mädchens aus dem Main gefunden – oder zumindest ihre Identität geklärt. Bisher steht auf dem Grabstein der jungen Frau auf dem Friedhof Heiligenstock laut Berichten nur „Unbekanntes Mädchen“. ■