Gäste zerreißen Deutschlands Öffis

Fußball-EM: Bahn-Kritik immer heftiger! „Jesus, ich will nach Hause!“

Volle Züge, Ausfälle und Verspätungen: In den sozialen Netzwerken prangern Besucher der EM die Zustände bei Deutschlands Öffis an.

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Etliche Züge fallen aus oder haben Verspätung: Wer zur Fußball-EM von A nach B kommen will, braucht Geduld.
Etliche Züge fallen aus oder haben Verspätung: Wer zur Fußball-EM von A nach B kommen will, braucht Geduld.Arnulf Hettrich/imago

Seit rund zwei Wochen läuft die Fußball-EM in Deutschland – und die Beschwerden der Besucher, die sich die unterschiedlichsten Spiele anschauen, reißen nicht ab. Schon seit Beginn des Turniers tauchen in den sozialen Netzwerken immer wieder Posts von Menschen aus dem Ausland, die am öffentlichen Nahverkehr in Deutschland scheitern. Ausfallende Züge, überfüllte Bahnen, Chaos an den Bahnhöfen: Die Deutsche Bahn und die Öffis bekommen ordentlich ihr Fett weg – und Deutschland blamiert sich vor den Besuchern bis auf die Knochen.

Fußball-EM: Fahrgastverband und Philipp Lahm kritisieren deutsche Infrastruktur

Auch der Deutsche Fahrgastverband Pro Bahn schaltete sich bereits in die Debatte rund um die Fußball-EM ein (KURIER berichtete). Die Deutsche Bahn habe bei der Fußball-Europameisterschaft ihren schlechten Ruf bestätigt, sagte Verbandschef Detlef Neuß. „Derzeit wird eher unterstrichen, welche Defizite es bei der Bahn gibt.“ Vor allem im Nahverkehr würden die Schwächen angesichts vieler Verspätungen und überfüllter Züge besonders deutlich. Auch Turnier-Direktor Philipp Lahm kritisierte: „„Ich glaube, wir haben es versäumt, insgesamt als Deutschland in den letzten Jahrzehnten ein bisschen daran zu arbeiten an der Infrastruktur.“

Chaos an den Bahnhöfen, übervolle Bahnsteige: Vor allem an den Spieltagen herrscht an Deutschlands Bahnhöfen ordentlich Betrieb.
Chaos an den Bahnhöfen, übervolle Bahnsteige: Vor allem an den Spieltagen herrscht an Deutschlands Bahnhöfen ordentlich Betrieb.Achim Zweygarth/imago

Aber: Welche Erfahrungen machen die Fahrgäste bei der Fußball-EM konkret – und wie schlimm sind die Kommentare? Wer einen Blick in die Posts beim Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) wirft, wird schnell fündig. „Die deutsche Effizienz ist nahezu nicht existent“, berichtet etwa eine Frau. „Nichts ist hier pünktlich. Das Verkehrssystem ist an den Spieltagen völlig überlastet.“ Es sei so schlimm, dass es punktuell schon unsicher werden. „Die Bahnsteige sind so voll, dass die Leute gar nicht von den Rolltreppen kommen – und die Hitze macht es unerträglich.“

Ein anderer Nutzer schreibt, Laufen sei der schnellste Weg, um zwischen den Spielen während der Fußball-EM von A nach B zu kommen – denn das Verkehrssystem in Deutschland sei „ein Witz“, stellt er fest. „Nichts ist pünktlich und wir hatten einen Ausfall der Bahn, mehrere Züge wurden gecancelt.“  Einer stellt fest: „Deutschland hat das schlimmste Verkehrssystem der Welt.“ Und eine Frau schreibt in einem Post: „Ich weine über das deutsche Verkehrssystem. Warum ist es unmöglich, in der Nacht von Berlin nach Hamburg zu kommen?“ Es seien zwei riesige Städte – und mit dem Auto sei man auch nur zwei Stunden unterwegs.

Auch in Berlin sind die Züge an den Spieltagen ziemlich voll - doch die Hauptstadt wird trotzdem gelobt.
Auch in Berlin sind die Züge an den Spieltagen ziemlich voll - doch die Hauptstadt wird trotzdem gelobt.dts Nachrichtenagentur/imago

Nutzer kritisiert Deutsche Bahn zur Fußball-EM: „Jesus Christus, ich will wieder nach Hause!“

Auch Empfehlungen zur Fußball-EM gibt es bereits. „Wenn ihr laufen könnt: Lauft“, schreibt ein Nutzer kurz und bündig. Einzig und allein Berlin wird gelobt – auch wenn es hier rund um die Spiele im Olympiastadion ebenfalls zu überfüllten Bahnsteigen und vollen Zügen kommt. „Der öffentliche Verkehr in Deutschland ist in und um Berlin großartig – aber er wird schlechter, je weiter man sich entfernt.“ Besonders dramatisch ist der Post eines Mannes, der offenbar kein einziges gutes Wort mehr übrig hat. „Die öffentlichen Verkehrsmittel in Deutschland sind ein Haufen Scheiße. Jesus Christus, ich will wieder nach Hause!“

Auch die Bahn äußerte sich inzwischen zu der heftigen Kritik an den Zuständen während der Fußball-EM – das Unternehmen bleibt allerdings zumindest in der Außenwirkung cool. „Wir verstehen den Unmut und die Kritik von Fans“, sagte Bahn-Vorstand und Fernverkehrschef Michael Peterson im Interview mit der „Bild“. „Die Bahn bietet aktuell nicht die Qualität, die alle verdient haben. Gleichzeitig tun wir derzeit alles, um die Reisenden zuverlässig an ihre Ziele zu bringen.“ Seit dem Beginn des Turniers seien über fünf Millionen Reisende mit den Zügen der Bahn unterwegs. „Darüber freuen wir uns. Und wenn es mal nicht so klappt wie gewünscht, rufen wir den Fans zu: Danke für eure Geduld und Umsicht.“ ■