Lange Zeit war es in westlichen Medien still geworden um Syrien. Doch wer Berichte aus der Region verfolgte, sah, dass das syrische Regime unter dem brutalen Diktator Baschar al-Assad mit Hilfe des engen Verbündeten Russland fortlaufend Angriffe in den von Rebellen kontrollierten Teilen des Landes verübte. Russlands Luftwaffe flog immer wieder Einsätze, erprobte dort über die Jahre viele der Waffen, mit denen es in den letzten knapp drei Jahren auch die Ukraine terrorisierte. Immer wieder starben dabei auch Zivilisten.
In dieser Woche flammten die Kämpfe entlang der Front wieder auf – und zwar so heftig wie schon lange nicht mehr. Rebellen eroberten dabei große Gebiete vom Regime zurück. Laut CNN haben sie mehr als 50 Dörfer im Westen von Aleppo eingenommen.
Rebellen in Syrien dringen in Stadtteile in Aleppo ein
Dem Syrien-Experten Charles Lister nach, sind die Rebellen mittlerweile in die ersten Stadtteile Aleppos eingedrungen. „Schwere Kämpfe dauern an, doch die Verteidigungslinien des Regimes fallen“, schreibt der Direktor des Middle East Centers auf der Nachrichtenplattform X (zuvor Twitter). Zudem soll eine wichtige Nachschublinie zwischen der Hauptstadt Damaskus und Aleppo von den Aufständischen bereits abgeschnitten worden sein.
Die vom Leid des Krieges geplagte Zivilbevölkerung schaut indes ängstlich auf die Situation. „Wir befürchten, dass die Blockade von Straßen die Treibstoffpreise in die Höhe treiben und dazu führen könnte, dass keine Waren mehr in die Stadt gelangen“, sagte der 36-jährige Bewohner von Aleppo, Nasser Hamdo der Nachrichtenagentur AFP. „Zum ersten Mal seit fast fünf Jahren hören wir ständig Raketen und Artilleriegranaten, manchmal auch Flugzeuge“, so ein 51-jähriger Bewohner von Aleppo am Telefon. Die Menschen hätten Angst, „dass sich das Kriegsszenario wiederholt und wir gezwungen sein werden, aus unserer Heimat zu fliehen“.
NEW — opposition forces inside #Aleppo city’s western suburbs. Heavy fighting ongoing, but regime defensive lines are falling.
— Charles Lister (@Charles_Lister) November 29, 2024
One source on the ground says a mass defection of regime soldiers based in one position is currently being negotiated. I cannot 100% confirm. pic.twitter.com/8ZlM2vgX3k
Hunderte Tote bei neuen Kämpfen in Syrien
Bei den Kämpfen ist die Zahl der Toten nach Angaben von Aktivisten bereits auf mehr als 255 gestiegen. Darunter seien vor allem Kämpfer, sowohl Soldaten der Regierung von Präsident Baschar al-Assad und deren Verbündete, sowie auch Rebellen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet auch von zahlreichen toten Zivilisten.
Die Kämpfer der Rebellen zählen zu verschiedenen Gruppen, darunter auch zur Freien Syrischen Armee, die durch die gewaltsam unterdrückten Anti-Regime-Proteste in dem Land 2011 entstand. Viele der Anti-Regierungskämpfer werden von der Türkei ausgerüstet und unterstützt. Zu der Rebellen-Koalition gehört aber auch die extremistische Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS), die sich von der Terrorgruppe Al Qaida abgespalten hat.
Iran, Hisbollah und Russland unterstützen das brutale Assad-Regime
Auf der anderen Seite stehen neben den Soldaten des Assad-Regimes auch Truppen der iranischen Revolutionsgarden und der libanesischen islamistischen Schiitenmiliz Hisbollah. Ein Brigadegeneral der iranischen Revolutionsgarden wurde getötet, wie die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna bestätigte. Die Rebellen in Syrien profitieren derzeit zudem von der Schwäche der Hisbollah, deren Führung durch israelische Angriffe im Libanon zum Großteil ausgeschaltet wurde.
Die Kämpfe sind die schwersten in der Region seit Jahren. Die Millionenstadt Aleppo im Norden Syriens war in den ersten Jahren des syrischen Bürgerkriegs stark umkämpft und wurde schwer verwüstet.
Laut verschiedenen Berichten haben die syrischen Rebellen dabei unter anderem auch von Taktiken gelernt, die die Ukraine in der Verteidigung gegen Russland einsetzt. So werden unter anderem Kamikaze-Drohnen gegen die Assad-Truppen eingesetzt – offenbar mit Erfolg. Die Rebellen posten viele Videos davon in den sozialen Netzwerken.

Russische Luftangriffe sollen Regime unterstützen
Russische Kampfflugzeuge fliegen derweil Luftangriffe. Die syrischen Streitkräfte teilten laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana mit, Terroristen hätten eine schwere Offensive auf Militärposten in mehreren Dörfern und Städten gestartet.
Im Jahr 2011 war in Syrien ein verheerender Bürgerkrieg ausgebrochen, der mindestens eine halbe Million Menschen das Leben kostete und dazu führte, dass viele Menschen aus Syrien flüchteten. Heute ist das Land gespalten. Machthaber Al-Assad kontrolliert mithilfe seiner Verbündeten Russland und Iran zwei Drittel des Landes. Der Nordwesten ist teilweise unter Kontrolle von Oppositionskräften. Eine politische Lösung für den Konflikt ist nicht in Sicht. ■