Änderungen ab 2026

So stark wird die Rente im nächsten Jahr steigen

Steuern, Aktivrente: Das ändert sich 2026 für Rentner und Beitragszahler. Zum Jahreswechsel treten etliche Änderungen in Kraft. Ein Überblick.

Author - Stefan Doerr
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Das Logo der Deutschen Rentenversicherung ist am Eingang eines Gebäudes der Rentenversicherung angebracht.
Das Logo der Deutschen Rentenversicherung ist am Eingang eines Gebäudes der Rentenversicherung angebracht.Bernd Weißbrod/dpa

Wochenlang dominierte der Streit um das schwarz-rote Rentenpaket die politische Bühne. Mit dem Jahreswechsel greifen nun große Teile der Reform. Ruhe kehrt damit nicht ein, im Gegenteil: Auch 2026 dürfte die Rente eines der zentralen Streitthemen bleiben. Für Millionen Menschen ändern sich gleichzeitig ganz konkret Zahlen und Regeln, mit spürbaren Folgen für Geldbeutel und Lebensplanung.

Kern des kurz vor Weihnachten beschlossenen Pakets ist die Verlängerung der sogenannten Haltelinie. Das Rentenniveau bleibt bis 2031 bei 48 Prozent fixiert. Bislang galt diese Sicherung nur bis 2025. Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) setzte die Verlängerung nach zähen Verhandlungen durch. Ohne das Gesetz würde das Rentenniveau bis 2031 auf etwa 47 Prozent absinken.

Der Begriff Rentenniveau bezeichnet das Verhältnis zwischen einer Standardrente nach 45 Beitragsjahren mit Durchschnittsverdienst und dem durchschnittlichen Einkommen der Beschäftigten. Durch die Haltelinie steigen die Renten weiter im Gleichklang mit den Löhnen nach Abzug der Beiträge, aber vor Steuern. Die Anpassung erfolgt wie gewohnt zum 1. Juli.

Wie hoch werden die Renten sein?

Für mehr als 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland bedeutet das erneut höhere Bezüge. Bereits 2024 griff die Haltelinie erstmals. Auch in den kommenden Jahren wird der Bund zusätzliches Geld zuschießen müssen, damit die Renten mit den Löhnen Schritt halten – obwohl immer mehr Babyboomer in den Ruhestand gehen.

Im Juli 2026 ist nach jüngsten Prognosen ein Plus von rund 3,7 Prozent zu erwarten, ähnlich wie im laufenden Jahr. Eine Monatsrente von 1000 Euro würde damit um etwa 37 Euro steigen. Grundlage ist vor allem der erwartete Zuwachs der Bruttolöhne je Arbeitnehmer von 3,6 Prozent. Bei einer Inflationsrate um zwei Prozent wächst damit auch die Kaufkraft. Die endgültige Entscheidung fällt im Frühjahr. Die ausgeweitete Mütterrente aus dem Rentenpaket greift allerdings erst ab 2027.

Wer bezahlt die Erhöhung der Rente?

Bezahlt wird die Stabilisierung von Beitrags- und Steuerzahlern. Der Beitragssatz zur Rentenversicherung liegt seit neun Jahren unverändert bei 18,6 Prozent. Die Beitragsbemessungsgrenze steigt 2026 von 8050 auf 8450 Euro im Monat. Von den erwarteten Beitragseinnahmen der Rentenkasse in Höhe von rund 321 Milliarden Euro entfallen 89 Prozent auf Pflichtbeiträge aus Erwerbstätigkeit. Mehr als 120 Milliarden Euro steuert der Bund 2026 aus dem Haushalt bei.

Die Zusatzkosten durch das konstante Rentenniveau erstattet der Bund vollständig. Der Bundesrechnungshof beziffert die Mehrbelastung bis 2031 auf rund 25 Milliarden Euro. Langfristig wird es deutlich teurer. Bis 2040 könnten sich die Kosten auf etwa 150 Milliarden Euro summieren. „Die angespannte Lage des Bundeshaushalts wird dadurch weiter verschärft“, warnt der Bundesrechnungshof.

Insgesamt wachsen die Rentenausgaben kräftig. Bis 2030 wird ein Plus von 25,8 Prozent erwartet. Davon entfallen 18,1 Prozentpunkte auf regelmäßige Rentenerhöhungen. Weitere 6,5 Prozent resultieren aus der steigenden Zahl der Rentnerinnen und Rentner durch starke Jahrgänge und höhere Lebenserwartung.

Arbeitsministerin Bärbel Bas (<a target="_blank" href="https://www.berliner-kurier.de/topics/spd">SPD</a>) setzte die Verlängerung des Rentenniveaus von 48 Prozent durch.
Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) setzte die Verlängerung des Rentenniveaus von 48 Prozent durch.Carsten Koall/dpa

Änderungen bei abschlagsfreier Rente

Auch andere konkrete Änderungen hält das neue Jahr parat. Bei der schrittweisen Anhebung des Rentenalters auf 67 bis 2031 erreicht der Jahrgang 1961 nun seine reguläre Altersgrenze – mit 66 Jahren und sechs Monaten. Für später Geborene erhöht sich das Eintrittsalter in Zweimonatsschritten weiter.

Bei der abschlagsfreien Rente für besonders langjährig Versicherte (früher „Rente ab 63“) liegt die Altersgrenze für 1962 Geborene nun bei 64 Jahren und acht Monaten. Sie erhöht sich um zwei Monate pro Jahrgang bis 65.

Was ändert sich bei Beiträgen und Steuern?

Auch bei Beiträgen und Steuern ändert sich etwas. Der Mindestbeitrag für freiwillig Versicherte steigt 2026 von 103,42 auf 112,16 Euro im Monat, der Höchstbeitrag liegt bei 1571,70 Euro. Der steuerliche Grundfreibetrag klettert auf 12.348 Euro. Für Neurentner steigt der steuerpflichtige Anteil der Rente auf 84 Prozent. 16 Prozent der ersten vollen Jahresrente bleiben steuerfrei. Dieser Anteil sinkt für jeden neuen Jahrgang um 0,5 Prozentpunkte, bis er 2058 ganz entfällt.

Neu ist die Aktivrente

Neu ist auch die sogenannte Aktivrente. Rentnerinnen und Rentner dürfen künftig bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen. Die Bundesregierung geht davon aus, dass bis zu 168.000 Menschen im Ruhestand weiterarbeiten könnten. Ob sie das tatsächlich tun, bleibt offen. Gleichzeitig entfällt das Verbot sachgrundlos befristeter Weiterbeschäftigung über das Rentenalter hinaus.

Für zusätzlichen Zündstoff sorgt eine neue Rentenkommission, die die Regierung kurz vor Weihnachten eingesetzt hat. 13 Mitglieder aus mehreren Generationen sollen bis zum Sommer Vorschläge für die Zukunft der Alterssicherung erarbeiten. Mit dabei ist auch der CDU-Abgeordnete Pascal Reddig, der als Kritiker der Rentenstabilisierung bekannt ist. Betriebliche und private Vorsorge sollen ebenfalls auf den Prüfstand.

Diskutiert werden grundlegende Fragen, etwa ob es künftig eine gemeinsame Kennziffer für gesetzliche, betriebliche und private Vorsorge geben soll oder wie viel private Vorsorge nötig ist, um den Lebensstandard zu sichern. Kanzler Friedrich Merz (CDU) erklärte zuletzt die Richtung. Die gesetzliche Rente bleibe eine „Basisabsicherung“, müsse aber stärker ergänzt werden.

Besonders umstritten dürfte die Frage nach einer längeren Lebensarbeitszeit sein, ebenso wie eine mögliche Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung oder die Einbeziehung weiterer Gruppen wie Beamter. Ab Mitte des Jahres will die Koalition erste Reformschritte umsetzen. Konflikte sind programmiert.