Gustav Adolf „Täve“ Schur ist eine Ikone des deutschen Radsports. Neunmal „Sportler des Jahres“ in der DDR, erster deutscher Amateur-Weltmeister und zweifacher Gewinner der Internationalen Friedensfahrt! Schurs Erfolge haben Generationen geprägt und dafür soll der heute 94-Jährige mit dem Verdienstorden des Landes Sachsen-Anhalt geehrt werden. Denn trotz aller Kritik an Schur bleiben die Parteien im Landtag bei ihrem Ja zur großen Ehre für die DDR-Radsportlegende. Und: Sie wollen sogar noch mehr!
Kritik an Schurs politischer Laufbahn
Am 17. September 2025 erhält Täve Schur den Verdienstorden des Landes Sachsen-Anhalt aus den Händen von Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (CDU). Und das trotz aller Kritik an der Person Täve Schur. Ganz klar gegen die Auszeichnung wetterte Johannes Beleites, seit April 2024 Sachsen-Anhalts Beauftragter für die Aufarbeitung der SED-Diktatur. Schurs sportliche Erfolge sind auch für den Stasi-Beauftragten unbestritten. Doch Schur habe jahrzehntelang für die SED in der Volkskammer gesessen, 1968 für das DDR-Strafgesetzbuch samt Todesstrafe gestimmt und noch 1989 das Massaker auf dem Tian’anmen-Platz gerechtfertigt.
Die Parteien im Landtag bleiben trotzdem bei ihrer Entscheidung, am kommenden Mittwoch Schur den Verdienstorden zu verleihen. Und sie wollen sogar noch mehr: Auf Antrag von CDU, SPD und FDP soll sich der Landtag zudem dafür einsetzen, dass Täve Schur endlich in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen wird.

Kommt Schur in die Hall of Fame des deutschen Sports?
Eine späte, aber verdiente Anerkennung für „unseren Täve“, meint die SPD-Fraktion dazu. „Die Radsportlegende Täve Schur gehört in die Hall of Fame des Sports in Halle“, sagte auch der CDU-Abgeordnete Detlef Gürth zur Beratung des Landtags über eine Würdigung der Lebensleistung von Gustav Adolf „Täve“ Schur.
Doch dies ist nicht der erste Versuch, Täve Schur einen Platz in der Ruhmeshalle des deutschen Sports einzuräumen. Darin werden deutsche Sportler und Persönlichkeiten des Sports geehrt, die durch Leistung, Fairplay und Haltung Vorbild geworden sind. Allerdings gilt die Ruhmeshalle als umstritten, weil dort auch mit Josef Neckermann und Willi Daume Sportfunktionäre aufgenommen wurden, die in der Nazizeit der NSDAP nahestanden!
Zwei Anträge auf Hall of Fame gescheitert
Zweimal stand auch schon der zweifache DDR-Rad-Weltmeister Täve Schur zur Aufnahme in diese „Hall of Fame“ bei der Stiftung der Deutschen Sporthilfe. Doch 2011 wie auch 2017 scheiterte der Antrag. 2011 protestierte der Doping-Opfer-Hilfe-Verein Berlin massiv gegen die Ehrung für Schur und die Radsport-Ikone wurde nicht aufgenommen. Sechs Jahre später wurde der damals 86-jährige Schur von der Sporthilfe erneut zur Wahl nominiert. Und das, obwohl der frühere Abgeordnete der DDR-Volkskammer das Doping-System in der DDR heruntergespielt hatte.
„Schur ist nicht gewählt worden, und es wird in dieser Weise keinen dritten Anlauf geben“, erklärte damals Michael Ilgner, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Sporthilfe, das Nein der Jury. Andreas Silbersack, Präsident des Landessportbundes Sachsen-Anhalt und Initiator der erneuten Schur-Nominierung, hielt die Entscheidung 2017 „für einen kapitalen Fehler.“ Es sei die Chance vertan worden, „einen großen Sportsmann noch zu seinen Lebzeiten in die Hall of Fame aufzunehmen.“ Wird es doch noch einen dritten Anlauf für Täve Schur geben?
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