Er holte zig Medaillen, neunmal wurde er zum Sportler des Jahres in der DDR gekürt und als zweifacher Friedensfahrt-Sieger sowie zweifacher Weltmeister ist Täve Schur seit Jahrzehnten eine Radsport-Legende. Am 17. September soll der 94-Jährige mit dem Verdienstorden des Landes geehrt werden. Doch das ist vielen ein Dorn im Auge!
Der Orden des Landes Sachsen-Anhalt soll dem früheren DDR-Sport-Idol am 17. September von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) überreicht werden. Doch nicht alle wollen Täve Schur diese Ehrung zuteilwerden lassen. Denn während Schurs sportliche Leistungen unbestritten sind, ist seine politische Vergangenheit umso umstrittener. Widerstand regt sich insbesondere bei Johannes Beleites, dem Landesbeauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Schur war mehr als 30 Jahre politisch aktiv
Er erinnert daran, dass Gustav Adolf „Täve“ Schur 32 Jahre lang von 1958 bis 1990 die SED als Abgeordneter in der DDR-Volkskammer vertrat. Der heute 94-jährige Schur sei daher „nicht nur einfacher Mitläufer, sondern ein aktiver Träger und Unterstützer der SED-Diktatur und damit mitverantwortlich für das SED-Unrecht“ gewesen, so Beleites.

Der Radrenn-Profi habe als Volkskammermitglied zentrale Entscheidungen der DDR-Politik mitgetragen, so die Kritik. Zum Beispiel habe er 1968 für das Strafgesetzbuch der DDR mitsamt seinen politischen Straftatbeständen einschließlich der Todesstrafe gestimmt. Zudem habe Schur noch am 8. Juni 1989 für eine Volkskammer-Resolution gestimmt, die das Massaker an den Demonstranten auf dem Tiananmen in Peking rechtfertigte.
Erinnerung an Leid der Opfer des DDR-Regimes
„Meine Behörde berät und betreut täglich Menschen, die aus politischen Gründen verurteilt und in den DDR-Gefängnissen traumatisiert wurden. Da passt es schlecht zusammen, dass ein Mann, der für ein politisches Strafrecht seine Hand gehoben hat, heute ausgezeichnet wird“, kritisiert Beleites.
Auch nach der Wiedervereinigung habe sich Schur nicht kritisch mit der DDR auseinandergesetzt, so Beleites. Noch 1991 bekannte er öffentlich: „Die Ideale des Sozialismus sind auch heute noch meine Ideale.“ Worte des Bedauerns über die Toten an der innerdeutschen Grenze oder die politisch Verfolgten seien von ihm nicht bekannt. Von 1998 bis 2002 saß er für die SED-Nachfolgepartei PDS im Bundestag.
Daher hat Beleites „große Schwierigkeiten damit, wenn ein Mann wie Täve Schur jetzt mit dem Landesverdienstorden ausgezeichnet wird, aber gleichzeitig die Opfer der von ihm vertretenen Politik noch immer das Nachsehen haben“. (mit epd)
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