Gemüse in der DDR: Bereiten Sie schon mal den Gurkensalat vor, denn im Osten gurkt es gewaltig!
Die grünen Dinger lassen unseren Autoren nicht mehr los – dank Ihnen, liebe Leser!

Das Thema Gurken lässt mich einfach nicht mehr los. Schon vor kurzem schrieb ich an dieser Stelle über die grünen Dinger, die allerdings aus Spanien kamen und mitten im Winter zu Wucherpreisen in den Supermärkten angeboten wurden. Dabei ergab sich die Frage, was eigentlich Gurken in der DDR kosteten. Und wer fragt, bekommt Antworten, die von Ihnen, liebe Leser, sehr zahlreich kamen. Dafür möchte ich mich recht herzlich bedanken!
Aufgrund Ihrer Zuschriften schreibe ich nun schon wieder über Gurken. Es gilt ja, die Preisfrage zu klären. Und einige Leser glauben, die Antwort zu kennen. So wie Katrin Bartheld aus Treptow, die ihr altes Haushaltsbuch zur Hilfe nahm. „Am 25.6.1982 kosteten zwei Gurken 3,80 Mark, ein Kilo Tomaten gab es am 1.9.1987 für 3,80 Mark. Und am 19.4.1988 hat eine Gurke 1,50 Mark gekostet“, schreibt sie.
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Sven Japke, Sohn einer Obst- und Gemüsehändlerin, schrieb, dass es in der DDR auch im Winter Gurken gab – „allerdings für 6,80 DDR Mark das Kilo“. Und: „Da die DDR selber Gewächshäuser baute, gab es auch Gurken aus heimischen Anbau.“
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Gab es in der DDR Gurken zu Wucherpreisen?
Ein anderer Leser berichtete, dass in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) die Fernwärme für Wohnsiedlungen sogar für Gewächshäuser genutzt wurde. Ines Tichai teilte mir ihre Erinnerung als Verkäuferin mit, dass es in der DDR „die ersten Frühgurken aus dem Gewächshaus, z.B. vom Kraftwerk Boxberg, ab Mitte März zum Kilopreis von 7,20 Mark und 6,80 Mark gab“. Auch recht teuer, finde ich. Aber Frau Tichai erklärt, dass die Gurken „mit zunehmender Ernte natürlich günstiger wurden“.
Angestachelt von den Zuschriften will ich es noch genauer wissen. Der Zufall führt mich zu Dr. Klaus Henschel (72), dem Präsidenten des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg. Bei ihm bin ich an der richtigen Adresse. Henschel war ab 1979 in der LPG in Gorgast im Oderbruch, leitete bis vergangenes Jahr den Nachfolgebetrieb Fontana Gartenbau GmbH. Dort wurden schon zu DDR-Zeiten, wie auch in Boxberg, Gurken in Gewächshäusern angebaut, sagt er mir. „Auf einer Fläche von sechs Hektar – die erste Ernte ging schon im Februar los.“
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Die besten Gurken kommen noch immer aus Brandenburg
Den Preis weiß Henschel natürlich auch. „Die halbstaatliche Handelsorganisation OGS zahlte für die im Februar geernteten Salatgurken pro Kilo 12 DDR-Mark. Im Laden kostete das Kilo aber nur zwei DDR-Mark. Der Preis wurde vom Staat subventioniert. Und er sank, je mehr es in die Saison ging.“
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Es sei der Wunsch der DDR-Regierung gewesen, das man möglichst das ganze Jahr Salatgurken im Handel anbietet, so Hentschel. „Daher wurden auch Gewächshäuser gebaut.“ Aber es gab Probleme: „Da damals Licht, Wärme und Wasserzufuhr in den Gewächshäusern noch nicht computergesteuert wurden, waren die Ernteerträge nicht so hoch.“
Bei der Fontana Gartenbau GmbH, in der unser Experte tätig war, ist das heute alles hochmodern. Die Gurkenernte ist dort schon voll im Gange. Und sie wird noch besser. Denn am heutigen Freitag eröffnet das Unternehmen ein neues, moderneres Gewächshaus, in dem über eine Million Gurken im Jahr für Berlin und Brandenburg geerntet werden sollen – erhältlich in zwei großen Supermarkt-Ketten. Na, dann bereiten Sie schon einmal den Gurkensalat vor: Denn im Osten gurkt es gewaltig!