Teure Gurken im Supermarkt: Hätten wir dafür in der DDR Wucherpreise gezahlt?
Unser Autor fragt, warum man Gurken aus fernen Ländern überhaupt jetzt braucht. Im Osten gab es sie früher auch erst später im Handel, wenn bei uns Erntezeit war.

Sie sind der große Aufreger. Salatgurken, die mancherorts zu Wahnsinnspreisen im Supermarkt angeboten wurden. Eine etwa aus Spanien angekarrte Gurke für 3,29 Euro: Das waren einmal etwa sieben Mark – West-Mark wohlgemerkt.
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Nun, so teuer wäre eine Gurke nie in der DDR gewesen. Und als gelernter DDR-Bürger kaufe ich sie auch heute noch nicht im Winter im Supermarkt, selbst wenn man sie zum Spottpreis anbieten würde. Denn das Kürbisgewächs ist für mich noch nicht dran.
Es wird hierzulande ab Mai/Juni geerntet. Zu DDR-Zeiten kamen es auch dann erst ins Geschäft und bei mir als Salat auf den Tisch. So halte ich es heute noch und ärgere ich mich nicht, wenn jetzt in der kalten Jahreszeit Gurken wegen der Inflation und den hohen Energiekosten zu Wucherpreisen angeboten werden.

Wer braucht den Gurken im Winter? In der DDR gab es sie zu dieser Zeit auch nicht
Die Produkte aus holländischen Gewächshäusern oder dem warmen Spanien fehlten damals im Winter dank des Devisen-Mangels der DDR im Konsum. Das war gar nicht so verkehrt. Wer braucht auch schon im Winter Gurken oder sogar Erdbeeren aus fernen Ländern? Ich nicht! Sie schmecken noch nicht einmal so gut wie die Produkte, die im Sommer frisch geerntet von den heimatlichen Feldern in die Läden kommen.
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Aber ich gebe zu: Damals im Osten habe ich schon neidvoll auf die Landsleute im Westen geschielt, die das ganze Jahr über Gurken, Erdbeeren, Tomaten kaufen konnten – ohne dafür lange anstehen zu müssen mit der Angst, die gewünschte Ware nicht zu bekommen, wenn man dann im Laden an der Reihe war.
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Daher bin ich mir nicht so sicher, ob wir zu DDR-Zeiten nicht doch zu den Salatgurken gegriffen hätten, wenn sie plötzlich im Winter für einen hohen Preis von beispielsweise 5 Ost-Mark im Konsum angeboten worden wären. So ein Gurkensalat außerhalb der Saison – dazu hätte bestimmt keiner Nein gesagt. Und der Preis? Da spart man eben an anderer Stelle, wie es in der DDR oft geschah.

Schließlich zahlte man ja auch Wucherpreise für Gebrauchtwagen, die um ein Vielfaches höher lagen als bei einem neuen Trabi, den man erst nach Jahren des langen Wartens bekam. Bei Lebensmittel ergab sich der DDR-Bürger ebenfalls dem Wucher. Wer keine Westverwandten hatte, ging in den Delikat-Laden, um sich eine Ananas-Büchse für 18 DDR-Mark zu kaufen. Oder man holte sich dort das Kakaopulver-Getränk „Trink Fix“ aus dem Westen für 8 Ost-Mark, um den Durst der Kinder nach halbwegs richtigen Kakao zu stillen.
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Doch wie teuer waren denn nun Salatgurken in der DDR? Die Antwort muss ich leider schuldig bleiben. Dort, wo man es wissen müsste, im Anbaugebiet im Spreewald, telefonierte ich hin und her. Aber keiner konnte sich mehr so richtig erinnern.
Auch aus dem Familien- und Bekanntenkreis oder von einstigen Verkäufern war keine verlässliche Antwort zu bekommen. Die Preisangaben bewegten sich zwischen ein paar Pfennige und 2,50 DDR-Mark. Einfacher war es dagegen bei den eingelegten Gurken. Auf der Internetseite des Berliner DDR-Museums fand ich ein Foto, das ein Glas „Deli-Gewürzgurken“ von Oderfrucht zeigte und 1,65 DDR-Mark kostete.
Norbert Koch-Klaucke schreibt jeden Freitag im KURIER über Geschichten aus dem Osten.
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