Pal Dardai (48) faltet Ibrahim Maza (18) vor rund 60.000 Zuschauern im Olympiastadion und live im TV vor aller Welt so richtig zusammen. Zwar erklärt der Cheftrainer von Hertha BSC im Anschluss an das bittere 1:1 gegen Hannover 96 seinen Wutanfall und auch die Teamkollegen probieren, die Standpauke für das Mega-Talent einzuordnen. Dennoch bleibt die Frage: Vergrault Dardai Maza?
Es war eine Szene, wie man sie heute nur noch selten zu sehen bekommt. Dardai rannte mit dem Halbzeitpfiff auf den Rasen und machte Maza auf dem Weg in die Kabine vor laufenden Kameras mit weit aufgerissenen Augen und viele Gesten zur Sau. So sehr, dass sich Stürmer-Veteran Florian Niederlechner (33) genötigt sah, dazwischenzugehen. Manch einer behauptet, bei Maza seien kurz danach sogar Tränen geflossen.
Hertha BSC: Maza zeigt Reaktion auf Dardais Wutanfall
Dardai erklärte unmittelbar nach dem Spiel seine harte Gangart: „Ich habe ihn richtig angepackt wegen seines defensiven Verhaltens. Ich bin kein Laptoptrainer. Wir haben es auf dem Laptop hundertmal gezeigt. Ich habe es damals genauso von Jürgen Röber abbekommen und es für mein Leben gelernt. Man verteidigt in der Aktion bis zum Ende und bleibt nicht stehen. Er muss davon lernen.“
Das sehen auch Mazas Teamkollegen so, die die Standpauke auf dem Rasen nicht überbewerten wollen. „Grundsätzlich sind wir hier im Herrenfußball. Ich war auch mal ein jüngerer Spieler, da kriegt man ab und zu ein bisschen Fett weg“, erklärt Fabian Reese (26). Herthas Ausnahmespieler weiter: „Ob es gerechtfertigt ist oder nicht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ab und zu muss man sich das mal anhören, sich den Arsch aufreißen und in der Offensive wie in der Defensive das Maximale geben. Das macht einen stärker, da muss man durch.“
Hertha BSC: Pal Dardai ein Förderer der Jugend
Keine Frage: Dardai ist ein großer Förderer des Nachwuchses. Unter dem Ungarn bekamen und bekommen zahlreiche Talente bei Hertha BSC die Chance, sich im Profibereich zu beweisen. Allein in dieser Saison spielen viele Hoffnungen aus der eigenen Akademie regelmäßig in der Zweiten Liga. Das unterstreicht auch Reese: „Die Jungen haben hier eine große Chance, relativ viele Spielminuten zu bekommen. Das ist einmalig. Wir können aber niemanden in Watte packen; der Trainer denkt sich etwas dabei. Da darf man auch ab und zu ein bisschen härter miteinander umgehen.“

Dass Maza das durchaus abkann, bestätigte er in der zweiten Halbzeit. Statt völlig von der Rolle zu sein, kämpfte sich der Spielmacher, dem in der ersten Halbzeit wahrlich wenig gelang, mit einigen guten Aktionen zurück in die Partie. Kapitän Toni Leistner (33) lobt: „Der Junge hat so viel Selbstvertrauen. Da nimmt er mal einen Schluck Wasser und schluckt das runter, dann geht es weiter.“
Ibrahim Maza lacht über Dardais Wutanfall
Und zur Wahrheit des Wutanfalls gehört auch: Dardai applaudierte Maza in der zweiten Halbzeit nach gelungenen Aktionen gleich mehrfach und verpasste ihm bei seiner Auswechslung in der 72. Minute einen väterlichen Klaps auf den Hinterkopf.
Dennoch: Ob Dardais pädagogischer Ansatz diesmal der Richtige ist, wird sich schon bald zeigen. Maza, der, ob aus Angst oder Belustigung, auf dem Weg in die Kabine über Dardais Wutanfall grinste, wird seine ganz eigenen Rückschlüsse ziehen. Ob er nach Dardais öffentlicher Standpauke noch große Lust hat, im kommenden Jahr für Hertha BSC zu spielen, scheint zumindest fraglich.
Bleibt Ibrahim Maza bei Hertha BSC?
Fakt ist: Der Berliner ist zwar vertraglich noch bis 2026 an Hertha BSC gebunden, steht aber weiterhin im Fokus vieler Bundesligisten. Selbst Klubs aus dem Ausland sollen mittlerweile um ihn buhlen. Gleichzeitig ist zu hören, dass Maza, der wegen einer Meniskusverletzung in der Vorbereitung erst seit Mitte Februar fit ist, mit seinen Einsatzzeiten nicht zufrieden sei.
Ob sich das in den noch drei ausstehenden Spielen ändert? Dardai ließ nach dem 1:1 gegen Hannover durchblicken, dass Herthas Mega-Talent noch nicht ganz bereit sei: „Er ist als Joker, wenn er nach 60 bis 70 Minuten kommt, sehr wertvoll für uns. Von Beginn an, wenn alle Spieler auf dem Platz noch fit sind, muss auch er arbeiten. Das hat er heute gespürt.“ Aber eben nicht nur das ... ■