Kein Sieg und viele offene Fragen: Hertha BSC kassiert nach dem geplatzten Aufstiegstraum gegen Hannover 96 ein Gegentor in der Nachspielzeit und kommt nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus. Spannender als das an Höhepunkten arme Spiel bleibt eine blau-weiße Personalie. Denn der Kauf-Krimi geht weiter: Aymen Barkok (25) schaute bei Herthas Remis nur zu!
Um Punkt 18.30 Uhr hätte die Zukunft von Barkok geklärt sein können. Die Leihgabe von Mainz 05 benötigt nur noch einen Startelfeinsatz (oder zwei längere Einsätze), damit die im Vertrag verankerte Kaufpflicht über 600.000 Euro greift. Doch der ehemalige Nationalspieler Marokkos saß gegen Hannover nur auf der Bank, nachdem er zuletzt dreimal in Folge beginnen durfte.
Hertha BSC: Marc Kempf trifft gegen Hannover 96
Knackpunkt könnte Barkoks relativ hohes Gehalt (eine Million Euro im Jahr) sein, das Hertha bei einem Kauf in den kommenden Spielzeiten stemmen müsste. Gut möglich, dass Hertha deswegen noch abwartet. Schließlich sind weiterhin elementare blau-weiße Fragen ungeklärt: Neben der Finanzlage allen voran das Amt des Cheftrainers.
Nun kommt mit Barkok, der in Berlin im Falle einer Verpflichtung einen Dreijahresvertrag bekommt, noch eine hinzu. Dardai sagt nach dem Spiel: „Wir entscheiden immer sportlich und andere Spieler haben heute den Vorzug bekommen.“

Ohne Barkok startet Hertha vor 59.192 Zuschauern ins Duell der Enttäuschten (auch Hannover musste vergangenen Spieltag seine Aufstiegsambitionen begraben) mit Problemen. Ungenauigkeiten und einfache Stoppfehler (auch von Barkok-Ersatz Andreas Bouchalakis) sorgen für ein leichtes Übergewicht der Gäste. Doch nach einer Ecke von Palko Dardai bringt Verteidiger Marc Kempf Hertha mit der ersten Chance und einem wuchtigen Kopfball an den rechten Innenpfosten in Führung - 1:0 (13.).
Hertha-Trainer verpasst Ibrahim Maza Standpauke
Weil Hannover aber weiter viel zu viel Platz und Zeit hat und nur wegen eines Lattenkrachers von Lars Gindorf aus rund 30 Metern den Ausgleich verpasst (20.), schimpft Dardai an der Seitenlinie wie ein Rohrspatz. Da mehrere Ansagen des Ungars nicht bei der Mannschaft ankommen, schickt Herthas Cheftrainer bereits nach einer halben Stunde seine gesamte Auswechselbank zum Warmmachen – auch Barkok.
Doch auch das Warnsignal wirkt nicht. Stattdessen hat Hertha wieder Alu-Glück: Louis Schaub trifft mit einem Volleyschuss aus rund 15 Metern erneut nur die Latte (42.). Dann wird es wild: Aber erst nach dem Pausenpfiff. Dardai faltet Ibrahim Maza (18) auf dem Weg in die Kabine zusammen. Das Mega-Talent vertändelte gleich mehrere Bälle aus aussichtsreicher Position und blieb kurz vor der Halbzeit nach einem verlorenen Zweikampf stehen, was Dardai offensichtlich mächtig auf die Palme bringt.
Wegen Kaufklausel? Aymen Barkok darf bei Hertha nicht spielen
Hertha kommt ohne großen Schwung, dafür mit Maza aus der Kabine. Immerhin defensiv stehen die Blau-Weißen im zweiten Abschnitt deutlich stabiler, lassen kaum etwas zu. Gleichzeitig stottert der zuletzt so geschmeidig laufende Offensiv-Motor. Ein geblockter Distanzschuss von Fabian Reese ist noch das höchste der Gefühle (58.). Dardai reagiert und bringt Mittelfeldmann Bilal Hussein für Pascal Klemens, wenig später Derry Scherhant für Maza und gegen Ende Florian Niederlechner für Palko Dardai.
Barkok schaut dagegen 90. Minuten nur zu – und sieht von der Ersatzbank, wie Hertha in der Nachspielzeit die kalte Dusche bekommt. Enzo Leopold darf nach einer Flanke von Marcel Halstenberg völlig frei aus rund zehn Metern zum 1:1 einköpfen (90.+3).
Reese ist bedient: „Es ist bitter und fühlt sich wie eine Niederlage an. Ich weiß nicht, wie viele Gegentore wir schon in dieser Saison in der Nachspielzeit kassiert haben. Es war nicht das beste Fußballspiel. Wir haben die letzte Konsequenz vermissen lassen und insbesondere in der ersten Halbzeit auch etwas Glück.“■