Was geht wohl in einem erst 19-jährigen Profi vor, wenn er bald zum Team des Deutschen Meisters von 2024 gehören wird, dort mit Nationalspielern aus mehreren Ländern in Konkurrenz steht und die Chance bekommt, sogar die große Bühne Champions League zu betreten? Vorfreude? Nervosität? Respekt? Sicher von allem etwas.
Fakt ist: Ein Transfer von enormer Bedeutung steht unmittelbar bevor. Ibrahim Maza, gebürtiger Berliner und im Augenblick das größte Talent von Hertha BSC, nimmt den nächsten Karriereschritt in Angriff und wechselt zu Bayer 04 Leverkusen. Dort warten große Herausforderungen auf den Sohn einer vietnamesischen Mutter und eines Vaters aus Algerien. Maza besitzt im Moment mit zwölf Millionen Euro den zweithöchsten Marktwert in der Zweiten Liga nach dem Griechen Stefanos Tzimas (1. FC Nürnberg, 22 Mio.).
Mazas Wechsel bringt Hertha BSC zwölf Millionen Euro
Rund zwölf Millionen Euro soll Maza der Hertha auch als Ablöse einbringen. Der sportliche Verlust ist für Berlins Zweitligisten riesengroß, aber mit der kolportierten Ablöse kann Hertha eine Forderung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) weitgehend erfüllen. Man muss angesichts der angespannten finanziellen Lage Transfererlöse in zweistelliger Millionenhöhe erzielen.
Mit „Ibo“ Maza geht – allerdings nach einer Pause von fast 30 Jahren – bereits das dritte ganz große Talent von Hertha BSC zu Bayer Leverkusen. Allesamt gebürtige Berliner. Seine beiden Vorgänger haben sich nach ihren Wechseln einen hervorragenden Namen im deutschen Fußball erworben: Carsten Ramelow und Niko Kovac. Maza sollte deren Werdegang als Mutmacher betrachten.
Mittelfeldmann Ramelow war 21 Jahre alt, als er in der Winterpause der Saison 1995/96 Hertha verließ, weil das Team in Liga zwei in unteren Gefilden dümpelte. Er galt in Berlin zuvor als künftiger Mittelfeldregisseur, wurde mit enormen Erwartungen überfrachtet, die er nicht immer erfüllen konnte. Im Juni 1993 stand er in der Amateur-Mannschaft der Hertha-Bubis, die sensationell das DFB-Pokalfinale erreicht hatten und dort – ausgerechnet gegen Bayer Leverkusen – knapp mit 0:1 unterlagen.

Die Schwiegermutter lobte Ramelow von Hertha BSC weg
Der Legende nach besaß Ramelows künftige Schwiegermutter Anteil an seinem Wechsel. Sie arbeitete im Frühstücksservice eines Berliner Hotels, in dem Bayers umtriebiger und berühmter Manager Reiner Calmund oft abstieg. Sie legte diesem einen Zeitungsartikel über Carsten auf den Tisch und sagte: „Der ist einer für Bayer!“ Calmund (76) bestätigte mir nun diese schöne Geschichte, sagte: „Es war rührend, wie diese Frau mir immer sämtliche Storys über Carsten zum Kaffee servierte. Aber unsere Scouts hatten ihn schon fest im Visier.“ Bayer überwies schließlich 1,5 Millionen DM an Ablöse für Ramelow.
Verbürgt ist auch die Geschichte, als der Jungprofi mit seiner Freundin und späteren Ehefrau auf Wohnungssuche in Leverkusen ging. Zusammen mit Andreas Rettig, damals die rechte Hand von Calmund, klingelte dieser an einer Haustür und es öffnete eine leicht bekleidete Frau. Man war vor einem Puff gelandet und hatte die Hausnummer verwechselt …
Weniger spektakulär ging im Juli 1996 der Transfer des damals 24-jährigen Niko Kovac vonstatten. Der Kroate aus der Turiner Straße in Wedding glaubte nach tristen Jahren in der Zweiten Liga mit Hertha nicht mehr an den schnellen Aufstieg und ging zu Bayer 04. Ablöse: rund 1,1 Millionen DM. „Hertha“, so Calmund, „wollte den Klasse-Spieler mit der Siegermentalität nicht ziehen lassen und ich musste viele Widerstände überwinden.“

Abschied von Hertha war der Beginn glanzvoller Karrieren
Für Ramelow und Kovac war Leverkusen das Sprungbrett für glanzvolle Karrieren. Ramelow, der nur für Hertha und Bayer spielte (333 Erstligaspiele, 46 Länderspiele) und Kovac, der später beim HSV und bei Bayern München kickte und 2003 zu Hertha zurückkehrte (240 Erstligaspiele, 83 Länderspiele für Kroatien) erfüllten sich alle Träume.
„Beide waren damals Top-Verstärkungen für uns“, erinnert sich Reiner Calmund, „ich habe nur gute Erinnerungen an Hertha-Zugänge. Das wird auch mit Ibrahim Maza passieren.“ Einer solchen Manager-Legende kann man gern glauben. ■