Ein Fangesang begleitet die Auftritte der dänischen Nationalelf seit den 1980er-Jahren: „We are red, we are white, we are Danish Dynamite!“ („Wir sind Rot, wir sind Weiß, wir sind Danish Dynamite!“). Den kennt natürlich auch Sebastian Grönning ganz genau. Der Mittelstürmer aus Dänemark, den Hertha BSC nun vom Drittligisten FC Ingolstadt verpflichtete, tritt in Berlin ein schweres Erbe an.
Sebastian Grönning ist der neunte Däne bei Hertha BSC
Geboren in Aalborg, soll der 28-Jährige – stattliche 1,88 Meter groß – an die Leistungen von Haris Tabakovic anknüpfen. Der Schweiz-Bosnier schoss für Hertha in der Zweitligasaison 2023/24 fantastische 22 Tore. Nach dessen Wechsel zur TSG 1899 Hoffenheim fand Hertha in der nun abgelaufenen Spielzeit keinen gleichwertigen Ersatz. Jetzt kommt also Grönning, der in Ingolstadt zuletzt in 30 Einsätzen 17 Tore und drei Assists verbuchte.
Kommt jetzt wieder das berühmte „Danish Dynamite“ nach Berlin? Wenn ich daran denke, fallen mir der oft herzerfrischende Offensivfußball der Dänen ein und ihr sensationeller Triumph bei der Europameisterschaft 1992 in Schweden, die ich als Reporter erlebte. Als kurzfristiger Ersatz für das von der Uefa gesperrte Jugoslawien reisten zwölf Spieler der Dänen für das Championat eilig aus dem Urlaub an. Die lockere „Feriengruppe“ startete durch bis ins Finale, wo Deutschland um Andy Brehme und Stefan Effenberg beim 0:2 keine Chance besaß!
Neu-Herthaner Grönning, ein klassischer Zielspieler, hat es noch nicht in eine Auswahl seines Landes geschafft, aber bereits Erfahrung bei Stationen auf Kreta, in Südkorea und Spanien (CD Castellon/3. Liga) gesammelt. Grönning ist der neunte Profi aus Dänemark, den Hertha BSC bislang verpflichtete.
Mit den Vorgängern des Mittelstürmers – angefangen von Ole Rassmussen (1975) bis zu Gustav Christensen (2023) – hat Hertha meist gute Erfahrungen gemacht. Dazu gehören die Mittelfeldspieler Ole Rassmussen und Jörgen Kristensen, die Stürmer Henrik Agerbeck und Sören Skov, Verteidiger Dennis Cagara, die beiden Torhüter Kevin Stuhr-Ellegaard und Oliver Christensen sowie zuletzt Angreifer Gustav Christensen. Sie alle bestätigten meist, was man von dänischen Kickern erwartet: technische Versiertheit, Spielintelligenz, Teamgeist und Zuverlässigkeit.
Christensen wird Liebling der Ostkurve von Hertha BSC

Die meisten Spuren hinterlassen haben einst in Berlin Ole Rassmussen, Jörgen Kristensen und Torhüter Oliver Christensen. Rassmussen stand mit Hertha 1977 gegen den 1. FC Köln und 1979 gegen Fortuna Düsseldorf in den Endspielen um den DFB-Pokal, die alle knapp verloren gingen.
Der junge Torhüter Oliver Christensen schaffte es gar über 40 Jahre später zum Liebling der Ostkurve. Da in Marcel Lotka und Alexander Schwolow im Mai 2022 beide Stammkeeper verletzt ausfielen, kam der Däne in den beiden entscheidenden Relegationsspielen um den Klassenerhalt in Liga eins gegen den Hamburger SV (0:1, 2:0) zum Einsatz und überzeugte. Seine offene, optimistische Art, sein Engagement und seine Leistungen brachten ihm viel Zuneigung ein. Nach dem Abstieg in Liga zwei 2023 ging er nach Florenz in die Serie A.
Kristensen und sein Zu-Hause-Sonderrecht bei Hertha BSC

Für viele Schlagzeilen sorgte vor allem Jörgen Kristensen. Der überaus trickreiche Profi stürmte im Oktober 1977 beim bis heute einzigen Sieg von Hertha beim FC Bayern München im mit 2:0 erfolgreichen Team zusammen mit Karl-Heinz Granitza und Bernd Gersdorff. Kurios: Nach jedem Ligaspiel fuhr er für zwei Tage nach Dänemark zu seiner Familie. Als aber Trainer Kuno Klötzer die Mannschaft vom weltoffenen „Sir“ Georg Kessler übernahm, duldete der das Privileg nicht mehr und Kristensen verließ Berlin.
Später heuerte er in den USA bei Chicago Sting an und spielte da erneut zusammen mit Herthas einstigem Torjäger Karl-Heinz Granitza. Der bescheinigte dem Dänen „große spielerische Klasse“. Mittelstürmer Granitza (heute 73) hat in der abgelaufenen Saison auch einige Spiele von Zugang Sebastian Grönning für den FC Ingolstadt beobachtet. Sein Urteil: „Ich traue ihm zu, dass er bei Hertha BSC einschlägt!“ Freuen wir uns auf Danish Dynamite!