Seit einem Jahr bei Hertha BSC im Amt und bei Ralf Huschen (46) gibt es nur die harte Hand – wenn es ums Geld geht. Der Geschäftsführer ist nach dem Abgang von Tom Herrich jetzt allein verantwortlich für die Finanzen. Der Mann im Hintergrund hat den schwierigsten Job bei den Blau-Weißen. Bei der Mitgliederversammlung am Sonntag erhielt Huschen den lautesten Applaus.
Der gebürtige Paderborner, der schon beim SCP für Geldordnung sorgte, hat mit seinem sachlichen, konservativen, ostwestfälischen Geschäftssinn genau das, was dieser Klub, der jahrelang im Größenwahn lebte, jetzt bei der Finanznot braucht. Lizenz, Transfererlöse, das sind die großen Summen. Doch der Mann spart auch akribisch bei den kleineren Kosten. „Das sind manchmal harte Entscheidungen, die wehtun. Aber ich bin dankbar, dass alle das mittragen und mich unterstützen“, sagt Huschen.
Normalerweise würde so ein Sparminator von einigen böse angeschaut, doch Huschen wurde bei der Vereinsversammlung abgefeiert von den Mitgliedern. Es ist seine schonungslose realistische Art, die bei den Mitgliedern ankommt.
Huschen knallhart: „Zu viel Geld, zu wenig Tabellenplatz“

„Wir haben viel zu viel Geld ausgegeben für viel zu wenig Tabellenplatz. Das muss viel besser werden“, sagt er knallhart zur abgelaufenen Saison, die nach Winter-Krise und Rauswurf von Trainer Cristian Fiel auf Platz elf endete. Die Mitglieder klatschen genau für diesen Satz. Sie wollen diese Selbstkritik der Bosse hören. Doch sie wollen auch Zuversicht bekommen. Auch das bedient Huschen: „Wir haben ein Budget, das ausreicht, um unter die Top 3 zu kommen. Das sportliche Ziel muss sein, aufzusteigen.“
Trotz Sparzwang ist das noch immer möglich. Noch sind hohe Schulden da und Huschen sagt es so: „Es ist das klare Ziel, den Verein komplett schuldenfrei dastehen zu lassen. Wir sind auf einem guten Weg, haben aber noch einiges vor uns. Auf absehbare Zeit brauchen wir weiterhin Transfererlöse, aber man sieht Licht am Ende des Tunnels.“
Huschen: „Nettogewinn 2026, daran lasse ich mich messen“
Der ehrgeizige Huschen will zumindest beim laufenden Geschäft in der nächsten Saison endlich Schwarze Zahlen. „Für die Saison 2025/26 ist das Ziel, erstmals seit vielen Jahren einen Nettogewinn zu zeigen“, erklärt er.
Nur bei einem Thema bleibt er etwas geheimnsvoll – die Lizenz. „Ich darf aus rechtlichen Gründen nichts dazu sagen.“ Am 4. Juni müssen die Unterlagen – insbesondere wegen der 40-Millionen-Nordic-Bond-Anleihe (fällig im November) – bei der DFL hinterlegt sein. Alles läuft auf langfristige Bankkredite zu niedrigen Zinsen (6,5 statt bisher 10,5 Prozent) hinaus. Huschen sagt nur: „Wir sind sehr optimistisch, dass unsere Planungen in unserem Sinne aufgehen werden. Ich würde hier heute nicht sitzen, wenn ich nicht sehr, sehr optimistisch wäre.“
Huschen hat seine Hausaufgaben gemacht und sein Prinzip ist eigentlich simpel: „Es ist eine Frage der Mentalität. Man darf nicht mehr ausgeben, als man eingenommen hat. Das ist nicht wirklich so schwer. Ich lasse mich nächstes Jahr daran messen, ob wir dann Nettogewinn haben.“