Was hat dieser Mann nicht alles erlebt? Welche Geschichten könnte er erzählen? Genug, um ein dickes Fußball-Buch zu füllen. Doch Peter Pekarik (37), der bescheidene Abwehrspieler aus der Slowakei, suchte nie das Rampenlicht, wurde nicht als Plaudertasche auffällig und gilt als absolut seriös, als äußerst disziplinierter Arbeiter.
2007, als junger Bursche, wurde er mit MSK Zilina Meister in seiner Heimat. 2009 hielt er die heiß begehrte Meisterschale der deutschen Bundesliga in die Höhe, als er zum Team des VfL Wolfsburg unter dem strengen Cheftrainer Felix Magath gehörte.
Nach seinem Wechsel zum damaligen Zweitligisten Hertha BSC im August 2012 stieg er unter Coach Jos Luhukay sofort in die Erste Bundesliga auf. Zu seinen Teamkameraden gehörten etwa Peter Niemeyer, Sandro Wagner, Fabian Lustenberger, Adrian Ramos und der schussstarke Brasilianer Ronny. Damals brach die Mannschaft viele Rekorde, erzielte die meisten Tore der Liga, kassierte die wenigsten Gegentreffer und blieb 21 Spiele in Serie ungeschlagen. Peter Pekarik war als rechter Verteidiger eine feste Größe.

Pekarik erlebte bei Hertha BSC acht verschiedene Trainer
Was folgte, waren bis zum heutigen Tag 190 Erstligaspiele/4 Tore unter den Trainern Pal Dardai (den erlebte Pekarik gleich dreimal als Chef), Ante Covic, Jürgen Klinsmann, Alexander Nouri, Bruno Labbadia, Tayfun Korkut, Felix Magath und Sandro Schwarz. Hinzu kamen 22 Duelle in der Zweiten Liga. Jetzt ist sein Vertrag ausgelaufen.
Zuletzt waren die Einsatzzeiten des dienstältesten Hertha-Profis unter Dardai, der Pekarik als „absoluten Musterprofi“ bezeichnet, nur noch marginal zu nennen. Fünfmal wurde er eingewechselt, war aber als beliebter Oldie wichtig für die vielen jungen Profis in der Kabine, beim Training und auf der Ersatzbank. Stets hielt er sich fit und einsatzbereit. Am ersten Mai-Wochenende etwa spielte er 60 Minuten in der U23 beim Sieg gegen Rot-Weiß Erfurt in der Regionalliga, setzte sich danach in den Flieger, um später bei den Profis als Reservist beim Duell im fernen Elversberg im Saarland dabei zu sein. Über seine Rolle, die zuletzt eher einem Mentor für die Talente glich, murrte Pekarik nie.

Zuletzt war Pekarik in der Kabine von Hertha BSC wichtiger als auf dem Platz
Er wusste, auch so konnte er sich im Kreis der Hertha-Profis gut auf die Europameisterschaft vorbereiten, die er mit der Nationalelf der Slowakei zum dritten Mal erreicht hatte. Dort – im Nationalteam – war und ist Pekarik eine unverzichtbare Größe und steht nun mit überaus stattlichen 125 Länderspielen auf Rang zwei der „ewigen“ Einsatzliste der Slowaken. Nur Marek Hamsik (36/lange bei SSC Neapel aktiv) rangiert mit 138 Spielen vor ihm. Nun trifft er bei der EM in Gruppe E auf Belgien, Rumänien und die Ukraine.
Kurios: Sein italienischer Nationaltrainer Francesco Calzona (55) trainierte in einer Doppelrolle auch seit Februar den italienischen Meister SSC Neapel, der in dieser Spielzeit mit Calzona schon den dritten Coach beschäftigt und ins Mittelfeld abgestürzt ist.
Wie Pekarik tickt, zeigte sich bei Hertha in der Schlussphase der Saison 2021/22 eindrucksvoll, als sein alter Meistercoach Felix Magath Hertha in der Relegation gegen den Hamburger SV im letzten Moment vor dem Abstieg rettete. Damals verzichtete Pekarik sogar auf Länderspiele und sagte: „Ich kann doch jetzt nicht zum Nationalteam fahren, Hertha ist wichtiger!“ In den beiden dramatischen Relegationsspielen (0:1, 2:0) stand er jeweils 90 Minuten auf dem Platz.

Das Aus bei Hertha BSC muss noch nicht das Karriere-Ende sein.
Dem Magazin „Kicker“ gab Pekarik vor wenigen Wochen ein ausführliches Interview, eine durchaus seltene Geschichte. Dort verriet er, wie er seine Zukunft nach der EM plant. „Nach dem Championat sprechen wir bei Hertha über meine nächsten Schritte. Es gibt von beiden Seiten den Wunsch, dass ich nach meiner Laufbahn bei Hertha bleibe und meinen Beitrag leiste.“ Möglich scheint aber auch, dass Pekarik noch ein Jahr anhängt – bei einem anderen Verein, vielleicht in der Slowakei, wo alles begann.