Eiserne Tugenden gesucht!

„Nicht union-like“: Eiserne holen wieder ihren Krisenhammer raus!

Nach dem 2:4 beim BVB und der siebten Pleite in Folge vermisst der 1. FC Union die eisernen Tugenden. 

Author - Sebastian Schmitt
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Ärgert sich über das teils naive Abwehrverhalten seiner Spieler: Urs Fischer, Trainer des 1. FC Union. 
Ärgert sich über das teils naive Abwehrverhalten seiner Spieler: Urs Fischer, Trainer des 1. FC Union. pepphoto/imago

Es sind zwei Wörter, die eine enorm große Tragweite haben. Entsprechend rar wird der Begriff beim 1. FC Union verwendet. Doch wenn diese Worte fallen, weiß nicht nur jeder in Köpenick, dass etwas so richtig in Schieflage geraten ist. „Nicht union-like“: Eiserne holen wieder ihren Krisenhammer raus!

„Wir wurden heute über 90 Minuten abgefertigt, das war nicht union-like“, erklärte Rani Khedira. Nein, nicht nach dem wilden 2:4 in Dortmund, bei dem Unions eigentlicher Mittelfeld-Motor weiterhin verletzt fehlte. Khedira sagte das im März, nach dem 0:3 bei Union Saint-Gilloise und dem sang- und klanglosen Achtelfinal-Aus in der Europa League. 

„Wir haben keine Zweikämpfe gewonnen und kaum zweite Bälle erobert. Das war gar nicht union-like.“ Nein, auch dieser Satz von Christopher Trimmel fiel nicht am Sonnabend, sondern im April, nach dem 0:2 im Pokal-Halbfinale bei Eintracht Frankfurt, das Unions Finaltraum platzen ließ. 

Manager Oliver Ruhnert kritisiert Spieler des 1. FC Union deutlich

Urs Fischer macht sich nach dem Spiel beim BVB Sorgen um den 1. FC Union. 
Urs Fischer macht sich nach dem Spiel beim BVB Sorgen um den 1. FC Union. Kirchner-Media/imago

Doch nach der Pleite beim BVB, der siebten Niederlage in Serie, wurden die zwei Wörter das dritte Mal benutzt. Diesmal allerdings von höchster Stelle. Manager Oliver Ruhnert ärgerte sich dermaßen über die Art der Niederlage in Dortmund, dass er sagte: „Das ist nicht unser Spiel, von dem wir leben. Es ist zu einfach, gegen uns Tore zu erzielen. Das ist nicht union-like.“

Aber was bedeutet „union-like“ eigentlich? Union-like bedeutet: immer Vollgas, immer zusammen, mit gesunder Härte, durchaus mal ekelig, kein Zweikampf wird gescheut und vor allem in der Defensive stabil. Beim BVB war davon besonders in der zweiten Halbzeit gar nichts mehr übrig. 

Im Gegenteil: Der 1. FC Union schenkte das Spiel her, machte individuelle Fehler, die auch das Kollektiv nicht bereit war aufzufangen.

Urs Fischer nennt Abwehrverhalten beim BVB „naiv und dumm“

Das sah auch Ruhnert und wurde entsprechend deutlich: „Was ich ehrlicherweise nicht verstehe, ist, wie wir aus der Halbzeit gekommen sind und wie passiv wir geworden sind. Dass du in Dortmund spielst und den Eindruck hast, dass Dortmund nicht den besten Tag hat, und wir uns dann so zurückziehen, hat mir nicht gefallen.“

Cheftrainer Urs Fischer legte bereits nach dem brutalen 2:3 gegen Sporting Braga in der Champions League den Finger in die Wunde. Nun wird der Schweizer noch deutlicher: „Wie du das zweite und dritte Gegentor bekommst, geht auf diesem Niveau so nicht. Da fehlt jegliche letzte Konsequenz, da gibt es klare Abmachungen. Wenn ich sehe, wie wir die vier Gegentore verteidigt haben, ist das einfach ungenügend.“

Der 1. FC Union steckt in der größten Krise seit Jahren

Besonders der Doppelschlag nach der Pause innerhalb von neun Minuten, in denen die Eisernen eine 2:1-Führung beim BVB sorglos verspielten und sich sogar auswärts auskontern ließen, brachte Fischer für sein Naturell regelrecht auf die Palme: „Wir haben uns dumm, naiv angestellt. So einfach darfst du es Dortmund nicht machen.“

Klar ist: Der 1. FC Union steckt in seiner größten sportlichen Krise seit vielen Jahren. Ruhnert: „Es ist für uns alle, für den Trainer, Manager und den gesamten Klub eine Situation, die wir so zum ersten Mal haben.“

Union-Trainer Fischer will „positive Haltung“ sehen

In der Länderspielpause sollen die Wunden geleckt und die eiserne Wagenburgmentalität wiederhergestellt werden. Fischer: „Wir haben unsere Themen und Baustellen, an denen wir zwingend arbeiten müssen. Trotzdem braucht es eine positive Haltung. Ohne positive Haltung lasse ich es lieber bleiben.“

Fischer nimmt zwar die Wörter Abstiegskampf und Klassenerhalt nicht in den Mund, holt aber den Krisenhammer raus: „So haben wir uns das nicht vorgestellt. Es wird eine ganz schwierige Spielzeit werden. Aber wir haben nach wie vor eine Zielsetzung, die heißt: 40 Punkte.“