Einen Tag nach der würdigen Trauerfeier für den verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein beim 2:2-Heimspiel gegen Düsseldorf streiten sich tatsächlich einige Fans über die Stille während des Spiels – oder andere sagen: die Nicht-Unterstützung des Teams durch die Ostkurve. Herthaner, das kann doch nicht wahr sein!
Ich persönlich hätte es auch besser gefunden, wenn es nach der Schweigeminute und dem Anpfiff einen normalen Support gegeben hätte, weil es der Mannschaft geholfen hätte. Doch das ist nur meine Meinung, mein Gefühl, mit Trauer umzugehen. Schnell zurück in die Routine, um den Schmerz zu vergessen.
Es gibt bei Trauer kein richtig oder falsch, kein gut oder schlecht. Punkt! Jeder hat das Recht, auf seine Weise mit dem Tod eines nahestehenden Menschen umzugehen. Die Ultras, die eng verbunden waren mit ihrem Freund Kay Bernstein, waren sehr still. Ihnen daraus den miesen Vorwurf zu machen, dass sie die Spieler im Stich gelassen haben, ist nicht fair. Denn die allermeisten konnten wegen des unendlichen Seelenleids einfach nicht. Einfach mitfühlen und nicht urteilen oder streiten!
Mit noch ein paar Tagen Abstand wird allen bewusst werden, was an diesem Sonntag und davor geschah. Trotz des schlimmsten emotionalen Drucks spielte da kein Häufchen Elend gegen Düsseldorf, sondern kämpfende Hertha-Profis gegen zwei Gegner: Düsseldorf und die Trauer. Es gab kein 0:6 einer taumelnden Truppe, die auseinanderfällt, sondern ein 2:2. Ein Punkt, der sich wie ein Sieg anfühlt.