Immer wieder Januar. Der kalte Wintermonat scheint für Michael Preetz der Zeitpunkt für weitreichende Entscheidungen zu sein. Das fiel mir auf, als vor einigen Tagen die Meldung lief, dass Herthas ehemaliger Torjäger und langjähriger Sportchef wieder einen Job im Fußball-Geschäft antritt.
Ex-Hertha-Manager Michael Preetz soll Duisburg retten
Kapitel eins: Im Januar 2020 stieg er zusammen mit Trainer Jürgen Klinsmann zum „Transfer-Weltmeister“ auf, als Hertha mit den Millionen von Investor Lars Windhorst im Rücken den Spielermarkt aufmischte.
Kapitel zwei: Im Januar 2021 wurde Preetz wegen sportlicher Erfolglosigkeit als Geschäftsführer Sport entlassen. Zusammen mit Bruno Labbadia, dem zehnten Trainer, den Preetz seit 2009 verpflichtet hatte.
Kapitel drei: Im Januar 2024 verpflichtete der Vorletzte der Dritten Liga, der MSV Duisburg, genannt die „Zebras“, Michael Preetz als neuen und alleinigen Geschäftsführer Sport.
Michael Preetz drei Jahre nach Aus bei Hertha BSC auf Jobsuche
Lange hatte sich der 56-Jährige, der als Spieler und später als Manager zum beinahe „ewigen“ Herthaner aufgestiegen war, unsichtbar gemacht - eine Eigenschaft, die er als Torjäger nur äußerst selten an den Tag gelegt hatte. Bis auf einen Auftritt in der Sendung „Doppelpass“ auf Sport1 im November 2022, wo er sich bereit für neue Aufgaben zeigte, war von Preetz binnen drei Jahren nichts zu hören. Ich bin gespannt, wie Michael Preetz nach langer Job-Abstinenz auf seiner erst zweiten Manager-Station den Abstieg des MSV, einst Gründungsmitglied der Bundesliga, verhindern will.

Während die Mannschaft von Hertha BSC im Januar 2024 in der Zweiten Bundesliga kämpft und den tragischen Verlust des Vereinspräsidenten Kay Bernstein verarbeiten muss, ist es genau vier Jahre her, dass Preetz gemeinsam mit Cheftrainer Jürgen Klinsmann risikoreiche Entscheidungen traf, die im Verbund mit den schlimmen Auswirkungen der Corona-Pandemie den sportlichen und wirtschaftlichen Niedergang von Hertha beschleunigten. Mit den Nachwirkungen der teuren Transferoffensive haben die heutigen Verantwortlichen noch zu kämpfen.
Michael Preetz ließ sich bei Hertha BSC von Windhorst und Klinsmann mitreißen
Preetz, der noch 2015 vom Magazin „Kicker“ zum „Transfermeister“ gekürt worden war, weil alle seine Verpflichtungen einschlugen (Vedad Ibisevic, Vladimir Darida, Niklas Stark und Mitchell Weiser), ließ sich Anfang 2020 von der Maßlosigkeit von Klinsmann und Windhorst mitreißen. Die vier „Super-Profis“ Lucas Tousart, Krzysztof Piatek, Matheus Cunha und Santiago Ascacibar kosteten 77 Millionen Euro Ablöse, bekamen sehr lange und überaus üppige Verträge. Vier Jahre später sind die Spieler von einst überall verstreut, die Verantwortlichen schon lange nicht mehr im Hertha-Kosmos präsent.
Investor Lars Windhorst und Hertha gehen seit März 2023 getrennte Wege. Von Windhorst war jetzt zu lesen, dass die Luxus-Dessous-Marke „La Perla“, die zum Windhorst-Imperium gehört, in totale Schieflage geraten ist. Langzeit-Präsident Werner Gegenbauer trat im Mai 2022 von seinem Amt zurück und Jürgen Klinsmann, der Berlin im Februar 2020 fluchtartig durch die Hintertür verließ, ist seit 2023 Nationaltrainer von Südkorea.
Michael Preetz weiterhin Rekordtorschütze von Hertha BSC
Herthas Sportdirektor Benjamin Weber musste mit den Altlasten umgehen und vor allem die Großverdiener aus der Ära Preetz von der Gehaltsliste bekommen, was sich als schwieriges Unterfangen herausstellte. Den polnischen Nationalspieler Krzysztof Piatek konnte er am 18. Juli vorigen Jahren an Istanbul Basaksehir verkaufen. Und erst als er Dodi Lukebakio am 24. August 2023 an den FC Sevilla transferiert hatte und zehn Millionen Euro Ablöse einnahm, konnte Weber das Geld in neue Spieler investieren. Da waren allerdings bereits drei Spieltage in Liga zwei absolviert, in denen es drei Niederlagen hagelte.
Was aber bleibt von Michael Preetz, der nun in Duisburg agiert, bei der Hertha? Zwei Alleinstellungsmerkmale: Mit 23 Treffern in der Saison 1998/99 ist er der bislang einzige Torschützenkönig der Bundesliga der Blau-Weißen. Und mit 84 Toren (in 196 Spielen) thront Preetz an der Spitze der „ewigen“ Torjägerliste von Hertha BSC. Dort scheint er nach Lage der Dinge noch sehr lange zu bleiben.