Der klare KURIER-Kommentar

Hertha BSC: Tapfer gekämpft, aber wie lange hält die Trauer an?

Nach dem 2:2 gegen Düsseldorf müssen Herthas Spieler sich jetzt schnell von dem Schock über Bernsteins Tod erholen.

Author - Wolfgang Heise
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Kein Jubel! Herthas Stürmer Haris Tabakovic streckte ein schwarzes Trauer-T-Shirt nach seinem Tor zum 1:0 in die Höhe.
Kein Jubel! Herthas Stürmer Haris Tabakovic streckte ein schwarzes Trauer-T-Shirt nach seinem Tor zum 1:0 in die Höhe.dpa/Gora

Herthas Profis haben den größten Kampf gegen ihre eigenen Emotionen überstanden. Der Verein steht unter Schock, die Spieler haben trotz der bedrückenden Trauerkulisse im Olympiastadion nach dem Tod des Präsidenten Kay Bernstein nicht nur gespielt, sie haben gekämpft gegen ihre eigenen Gefühle und schafften ein 2:2 gegen Fortuna Düsseldorf.

Das Ergebnis war an diesem Tag völlig egal, es war wirklich nur Nebensache bei einem Spiel, das nur die Rahmenkulisse für die größte und bitterste Trauerfeier im deutschen Fußball war. Hertha BSC und die Fans haben es mit viel Würde geschafft.

Trainer Dardai sagte: „Ich bin sehr stolz auf die Jungs. Der erste Eindruck, wenn man ins Stadion geht, war schon belastend für alle bei der Stimmung.“ Es hat trotzdem geklappt. Doch nach diesem Tag kommt oft bei der Trauerarbeit eine Leere. Wie lange hält die Trauer um Kay Bernstein an? Wie tief sitzt der Schock noch in den nächsten Tagen?

Die Antworten darauf sind völlig ungewiss. Die Spieler, die nach dem Abpfiff gemeinsam auf der Tartanbahn ein schwarzes Transparent mit der Aufschrift „In tiefer Trauer um Kay“ trugen, hatten auch eine enge Verbindung mit dem herzlichen und nahbaren Präsidenten. Auch sie hat das alles bis ins Mark getroffen.

Doch sie müssen weitermachen, sie können sich keine lange Trauer leisten. So brutal dies auch klingen mag. Nächste Woche ist das nächste Spiel bei Wehen Wiesbaden. Danach folgt am 31. Januar das wichtigste Heimspiel der jüngeren Vereinsgeschichte: Pokalviertelfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern. Die Chance ist riesig, dass der Pokaltraum für Hertha BSC weitergeht. 

Kay Bernstein hatte noch im Trainingslager vor 14 Tagen darüber gesprochen. „Mit Hochdruck weiterarbeiten“, war sein Lebensmotto. Diesen Auftrag hat jetzt das blau-weiße Team. Siege und Glücksgefühle lassen langsam die tiefe Trauer verschwinden ...