Der Schmerz sitzt tief bei Hertha BSC. Präsident Kay Bernstein (43) verstarb am Dienstag. Der Schock, das Erschüttern, die Trauer waren Sonntag beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf, welches 2:2 (2:1) ausging, im Olympiastadion bei jeden 42.902 blau-weißen Seele zu spüren. Eine Partie mit gespenstischer Gänsehaut in Gedenken an Kay Bernstein.
Um 12.45 Uhr wurde die Andacht des Stadionpfarrers Bernhard Felmberg für den Boss der Herzen in der Arena auf den Videowänden übertragen. „Kay war immer positiv. Er hat einen kleinen Apfelbaum auf dem Vereinsgelände gepflanzt. Dieser ist jetzt noch klein und trägt noch keine Früchte, aber er wird wachsen“, war der prägendste Satz. Die Fans standen da das erste Mal von ihren Plätzen auf und viele weinten und nahmen sich tröstend in die Arme.
Bersteins Sitz war geschmückt mit seiner Jacke

Ein Platz auf der Ehrenloge blieb leer. Oder doch nicht so ganz. Der Sitz, auf dem Bernstein immer Platz nahm, war geschmückt mit seiner blauen Retro-Kult-Jacke, mit Blumen und einem Megafon, das er vor 20 Jahren als Vorsänger der Ultras benutzte.
Vor dem Anpfiff stand ein anderer am Mikrofon. Stadionsprecher Fabian Wachsmann hatte an diesem Tag die härteste Aufgabe. Vor der Schweigeminute musste er die Rede halten. Er versuchte es souverän und tapfer, doch bei diesen Worten, schluchzte er und war den Tränen nahe: „Kay, du wirst immer unseren Herzen bleiben!“
Es war der Moment der tiefsten Trauer. Danach folgte die Schweigeminute. Noch nie war das Olympiastadion so still, noch nie hat es so viel Trauer getragen. Die Fans in der Ostkurve rollten beim Anpfiff ein Banner aus: „Wir gießen deinen Baum mit unseren Tränen. In unseren Herzen wirst du ewig leben, Kay.“
Auch die Fortuna-Fans spannten ein Plakat auf: „Ein anderer Fußball ist möglich. In Gedenken an Kay Bernstein.“ Eine mitfühlende, faire Geste. Die an ein Bernstein erinnerte, der deutschlandweit, vereinsübergreifend sich durch seine Ansichten über Fußball mit weniger Kommerz und mehr Fan-Leben viel Respekt und Freunde verschaffte.
Totenstille im Olympiastadion
Als die Partie begann, gab es nur ein lautes „Ha Ho He, Hertha BSC“, danach war es acht Minuten so ruhig wie bei einem Gespensterspiel ohne Zuschauer. Gänsehaut, die selbst den Beton des Olympiastadions zum Weinen brachte. Düsseldorfs Anhänger feuerten dann zaghaft ihr Team an. Die Ostkurve, diesmal ohne bunte Fahnen, blieb ruhig und schwieg.
Bis zur 30. Minute, da traf Stürmer Haris Tabakovic wunderschön zum 1:0. Ein kollektiver Jubelschrei, ein lautes Ha Ho He. Der Schweiz-Bosnier jubelte nur Verhalten, ging zur Bank und hob ein schwarzes T-Shirt in die Höhe: „Wir Herthaner in tiefer Trauer!“

14 Minuten später jubelte Fortuna, weil Isak Bergmann Johannesson zum 1:1 getroffen hatte. Die Antwort der Ostkurve war das nächste Banner: „Wir werden alles geben, dass dein Traum Wirklichkeit wird. Aus der Kurve zum Präsidenten.“ Aber auch Derry Scherhant hatte eine Antwort und schoss das 2:1 nur zwei Minuten später. Wieder ein kurzer Torjubel der Fans, mehr nicht.
Danach war Pause und die Trauerruhe ging weiter. Fortunas Christos Tzolis traf nach Wiederanpfiff per Elfer zum 2:2 (50.).Es gab den nächsten Elfer für Fortuna, aber diesmal verschoss Tzolis (55.). Doch wen interessierte wirklich das Spiel? Herthas Fans waren in Gedanken bei ihrem Präsidenten. Im Himmel wird Kay Bernstein stolz auf seine Hertha-Familie sein, dass sie diesen schlimmen Trauertag so gut bewältigt hat.