Nächsten Sonntag gegen Schalke im Olympiastadion, Montag in Telki. Sie kennen Telki nicht? In dem kleinen Dorf, zehn Kilometer von Budapest entfernt, hat der ungarische Fußballverband sein Trainingszentrum. Zum ersten Mal wird Herthas Verteidiger Marton Dardai (22) bei Ungarns Nationalteam sein. Darum werden es die härtesten neun Tage seiner Karriere.
Marton Dardai, geboren in Berlin, hatte alle Junioren-Teams beim DFB bis zur U21 durchlaufen. Lange hatte er überlegt: Deutschland oder Ungarn, weil er die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt. Im Januar entschied sich der Defensivspezialist für das Land von Papa Pal und Mama Monica. „Es versteht sich von selbst, dass mir die Entscheidung nicht leicht gefallen ist, aber ich werde zukünftig für Ungarn auflaufen. Ich will mich an dieser Stelle ausdrücklich bei allen deutschen Fans und vor allem bei allen Trainern und Trainerteams des DFB bedanken“, schrieb Marton damals auf Instagram.
Jetzt folgte für Herthas Eigengewächs die Nominierung durch Ungarns italienischen Nationaltrainer Marco Rossi für die Testspiele gegen die Türkei (22. März) und Kosovo (26. März). Geschafft! Der EM-Traum lebt für Marton Dardai – mit Ungarn gegen Deutschland in der Gruppenphase.
Marton Dardai: Bei Hertha drückt Konkurrent Kempf
Doch bevor es so weit ist, muss Dardai sich endgültig bei Hertha unter seinem Vater als Trainer in der Abwehr durchsetzen. Vergangenen Sonntag machte er es schon prima beim 0:2 beim FC St. Pauli. Nach Verletzungspause kam er für Kapitän Toni Leistner zur zweiten Halbzeit in die Innenverteidigung. Trainer Dardai lobte: „Mit Marton hatten wir spielöffnende Pässe nach vorne, Ballbesitz und ruhigen Fußball. Da haben wir gepresst. Marton gibt gute Bälle nach vorne.“
Die Leistung muss der junge Innenverteidiger beim Heimspiel gegen Schalke am Sonntag (13.30 Uhr) bestätigen. Leistner, der als linker Innenverteidiger spielte (normalerweise spielt er rechts), hat er verdrängt, doch in den nächsten Wochen kommt sein Hauptkonkurrent Marc Kempf zurück. Der macht nach seiner Sprunggelenkverletzung wieder beim Hertha-Training mit und drückt, während Marton in Ungarn bei der Nationalmannschaft ist.
Da muss der zweitälteste Dardai-Sohn auch bei seinem Debüt gegen die Türkei und dann gegen Kosovo liefern. Es werden neun harte Tage für Marton. Nationaltrainer Rossi: „Marton Dardai ist der einzige Neuzugang im Kader. Auf dessen Leistung sind wir im Training und auch in den Spielen sehr gespannt.“
Dardai und Unions Schäfer haben gemeinsamen EM-Traum
Was die Nominierung noch pikanter macht: Dardai spielt dort zusammen mit Andras Schäfer (24) vom Lokalrivalen 1. FC Union. Blau-Weiß und Rot-Weiß gemeinsam für den EM-Traum – gegen Deutschland. Der Mittelfeldspieler der Köpenicker wurde nach anderthalb Jahren wieder nominiert. Wegen seiner hartnäckigen Fußverletzung mit drei Operationen musste Schäfer lange aussetzen.
Bei Union feierte er im November beim 1:1 gegen Augsburg sein Comeback. Seit der Rückrunde kommt er immer besser in Form und deswegen sagt Rossi auch Ja zu Schäfer: „Wir freuen wir uns ganz besonders für Andras, dass er diese sehr lange, schwere Zeit überstanden hat.“
Dardai und Schäfer haben dieses gemeinsame Ziel mit Ungarn: EM in Deutschland, gegen Deutschland. Am 19. Juni steigt das zweite Gruppenspiel in Stuttgart. ■