Zementierter Heimfluch

Hertha BSC: Zum Glück! Nur noch ein Heimspiel bis Weihnachten

Nach dem 2:2-Desaster gegen Ulm machen jetzt vier Auswärtsspiele und die Rückkehr von Reese und Demme Hoffnung.

Author - Wolfgang Heise
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Hängende Köpfe der Hertha-Profis nach dem 2:2 gegen Ulm vor der Ostkurve. Wieder mal wurden die Fans im Olympiastadion enttäuscht.
Hängende Köpfe der Hertha-Profis nach dem 2:2 gegen Ulm vor der Ostkurve. Wieder mal wurden die Fans im Olympiastadion enttäuscht.City-Press

Preisfrage: Was ist das Beste am Spielplan der DFL? Antwort: Hertha BSC hat bis Weihnachten nur noch ein Spiel im Olympiastadion und das erst in knapp drei Wochen gegen Aufsteiger Preußen Münster. Hurra, es gibt vier Auswärtspartien für die Blau-Weißen. Der Heimfluch hat sich nach dem 2:2 gegen den SSV Ulm so fest zementiert wie die Wände und Treppen der Betonschüssel.

Sieben Punkte in sieben Heimspielen, das ist zu wenig. Noch katastrophaler ist aber die Art und Weise, wie die Punkte an die Gäste verschenkt werden. Zweimal eine Führung einfach verdödelt. Für Trainer Cristian Fiel ist der gehemmte Verwaltungsfußball ein Rätsel: „Was mich umtreibt, dass wir es schaffen in Führung zu gehen und es dann nicht schaffen, auf dem Gas zu bleiben. Wir geben das Spiel aus mir unerklärlichen Gründen aus der Hand.“

Nach 13 Saisonspielen gibt es noch immer keine echte Balance im Team. Die Flügelspieler Derry Scherhant (22), Marten Winkler (22), Jon Thorsteinsson (25) und auch Palko Dardai (25) sind fast wirkungslos. Fiel sagt es so: „Wenn du ein System mit zwei Flügeln spielst, geht es darum auf den Flügeln die Duelle zu gewinnen. Wir müssen da mehr Duelle gewinnen und sauberer Pässe spielen.“

Trainer Fiel und die Balance: „Mehr Offensiv-Gen als Defensiv-Gen“

Doch das ist nicht das einzige Problem. Im Mittelfeld gibt es zu viele Defensivdefizite. Der Trainer gibt auch das zu: „Wir sind eine Mannschaft die gerne attackiert, wir spielen im Mittelfeldzentrum mehr mit Spielern, die mehr Offensiv-Gen als das Defensiv-Gen haben. Ich kann nicht mit Ibo Maza (19), Michael Cuisance (25) und mit Kevin Sessa (24) am gegnerischen Strafraum sein. Wenn der Gegner den Ball gewinnt, dann hast du ein Problem.“

Der Hurra-Stil zuhause, angetrieben von den eigenen Fans, könnte das Problem sein. Auswärts wird mit mehr Absicherung nach hinten gespielt. Wer sich jetzt fragt, warum lässt Fiel überhaupt die drei offensiven Spieler in der Formation ran? Es ist aus der Not geboren. Der eigentliche Sechser Diego Demme (33) fällt seit sieben Wochen aus. Und die drei Defensivallrounder Deyo Zeefuik (26), Pascal Klemens (19) und Marton Dardai (22), die ihn ersetzen könnten, mussten zuletzt in der Abwehrkette spielen, die dezimiert ist.

Reese-Comeback naht

Publikumsliebling Fabian Reese musste auf der Tribüne zuschauen, wie Hertha mal wieder einen Heimsieg verschenkte.
Publikumsliebling Fabian Reese musste auf der Tribüne zuschauen, wie Hertha mal wieder einen Heimsieg verschenkte.City-Press

Heißt: Ab jetzt herrscht erstmal das Prinzip Hoffnung. Publikumsliebling Fabian Reese (26) steht nach seiner Knöchel-OP vor vier Monaten kurz vor dem Comeback. Damit wird das Flügelspiel zumindest auf der linken Seite besser. Auch Mittelfeldboss Demme ist bald wieder einsatzbereit und könnte für defensive Stabilität sorgen.

Doch das wirklich Beste – es klingt paradox – sind jetzt drei Auswärtsspiele hintereinander. Freitag beim 1.FC Magdeburg, am darauffolgenden Mittwoch im Pokal-Achtelfinale beim 1. FC Köln und drei Tage später in Fürth. In der Fremde spielt Hertha einfach besser (elf Punkte) und ist konzentrierter in der Defensive (zwei Gegentore weniger kassiert als zuhause). Neun Tage zum Mut machen, vielleicht klappt es danach ja mit einem Heimsieg gegen Münster. Zum Jahresabschluss müssen die Blau-Weißen danach dann noch bei Hannover 96 ran.