Alle jubeln über Publikumsliebling Fabian Reese (26), der bei Hertha BSC gerade seinen Vertrag bis 2028 verlängert hat. Doch im Team gibt es noch einen Spieler, der das Zeug zum Richtig-Wichtig-Profi hat: Ibrahim „Ibo“ Maza, 18 Jahre jung, Edeltechniker mit viel Auge. Seine Spielweise in der Offensive ist brasilianisch, irgendwie erinnert das an die blau-weiße Legende Marcelinho (48, schoss von 2001 bis 2006 im Verein, 65 Tore). Ja, Hertha hat einen Mazalinho!
52. Minute in Braunschweig: Reese mit Rückpass auf Maza, der nach der Pause eingewechselt wurde. Der Teenie schlenzt die Kugel wunderschön zum 1:1 ins Tor. Ein Spielzug wie aus dem Lehrbuch, als ob sich beide blind verstehen. Das ist irgendetwas zwischen Instinkt und Kunst. Auf alle Fälle war der Treffer schön anzusehen.
Der gebürtige Berliner, Sohn eines Algeriers und einer Vietnamesin, macht Hertha mit seinen Tricks jetzt bunter. Als Zwölfjähriger wechselte er von den Reinickendorfer Füchsen in die blau-weiße Jugendakademie. Dribbling, feinste Ballbehandlung und Übersicht auf engstem Raum und das ganze Spielfeld. Der Feinschliff dauerte jetzt sechs Jahre.
Maza wurde im Turbo-Tempo zum Profi
Er spielte schon unter Pal Dardai, als der noch Jugendtrainer war. Der Chefcoach erzählt gerne eine Anekdote von damals: „Ich habe irgendwann zu Ibo gesagt, dass er eines der größten Talente von Hertha ist, aber dass er faul ist. Seit diesem Tag hat er Vollgas gegeben.“
Im Turbotempo wurde Maza Jungprofi. Sein Bundesliga-Debüt gab er am 30. April 2023. Ein Schnupperkurs der Extraklasse. Er durfte beim 0:2 beim FC Bayern für 25 Minuten ran. Vier Wochen später machte der U18-Nationalspieler beim 2:1 in Wolfsburg seinen ersten Bundesliga-Treffer und ist damit der jüngste Torschütze der Vereinsgeschichte.
Für alle war klar: Maza soll eine ganz zentrale Bedeutung für die neue Hertha-Mannschaft bekommen. Alles lief nach Plan – bis zum 15. Juli. Beim Testspiel gegen Molenbeek (2:1) im österreichischen Trainingslage bekam er einen Schlag aufs Knie. Fatal! Im August erfolgte eine Meniskus-OP.
Maza: Startelf-Debüt winkt gegen Holstein Kiel
Reha, Aufbautraining, die Hinrunde war für den Supertechniker gelaufen. Und Dardai stellte nur fest: „Ibo fehlt uns sehr.“ Für viele war diese Aussage damals noch nicht ganz ersichtlich. Ein Teenie? So wichtig? Als dann der Offensivkünstler im Dezember wieder auf dem Schenckendorffplatz Einzeltraining mit dem Ball machen konnte, sagte Dardai: „Ibo kann für überraschende Momente im Spiel sorgen, ist unbekümmert und frech. Ich freue mich auf seine schnelle Rückkehr.“
Aber so schnell ging es dann nicht. Weil Maza sich im Januar wie viele Spieler im Team mit dem Norovirus angesteckt hatte. Doch jetzt ist er da. Mini-Einsatz beim 2:1 in Fürth, 22 Minuten beim 3:2 gegen Magdeburg, jetzt 45 Minuten beim 1:1 in Braunschweig und sein erstes Tor in der Zweiten Liga. Mazalinho winkt schon bald die Startelf, vielleicht schon Freitag beim Heimspiel gegen Holstein Kiel. ■