Der klare KURIER-Kommentar

Herthas wunderschön verkehrte Welt: Alt macht Fehler, Jung bügelt aus

Ärgern über Bouchalakis' Fehler oder freuen über Maza und die Jungprofis? Das ist hier die Frage.

Author - Wolfgang Heise
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Herthas Superjuwel Ibrahim Maza jubelt über sein erstes Tor in der Zweiten Liga. Der Offensivkünstler rettete Hertha einen Punkt in Braunschweig.
Herthas Superjuwel Ibrahim Maza jubelt über sein erstes Tor in der Zweiten Liga. Der Offensivkünstler rettete Hertha einen Punkt in Braunschweig.City-Press

Normalerweise läuft es im Leben ja so: Die jüngeren Menschen dürfen Fehler machen, im Notfall korrigieren dann die Älteren. Bei Hertha BSC ist es gerade genau anders herum. Sahen alle beim 1:1 in Braunschweig. Der erfahrene Grieche Andreas Bouchalakis (30) leistet sich einen Fehlpass und die Blau-Weißen lagen in Braunschweig zurück. Teenie Ibrahim Maza (18) glich zum 1:1 aus.

Es ist bezeichnend für das, was gerade im Team passiert. Die Jungprofis drängen nach vorne und lösen langsam, aber sicher, die alten Spieler ab. Kapitän Toni Leistner (33) bekommt Druck und Bouchalakis steht eigentlich die ganze Zeit im Fokus. Als Sechser wurde er im Sommer von Olympiakos Piräus geholt, um das defensive Mittelfeld zu stabilisieren. Doch dafür sind seine Leistungen zu schwankend. Schon in der Hinrunde lief ihm Innenverteidiger Pascal Klemens (18) den Rang auf der Position ab. 

Gegen Braunschweig wieder. Nach der Pause beorderte Trainer Pal Dardai Shootingstar Klemens ins defensive Mittelfeld und Linus Gechter (19) verstärkte die Abwehr. Hertha hatte mehr Elan, mehr Schwung. Ja, genau von hinten haraus besser gespielt und vorne trickste der eingewechselte Ibo Maza. Der Edeltechniker ließ dann die Blau-Weißen mit seinem Tor zum 1:1 jubeln.

Zum Sieg hat es nicht gereicht. Doch soll man sich jetzt ärgern und einen Wut-Sirtaki wegen Bouchalakis stampfen? Nein! In der Tabelle klebt Hertha zwar im Mittelfeld fest, doch dieses Team entwickelt sich immer mehr. Die jungen Spieler stehen ihren Mann, sie verstecken sich nicht und bügeln die Fehler der erfahrenen Profis aus. Das ist gerade Hertha wunderschön verkehrte Welt.  

Bis zum Saisonende wird der Konkurrenzkampf von Woche zu Woche stärker werden und dann kommt vielleicht noch die erwünschte Siegesserie. Ibo Maza hat nach seiner Knie-OP im Sommer und der anschließenden Zwangspause wenigstens sofort in der Rückrunde wieder Fuß gefasst. Sobald er 100-Prozent-Fitness hat, wird er der neue Stammspieler als Spielmacher.