Viele Hertha-Fans trauern dem Mittelfeldkämpfer Lucas Tousart (26) noch immer hinterher. Der Franzose ging nicht einfach im Sommer. Er wechselte zum Stadtrivalen 1. FC Union. Herthas Sportdirektor Andreas „Zecke“ Neuendorf erklärte auf der Mitgliederversammlung den Anhängern noch mal eindringlich, dass man gar keine andere Wahl hatte. Er machte deutlich, wie dramatisch die finanzielle Lage in den vergangenen Monaten war. Es hatte auch etwas mit Dodi Lukebakio (26) zu tun.
Zecke lobt am Anfang Tousart: „Lucas war einer der wenigen, die mit Herz für Hertha gekämpft haben. Das haben alle gesehen und gespürt. Da ist klar, dass alle ihn hier gerne weiter gesehen hätten. Wir hätten ihn ja auch am liebsten behalten. Doch der junge Mann hat auch viel Geld verdient.“
Neuendorf: „Ohne Tousart-Verkauf würden wir in einem anderen Saal sitzen“

Rund 2,2 Millionen Euro hätte Hertha an Jahresgehalt für Tousart in der Zweiten Liga zahlen müssen. Zecke wurde deutlich: „Hätten wir Tousart nicht verkauft, würden wir jetzt in einem anderen Saal sitzen. Wir mussten ihn verkaufen.“ Das heißt: Der finanzielle Druck war Mitte Juli so groß, dass der Franzose schnell von der Gehaltsliste musste.
Der 1. FC Union machte als einziger Klub ein konkretes Angebot über vier Millionen Euro Ablöse. Auch der italienische Meister SSC Neapel war an Tousart interessiert. Doch die Italiener spielten auf Zeit, bekundeten zwar Interesse bei Hertha, hinterlegten aber nie ein echtes Angebot.
Zäher Lukebakio-Poker brachte Finanzdruck
Neuendorf: „Natürlich fiel es nicht leicht, Tousart an die Herren aus Köpenick abzugeben, es gab aber keinen anderen Klub.“ Zu diesem Zeitpunkt! Alleine die Gehälter der teuren Spieler Tousart, Krzysztof Piatek, Dodi Lukebakio, Suat Serdar, Alexander Schwolow, die damals alle noch bei Hertha angestellt waren, beliefen sich in den ersten zwei Wochen des Monats Juli auf insgesamt 446.000 Euro. Der KURIER berichtete damals darüber.
Im Juni gab es noch eine kleine Hoffnung, dass Tousart bei Hertha bleiben könnte. Doch dafür hätte Lukebakio sofort nach Saisonende verkauft werden müssen. Zecke: „Dodi war noch nicht verkauft.“ Der Poker um den belgischen Flügelflitzer, der den größten Transfererlös mit zwölf Millionen Euro vom FC Sevilla brachte, zog sich bis Ende August hin. Da war Tousart schon mehr als einen Monat beim 1. FC Union.