Torwart Marius Gersbeck (28), ein Kind der Fan-Kurve, träumte immer davon, dass er die Nummer 1 im Kasten von Hertha BSC wird. Er war im Sommer ganz dicht davor, als er vom Karlsruher SC zurück zu den Blau-Weißen wechselte. Doch aus dem Traum wurde ein Albtraum.
Mit einer Prügelnacht im österreichischen Trainingslager, einem anschließenden Strafverfahren und der vorläufigen Suspendierung im Klub, zerstörte er sich fast alles. Aber nur fast. Das Präsidium begnadigte ihn. Jetzt tratt Gersbeck den schweren Weg zurück in die Hertha-Familie an.
Der Gang zum Rednerpult auf der Mitgliederversammlung war für den Keeper herausfordernder als jede Laufeinheit auf dem Trainingsplatz. Angespannt mit viel Reue in jedem Gesichtsmuskel trat er ans Mikrofon und bat um Verzeihung. „Am 15. Juli habe ich den größten Fehler meines Lebens gemacht. Ich habe die gesamte Hertha-Familie schwer enttäuscht. Dafür möchte ich mich bei euch entschuldigen“, sind seine ersten Sätze. Danach die erste Erlösung für ihn. Die Herthaner im Saal klatschen Beifall.
Gersbeck trifft sich Mittwoch mit Fans, die ihn ablehnen

Sportdirektor Benjamin Weber ist erleichtert über die Reaktion der Fans: „Man hat gespürt, wie angespannt Marius vor seiner Entschuldigung war. Die Mitglieder haben goutiert, dass er sich gestellt hat.“ Schon im Vorfeld der Veranstaltung hatte Gersbeck viel unternommen. Mitglieder, die aus Protest wegen der Begnadigung, weil der Klub-Kodex „Keine Gewalt“, aus dem Verein austreten wollten, rief er persönlich an. In Telefongesprächen konnte er von 30 Anhängern 20 überzeugen, doch im Klub zu bleiben.
Sein erstes Ziel, bevor er überhaupt an ein sportliches Comeback im Profi-Team denken kann, ist, auch die restlichen zehn Mitglieder zu überzeugen, dass er es mit der Reue aufrichtig meint. Am Mittwoch will er sich nach dem Training mit ihnen treffen.
Gersbeck plant Sozialprojekt mit Kindern
„Ich werde euch in Zukunft den Menschen Marius Gersbeck zeigen, der seinen Fehler bereut und für die richtigen Werte und Normen steht“, verspricht der Keeper. Und es bleibt nicht nur dabei. In der Zukunft will er sich bei einem Sozialprojekt beteiligen: „Ich möchte Kinder und Jugendliche begleiten, damit ihnen nicht das widerfährt, das ich getan habe.“
Seit vergangener Woche darf Gersbeck wieder mit der Mannschaft trainieren und stand auch schon beim 6:1-Test gegen TeBe eine Halbzeit im Tor. Doch drei Monate ohne Teamtraining hat ihn auch sportlich zurückgeworfen. Momentan ist Tjark Ernst als Nummer 1 gesetzt und sein Vertreter ist Robert Kwasigroch.
Damit muss Gersbeck erstmal zufrieden sein und er sagt es auch demütig: „Ich bin dankbar dafür, weiterhin meine Erfahrungen in den Dienst der Mannschaft stellen zu dürfen. “ Doch sein großes Ziel hat er nicht aufgegeben: „Ich bin Herthaner durch und durch, der davon träumt, eines Tages im Olympiastadion aufzulaufen.“