Jetzt wird das ganze finanzielle Fiasko der vergangenen Jahre bei Hertha BSC richtig deutlich. Geschäftsführer Thomas Herrich legte die knallharten roten Zahlen beim Klub am Sonntag auf der Mitgliederversammlung vor. Die vergangenen Sommermonate waren dramatisch. Der Verein kämpfte ums Überleben.
Die schlechte Nachricht betrifft die vergangene Saison: Hertha BSC machte 22/23 einen Verlust von 99,1 Millionen Euro. Nur 117,6 Millionen Euro Erlöse gab es, das waren noch mal 21,7 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Die Kosten beliefen sich dabei aber auf 216,7 Millionen Euro. Noch im Winter hatte man nur mit einer Unterdeckung von 80 Millionen Euro gerechnet.
Doch daraus wurde trotz anlaufendem Sparkurs nichts. Herrich: „Die Effekte werden erst jetzt in dieser Saison wirklich greifbar. Wir waren auf der Intensivstation. Jetzt sind wir auf dem Weg in die Normalstation.“
Personalkosten um die Hälfte reduziert
Hertha bleibt erst mal ein Patient. Teure Spieler mit hohem Gehalt wurden verkauft bis verschenkt. Fast alle Transfers wurden aber erst nach dem 30. Juni, dem Stichtag der Bilanz, getätigt. Also sind sie noch nicht in den Büchern. Dort tauchen sie erst im Juni 2024 auf. Rund 25 Millionen Euro wurden durch Spielerverkäufe eingenommen, nur 5 Millionen für die Zweite Liga ausgegeben. Viel wichtiger aber: Die Gehaltskosten wurden drastisch gesenkt. Von 97,6 Millionen auf rund 50 Millionen Euro.
Die Sanierung betraf aber nicht nur den Profikader. Hertha musste von seinen 300 Mitarbeitern 80 Stellen streichen. Denn die Einnahmen schrumpften auch bei den wichtigen TV-Geldern auf nur noch 47,9 Millionen Euro. Und in der Zweiten Liga sind es jetzt nur noch rund die Hälfte.
Fans sind der Lichtblick
Doch bei all den Horrorzahlen gab es auch Positives – nämlich durch die Fans! Mehreinnahmen durch die Zuschauerzahlen, Mitgliederzuwachs und auch mehr Verkäufe von Fan-Artikeln. Herrich: „Das ist eine gute Entwicklung, wir können dankbar sein über die Unterstützung.“ Dann macht der Geschäftsführer, der harte Monate hinter sich hat, sogar einen Scherz: „Der Zuwachs beim Merchandising war nicht nur die Präsidentenjacke.“ Boss Kay Bernstein trägt seit seiner Amtsübernahme im Sommer 2022 eine blaue Trainingsjacke. Die wurde bei den Anhängern zum Kultobjekt.
Herrich: „Wir sind auf Konsolidierungskurs, auch in der Zweiten Liga. Der Prozess wird uns noch zwei, drei Saisons begleiten.“ Ein schneller Aufstieg in die Bundesliga würde helfen …