Hertha-Beben

Hertha-Aufsichtsratsboss Brüggemann tritt zurück und gegen Bernstein nach

Bei Hertha BSC rumort es weiter. Mit Knalleffekt trat der Aufsichtsratsboss Brüggemann zurück. Bildet sich jetzt eine Opposition gegen Präsident Bernstein?

Author - Wolfgang Heise
Teilen
Aufsichtsratsboss Klaus Brüggemann (r.) trat nach Streitereien mit Präsident Kay Bernstein (2.v.l.) zurück. 
Aufsichtsratsboss Klaus Brüggemann (r.) trat nach Streitereien mit Präsident Kay Bernstein (2.v.l.) zurück. imago images/Popow

Hertha BSC kommt nicht wirklich zur Ruhe. Die Mitgliederversammlung des Traditionsklubs begann am Sonntag mit einem Knalleffekt. Der umstrittene Aufsichtsratsboss Klaus Brüggemann (68) trat noch vor der Veranstaltung zurück und trat gegen Präsident Kay Bernstein (43) nach.

Der Konflikt zwischen dem jungen Präsidenten und dem alteingesessenen Herthaner Brüggemann schwelt schon seit der Wahl von Bernstein. Brüggemann hatte sich beim Wahlkampf im Sommer 2022 für Gegenkandidat Frank Steffel (57) nicht nur ausgesprochen, sondern ihn auch aktiv unterstützt. Bereits im November 2022 gab es den ersten Abwahlantrag gegen Brüggemann, der aber mit 51,6 Prozent gegen ihn scheiterte. Nötig wären 75 Prozent gewesen. Jetzt gab es den nächsten Antrag gegen ihn. Im Vorfeld gab es Streit wegen der Begnadigung von Torwart Marius Gersbeck (28), der sich im österreichischen Trainingslager im Sommer geprügelt hatte.

Brüggemann: „Bernstein ist mit dem Amt überfordert“

Der verletzte Hertha-Präsident Kay Bernstein sprach per Videobotschaft aus dem Krankenhaus zu den Mitgliedern.
Der verletzte Hertha-Präsident Kay Bernstein sprach per Videobotschaft aus dem Krankenhaus zu den Mitgliedern.imago images/nordphoto/Engler

„Ich habe meine Werte, ich lasse mich nicht verbiegen. Jeder, der mich gut kennt, weiß, dass ich mich nicht wegducke, wenn es schwierig wird“, erklärte Brügemann. Das war noch höflich, dann lederte er los: „Wie weit ist es gekommen, dass Leute weggemobbt werden. Kay Bernstein ist mit dem Amt überfordert.“ Dazu griff er auch seinen Aufsichtsratskollegen Dr. Torsten-Jörn Klein (59) an, der sein Vorgänger in dem Gremium war. „Dr. Torsten-Jörn Klein war am Niedergang des Vereins beteiligt“, so Brüggemann.

Die Vorgeschichte: Bei der letzten Wahl des Aufsichtsrats wurde Brüggemann völlig überraschend Boss und nicht mehr Klein. Ausschlaggebend war die Stimme von Renate Döhmer (73), die Sonntag auch zurücktrat. Der Aufsichtsrat besteht momentan nur noch aus Klein, Ex-Profi Andreas Schmidt (50) und Scott Körber (52). Der übernahm dann bei der Versammlung das Wort und erklärte: „Mit Blick auf unser Gremium ist die Satzung ganz eindeutig: Wir können mit drei Personen unsere Arbeit erfüllen, werden aber unverzüglich einen neuen Vorsitzenden bestimmen und die bestmögliche Entscheidung für Hertha BSC treffen.“ Also eine Nachwahl ist nicht notwendig.

Opposition bei Neuwahlen im Sommer 2024?

Ingmar Pering trat im Mai als Präsidiumsmitglied zurück. Will er im Sommer 2024 neuer Hertha-Boss werden?
Ingmar Pering trat im Mai als Präsidiumsmitglied zurück. Will er im Sommer 2024 neuer Hertha-Boss werden?imago images/Koch

Das ist beim Präsidium anders. Nach den Rücktritten von Ingmar Pering (57), der auch im Clinch mit Bernstein lag und eigentlich im Wahlkampf Vize-Präsident im Team Steffel werden wollte, und Tim Kauermann (38), der jetzt auf der Geschäftsstelle als Sanierer tätig ist, wurden mit Anne Noske (ehemalige Co-Pressesprecherin), Dr. Ralf Thaeter und Saravanan Sundaram drei neue Präsidiumsmitglieder nachgewählt.

Die turnusmäßige echte Präsidiumswahl findet im Herbst 2024 statt. Erst der Rücktritt von Pering im Mai, jetzt der von Brüggemann und Döhmer. Es formiert sich eine Opposition gegen Bernstein. Inwieweit sie sich in den nächsten Monaten wirklich entwickelt, ist fraglich.

Noch fraglicher ist ein Erfolg. Denn Bernstein hat trotz des Abstiegs enorme Unterstützung, weil die finanzielle Sanierung des Vereins voranschreitet, das Klima im Klub und mit den Fans noch nie besser war. Alleine im vergangenen Jahr gab es über 5000 neue Mitglieder. Knapp 50.000 Herthaner mit Vereinsausweis gibt es jetzt.