Hertha BSC hat seinen neuen Cheftrainer. Cristian Fiel (44) unterschrieb am Donnerstag einen Zwei-Jahres-Vertrag. Wer ist der Mann, der die Blau-Weißen zurück in die Bundesliga bringen soll? Der Deutsch-Spanier will offensiven, dominanten Fußball mit viel Ballbesitz spielen lassen. Was er von den Profis fordert: Immer Maximum auf dem Platz. Passiert das nicht, kann er knallhart zu den Spielern werden.
Fiel kommt viel Enthusiasmus zu den Blau-Weißen und ist richtig heiß auf den Job. Nach Dynamo Dresden und dem 1. FC Nürnberg sieht er den Traditionsverein von der Spree als nächste größere Hausnummer in seiner Trainerkarriere. Mit viel Fleiß und Akribie hat er sich nach vorne gearbeitet.
Fiel: „Ich will immer hundert Prozent von den Spielern sehen“
Und das verlangt er auch von allen Spielern ab dem 24. Juni, wenn die Saisonvorbereitung beginnt. Fiel: „Es gibt nichts Schöneres als den Fußball. Im Mittelpunkt stehen die Jungs auf dem Platz und nicht ich. Meine Aufgabe ist es, sie gut vorzubereiten. Ich will immer hundert Prozent von den Spielern sehen.“
Es gibt eine Anekdote aus Dresden, die ziemlich viel über Fiels Charakter sagt. Er kann ziemlich schonungslos und ohne Rücksicht auf Verluste ehrliche Kritik üben. Zum Ende seiner Spielerkarriere bei Dynamo platzte ihm im April 2015 der Kragen, als die Krise bei den Sachsen in der Dritten Liga nach einem 0:2 gegen den Chemnitzer FC immer schlimmer wurde.
Fiel und das legendäre Interview bei Dynamo Dresden

Als Kapitän des Teams stellte er sich danach vor die Kamera und versuchte eine knallharte Analyse: „Letzten Endes ist das, was der Verein für die Mannschaft tun kann, auch aufgebraucht. Und dann geht es irgendwann darum, was jeder persönlich bringt und was er investieren will. Um Fußballspiele zu gewinnen, da gehört so viel dazu. Da kann Mourinho an der Seitenlinie stehen und Uli Hoeneß Manager sein. Aber irgendwann sind es die Spieler, die es richten müssen. Und die richten es einfach nicht.“
Ihm war das Risiko bewusst, das er mit der Kritik an seinen Mitspielern eingeht. Doch dem Herzfußballer Fiel war es egal. Er erklärte es auch: „Von meinem Gefühl her wollen jetzt viele nicht mehr mit mir zusammenspielen, obwohl es die Wahrheit ist. Das haben wir uns selbst eingebrockt, weil wir nicht in den Spiegel geguckt haben und ehrlich zu uns waren.“
Nach diesen Sätzen von Fiel schraubte sich Dynamo in den letzten sieben Saisonspielen von Platz 11 noch auf Rang 6. Der ehemalige Mittelfeldspieler wurde bei Dynamo gefeiert, hatte da schon die ersten Trainer-Lehrgänge gemacht. Zu seinem Karriereende wurde sogar ein Dokumentarfilm mit dem Titel „Es war Liebe“ gedreht. Jetzt hat er eine neue Liebe entdeckt – Hertha BSC. Er muss die Fans nach dem Abgang seiner Vorgängers und Vereinsikone Pal Dardai von sich überzeugen. Eine Gemeinsamkeit gibt es auf alle Fälle: Schonungslose, harte Kritik, wenn sie nötig ist. ■