Fans pilgern zum Team

Hertha BSC nach Bernsteins Tod: Der traurigste Trainingstag seit 1892

Einen Tag nach dem Tod des Präsidenten Kay Bernstein versucht Hertha BSC in die Normalität zurückzukommen. Aber es fällt schwer.

Author - Wolfgang Heise
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Einen Tag nach dem Tod von Hertha-Präsident Kay Bernstein laufen Stürmer Haris Tabovic und Kapitän Toni Leistner mit trauriger Miene und hängendem Kopf auf den Trainingsplatz.
Einen Tag nach dem Tod von Hertha-Präsident Kay Bernstein laufen Stürmer Haris Tabovic und Kapitän Toni Leistner mit trauriger Miene und hängendem Kopf auf den Trainingsplatz.Imago Images/nordphoto/Engler

Klirrende Kälte, trotzdem kamen Mittwoch um 14 Uhr 250 Hertha-Fans zum Training der Profis auf den Schenckendorffplatz. In den schweren Tagen nach dem Tod des jungen Präsidenten Kay Bernstein (43) einfach zusammenstehen – Anhänger und Spieler. Gegenseitig Trost spenden und Kraft sammeln. Es war das traurigste Training seit 1892, seitdem der Klub besteht.

Schon am Dienstagabend versammelten sich viele Anhänger vor dem Olympiastadion, stellten Kerzen auf, legten Blumen nieder – für ihren verstorbenen Präsidenten. Das Dach der Arena war blau beleuchtet. Kay Bernstein, der den Klub in seiner kurzen Amtszeit mit viel Liebe und Offenheit erhellte, hatte die Herzen der Fans erobert. Doch sein Herz schlägt nicht mehr. Unfassbar, zwischen Schock und tiefer Trauer weinten viele Fans.

Fans gedenken Bernstein am Olympiastadion ...

Innehalten und Gedenken für Kay Bernstein. Ein Hertha-Anhänger verneigt sich vor dem Kerzen- und Blumenmeer am Olympiastadion.
Innehalten und Gedenken für Kay Bernstein. Ein Hertha-Anhänger verneigt sich vor dem Kerzen- und Blumenmeer am Olympiastadion.Imago Images/nordphoto/Engler

Auch Mittwoch standen viele Herthaner unter den Olympischen Ringen, schwiegen. Danach gingen sie zur Geschäftsstelle, trugen sich dort ins Kondolenzbuch ein, bevor es zum Trainingsplatz ging. Der von Bernstein ausgerufene Berliner Weg wurde an diesem Tag auf dramatische Weise zum Trauermarsch der Fans. Er soll Kraft geben, besonders für die Spieler, die auch alle geschockt sind. Als die Profis den Rasen betreten, bleiben die Anhänger still, kein aufmunterndes Klatschen, wie sonst üblich.

... und tragen sich ins Kondolenzbuch ein

Hertha-Fans trugen sich Mittwoch auf der Geschäftsstelle ins Kondolenzbuch für den verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein ein.
Hertha-Fans trugen sich Mittwoch auf der Geschäftsstelle ins Kondolenzbuch für den verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein ein.Imago Images/nordphoto/Engler

Kapitän Toni Leistner: „Vor drei Tagen saßen wir noch lachend an der Bar“

Ja, dieser Boss war nicht nur bei den Fans beliebt, sondern auch bei der gesamten Mannschaft. Kapitän Toni Leistner schrieb via Instagram: „Vor drei Tagen saßen wir noch lachend an der Bar in Spanien und haben über unsere Träume geredet. Ich möchte dir was versprechen, so lange ich Kapitän bin, werde ich unsere Träume weiter verfolgen und mit Leben füllen. Wir werden Hertha zu dem machen, wie du sie dir vorgestellt hast. Eine ehrliche Einheit, Wir-Gefühl und vor allem eine Familie. Deswegen sei dir auch sicher, wir, die Hertha-Familie, geben auch auf deine Familie acht. Danke für dein Vertrauen in mich und in uns alle. Dein Capitano.“

Sportdirektor Benjamin Weber und Trainer Pal Dardai versuchen tapfer in die Normalität zurückzukommen.
Sportdirektor Benjamin Weber und Trainer Pal Dardai versuchen tapfer in die Normalität zurückzukommen.Imago Images/nordphoto/Engler

Auch Vize-Kapitän Fabian Reese versuchte trotz der Trauer nach vorne zu schauen: „Wir als Hertha-Familie haben eine große Aufgabe, und Kay würde wollen, dass wir noch enger zusammenrücken.“ Mittwoch taten es Fans und Mannschaft, am traurigsten Trainingstag seit 1892. Für alle heißt es jetzt: Aufstehen! Kämpfen und Siegen! Sonntag (13.30 Uhr) spielt Hertha BSC zum Rückrundenauftakt gegen Fortuna Düsseldorf. Natürlich in Trauerflor, natürlich gibt es eine Gedenkminute im Olympiastadion. Doch die Fans werden sich für ihren Präsidenten der Herzen noch etwas Besonderes einfallen lassen. ■